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Tengelmann-Holding schnappt sich Woolworth

07.05.2010, 14:33

Frankfurt/Main/dpa. - Die angeschlagene Kaufhauskette Woolworth wird von einer Holding der Tengelmann-Handelsgruppe übernommen. Ein Sprecher des Frankfurter Insolvenzverwalters Ottmar Hermann bestätigte am Freitag den Vertragsabschluss.

Das Geschäft stehe aber noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Gläubigerausschusses und des Bundeskartellamtes. Woolworth werde mit seinem im vergangenen Jahr erarbeiteten Konzept als Ganzes erhalten. Alle 4500 Beschäftigten erhielten ein auf ein Jahr befristetes Arbeitsplatzangebot zu gleichen Konditionen wie bislang.

Die Gewerkschaft Verdi fürchte bei grundsätzlicher Erleichterung um die Tariftreue im neuen Unternehmen, sagte Verdi-Sprecherin Cornelia Haß in Berlin. Der an der Holding HH beteiligte Discounter Kik sei bereits in der Vergangenheit wegen sittenwidrig niedriger Löhne verurteilt worden. «Wir fordern langfristige Perspektiven auch für die Beschäftigten», sagte Haß. Unklar ist vor allem die Zukunft der rund 200 Beschäftigten in der Frankfurter Woolworth-Zentrale.

Nach dpa-Informationen hat die HH-Holding den Zuschlag unter zuletzt vier Bietern erhalten. Bei HH handelt sich um ein in Bönen bei Dortmund beheimatetes Konsortium des Handelskonzern Tengelmann mit seinen Discount-Töchtern Kik und Tedi. In Bönen sind auch Kik und die von der Frankfurter Mutter unabhängige Woolworth-Logistiktochter beheimatet.

Der zahlungskräftige strategische Investor HH war vor allem vom größten Woolworth-Vermieter, dem US-Finanzhaus Cerberus, im Verkaufsverfahren nachhaltig unterstützt worden. Gegen den Willen von Cerberus könne Woolworth nicht veräußert werden, hatte Insolvenzverwalter Hermann schon vor dem Deal erklärt. Cerberus besitzt mehr als die Hälfte der noch offenen 162 Woolworth-Filialen. Nach unbestätigten Angaben will HH sogar bereits geschlossene Woolworth-Filialen wiederbeleben.

Die HH-Holding äußerte sich nicht zu der Übernahme und verwies schriftlich auf Vertraulichkeitserklärungen, die man abgegeben habe. Einer der unterlegenen Bieter, der auf Einzelhandelssanierungen wie bei Sinn-Leffers spezialisierte US-Finanzinvestor Gordon Brothers, räumte seine Niederlage ein, lehnte aber weitere Kommentare ab.

Die vom bereits untergegangenen britischen Mutterhaus unabhängige Billig-Kaufhauskette Woolworth Deutschland hatte im April 2009 Insolvenz angemeldet. Der Insolvenzverwalter hatte nach eigenen Angaben ein neues Konzept erarbeitet, die Sortimente entrümpelt, rund 150 kleine und sehr große Filialen geschlossen und Woolworth zuletzt mit 162 Verkaufsstellen weitergeführt. Ziel sei immer der vollständige Verkauf der Kette gewesen, sagte Hermanns Sprecher. Das Konzept habe sich durchgesetzt. «Die Braut war nicht nur hübsch, sondern auch sehr begehrt.»

Insolvenzverwalter: http://dpaq.de/vWIsK