Telekommunikation Telekommunikation: Dem Telefonieren übers Internet gehört die Zukunft
Frankfurt/Main/dpa. - VoIP (Voice over Internet Protocol), gesprochenwahlweise «Wie-oh-ei-pie» oder eingedeutscht «Weup», heißt dieTechnologie im Fachjargon. Dank einer so genannten Flat Rate - alsoeiner Pauschalgebühr, die pro Monat entrichtet wird - ist dasTelefonieren auch für Privatleute auf einmal billiger und völligunabhängig von der Dauer.
Internet-Telefonie gab es bereits vor ein paar Jahren, doch wegender schlechten Qualität kam die Technik schnell in Verruf. Dasänderte sich mit dem Siegeszug des Start-up-Unternehmens Skype, dasmit Hilfe einer kleinen Software kostenlose Telefongespräche vom PCaus anbietet. Ein weiterer Schub kam durch Komplett-Angebote für VoIPund den schnellen Internet-Zugang via DSL oder Kabel für zu Hause -beim Telefonieren muss seither bei manchen Angeboten der Computernicht mehr eingeschaltet sein. In vielen Unternehmen ist dieTechnologie längst im Einsatz. Und der Anbieter Avaya-Tenovis bautbei der Fußball-WM in den Stadien ein Telekommunikationsnetz auf, dashauptsächlich auf VoIP basiert. Auch auf der weltgrößtenComputermesse CeBIT (9. bis 15.3.) in Hannover wird Internet-Telefonie ein wichtiges Thema sein.
Zahlen zur Verbreitung der Technik schwanken - dieForschungsgruppe Wahlen, die sich nicht nur mit Hochrechnungen beiBundestagswahlen beschäftigt, errechnete zuletzt, dass bereits jederzehnte Deutsche das Internet zum Telefonieren nutzt (und vielleichtgar nichts davon merkt). Selten kommt es zu Echos oder Verzögerungenbei der Sprachübertragung. «Man fällt sich dann gegenseitig insWort», berichtet Jochen Nölle, der zu dem Thema dasInformationsportal VoIP-Info.de betreibt. Doch eine echteBeeinträchtigung sei dies kaum noch, und mit der Qualität vonheutigen Handy-Gesprächen kann VoIP allemal mithalten.
Eine Herausforderung ist die Technik vor allem für solcheTelefongesellschaften, die bisher mit der Abrechnung von Gesprächenpro Minute ihr Geld verdienen. Die renommierte britischeWirtschaftszeitung «The Economist» verfasste daher eineTitelgeschichte mit der Schlagzeile «Wie das Internet das Telefon-Geschäft erledigte» - darunter sind umgeknickte Telefonmasten in derWüste zu sehen.
Die Experten sind sich einig, dass der Technologie die Zukunftgehört. Wenn Sprache und Daten über eine einzige Leitung ausgetauschtwerden, spart dies Kosten - gerade für Unternehmen. Ein Telefonat perMausblick am Bildschirm - ohne lästiges Wählen - dürfte in Büros baldStandard sein. Außerdem könnte es in Zukunft möglich sein, über eineeinzige Nummer per Telefon, Handy, Fax oder E-Mail erreichbar zusein.
ENUM (Eine Nummer für alle Dienste) heißt dieser Service, der nacheiner positiven Bewertung durch die Bundesnetzagentur vor wenigenTagen nun bundesweit zur Verfügung steht. Einen Nachteil gibt esallerdings auch: Lästige Telefonanrufe zu Werbezwecken werdenvermutlich stark zunehmen. Anders als bei unerwünschten E-Mailsheißen diese im Fachchinesisch aber nicht Spam, sondern Spit (Spamover Internet Telephony).