Telekommunikation Telekommunikation: Fusion von T-Online und Telekom ist weiter nicht wirksam
Darmstadt/dpa. - Damit hängt die Tochterfirma, die im April 2000 mit großem Werberummel an die Börse gegangen war, weiter in der Warteschleife.
Nach anfänglichem Zögern kam die erwartete Antwort des T-Online-Vorstands: Dem Aufsichtsrat werde vorgeschlagen, gegen den Beschlussunverzüglich Beschwerde einzureichen. In seinen schriftlichenEntscheidungsgründen habe das Gericht die Anfechtungsklagen inbreitem Umfang als unbegründet angesehen, betonte VorstandschefRainer Beaujean. Dabei verwies er vor allem auf die wirtschaftlichenVorteile der Fusion und Wachstumssynergien von mindestens 1 MilliardeEuro, die das Gericht nicht ausreichend gewürdigt habe.
So macht sich die Telekom doch noch Hoffnungen, dass dasOberlandesgericht in ihrem Sinne urteilt. Denn eine endgültigeEntscheidung im Hauptverfahren kann sich mehrere Jahre hinziehen biszum Bundesgerichtshof. «Die Fusion ist in weite Ferne gerückt»,glaubt Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung fürWertpapierbesitz (DSW). Er zeigt sich zufrieden mit der Nachricht ausDarmstadt. Denn mit ihr haben sich die Chancen der klagenden T-Online-Aktionäre verbessert. Kurz: «Jetzt gibt es keine normativeKraft des Faktischen durch einen Handelsregistereintrag».
Die DSW hält wie zahlreiche andere Kleinaktionäre den Beschlusszur Verschmelzung für nicht rechtens und hat Anfechtungsklageeingereicht. «T-Online braucht keine Verschmelzung mit der Telekom,um erfolgreich zu arbeiten», meint DSW-Hauptgeschäftsführer UlrichHocker. In dem Verschmelzungsvertrag werde nicht erläutert, warum T-Online im Alleingang schlechter da stehe als unter dem Dach derTelekom.
Ob Ricke will oder nicht - die Tochterfirma T-Online wird zunächsteine selbstständig handelnde Aktiengesellschaft bleiben. Das passt sogar nicht in die strategischen Pläne des Unternehmens. Der Griff indie T-Online-Kasse, in der 4 Milliarden Euro stecken, ist der Telekomweiter verweigert. Dabei hatte für das Vorstandsteam um Ricke allesso viel versprechend begonnen:
Am 9. Oktober 2004 segnete der Aufsichtsrat den Vorstandsbeschlusszur Wiedereingliederung von T-Online ab. «Nur der Weg der Fusionermöglicht für T-Online und damit auch für die Deutsche Telekom dienachhaltige Erschließung des breitbandigen Massenmarktes», begründeteRicke den Strategiewechsel. Nicht mehr die Ausgliederung derKonzerntöchter ist gefragt, sondern ihre Reintegration. So hatten esdie großen der Branche wie France Télécom, Telefónica oder TelecomItalia bereits vorexerziert.
Tatsächlich befinden sich die Telekom-Märkte national undinternational im Umbruch. Es geht um Konvergenz - das Zusammenwachsenvon Festnetz, Mobilfunk, Internet. Das so genannte Triple Play solles richten (Telefonie, Daten, TV) und den Unternehmen zusätzlicheGeschäfte erschließen. T-Online ist ein Baustein dazu.
Doch vorerst hat ein Gericht die Pläne durchkreuzt. Wenn in denkommenden Wochen nicht noch ein Wunder geschieht, wird Ricke 2006noch einmal als Vorsitzender des Aufsichtsrates von T-Online agierenmüssen. Denn im Verschmelzungsvertrag steht geschrieben: Wird diebereits beschlossene Fusion nicht bis zum 31. Januar 2006 insHandelsregister eingetragen, muss für das abgelaufene Geschäftsjahreine neue Schlussbilanz erstellt werden. Die Fusion verschiebt sichum ein Jahr. Für weitere Verzögerungen gelten die gleichen Fristen.