Telekom Telekom: Russische Sistema an Beteiligung interessiert
Moskau/Bonn/dpa. - Die Gespräche befänden sichaber noch in einem zu frühen Stadium, als dass man darüber öffentlichsprechen könne, verlautete am Mittwoch aus dem Umfeld derKonzernführung. Die russische Wirtschaftszeitung «Wedomosti» schriebunter Berufung auf Unternehmenskreise, Sistema führe Verhandlungenmit der Deutschen Telekom über den Erwerb eines großen Aktienpakets.Offiziell wollte sich Sistema nicht äußern, auch die Telekom lehnteeinen Kommentar dazu ab.
Nach einem Bericht der «Financial Times Deutschland» hat Sistemader Telekom-Konzernführung Vorschläge über einen Einstieg inHöhe von 10 bis 20 Prozent unterbreitet und dafür im Gegenzug eineBeteiligung an seiner Telefonsparte angeboten. Das «Handelsblatt»berichtete dagegen unter Berufung auf Berliner Regierungskreise, derrussische Präsident Wladimir Putin sei mit dem Versuch gescheitert,beim Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Deutschlandvor drei Wochen Sistema den Einstieg bei der Deutschen Telekom zuermöglichen. Der Bund besitzt noch knapp 15 Prozent der Telekom-Anteile, die staatseigene KfW-Bankengruppe weitere 16,9 Prozent.
Als Filetstück des Sistema-Konzerns gilt MTS, mit 58,2 MillionenKunden Russlands größter Mobilfunkanbieter. An MTS war die Telekomvor einigen Jahren bereits mit 40 Prozent beteiligt, allerdingsverkauften die Bonner ihren gesamten Anteil bis 2005 zum Abbau derSchuldenlast. Der frühere Telekom-Chef Ron Sommer hatte 2003 einenBeraterposten bei Sistema übernommen.
Sistema ist der größte private Mischkonzern in Russland mitAktivitäten vor allem in der Telekommunikation aber auch in denBranchen Technologie, Versicherungen, Finanzen, Immobilien undMedien. Der Konzernumsatz belief sich im ersten Halbjahr auf 4,6Milliarden Dollar (3,6 Mrd Euro). Mehrheitseigner ist der OligarchWladimir Jewtuschenkow, dem engste Geschäftsbeziehungen zum MoskauerOberbürgermeister Juri Luschkow nachgesagt werden.
Russische Experten äußerten die Vermutung, ein Einstieg bei derDeutschen Telekom könnte mit der auslaufenden Amtszeit von LuschkowEnde 2007 zusammenhängen. Mit der Verflechtung in internationaleUnternehmen sinke das politische Risiko für die Sistema-Eigner überden Termin hinaus, schrieb das Moskauer Brokerhaus Aton.