Telekom hält sich Komplettübernahme von ImmobilienScout offen
Bonn/Wiesbaden/Sydney/dpa. - Nach der Verkaufsankündigung der Aareal Bank hält sich die Deutsche Telekom eine Komplettübernahme des Internetportals ImmobilienScout24 offen. "Es gibt noch keine Entscheidung darüber, ob wir unser Vorkaufsrecht nutzen", sagte ein Konzernsprecher in Bonn auf Anfrage.
Die Aareal Bank will ihren 66,2-prozentigen Anteil an ein Konsortium um die australische Macquarie Bank verkaufen. Wegen des erwarteten Verkaufserlöses hob die Bank ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr an. Laut Finanzkreisen hat die Telekom vier Woche Zeit, sich zu entscheiden. Sprecher der Telekom und der Aareal Bank äußerten sich nicht dazu. Die Telekom kontrolliert 33,1 Prozent an dem Online-Immobilen-Suchdienst und besitzt ein Vorkaufsrecht für die übrigen Anteile.
Macquarie will zusammen mit dem australischen Medienkonzern PBL Publishing and Broadcasting Ltd 357 Millionen Euro für den ImmoScout-Anteil zahlen. Mit dem Abschluss des Geschäfts rechnen die Unternehmen bis Jahresende. Der Verkaufserlös werde den Überschuss der Aareal Bank im laufenden Jahr um rund 140 Millionen erhöhen, kündigte die Bank an. Die Eigenkapitalrendite nach Steuern werde dadurch auf deutlich mehr als 20 Prozent steigen. Bisher war ein Wert von mehr als 13 Prozent angepeilt worden. Würde die Telekom kaufen, so würden sich hieraus keinen Nachteile für die Aareal Bank ergeben, hieß es in Wiesbaden.
An der Börse wurde die Ankündigung freundlich aufgenommen. "Das ist eine positive Nachricht, nachdem Aareal ihre Verkaufspläne vor einigen Monaten auf Eis gelegt hatte", sagte ein Börsianer. Unmittelbar nach Handelsstart legte die Aktie der Bank um 4,27 Prozent auf eine Tageshoch von 33,49 Euro zu, gab danach aber einen Teil der Gewinn wieder ab. Am frühen Nachmittag lag sie mit 32,70 Euro noch 1,81 Prozent im Plus. Analyst Ronny Rehn von Morgan Stanley reagierte mit einer Anhebung des Kursziels von 47 auf 49 Euro.
Mit dem Erlös aus dem Verkauf will die Bank ihr Kerngeschäft stärken. Der ImmoScout-Ausstieg sei für die Bank ein "Meilenstein auf dem Weg zur Fokussierung auf das Kerngeschäft", sagte ein Bank-Sprecher am Donnerstag. Erst im Dezember hatte sich die Bank von ihrem Anteil an der Interhotel-Gruppe getrennt.
Im April hatte die Aareal Bank ihren Anteil an dem Internetportal von 30,5 auf 54,2 Prozent erhöht und anschließend weiter zugekauft. Aareal-Chef Wolf Schumacher hatte das Engagement aber stets als "reines Finanzinvestment" bezeichnet. Seine Bank suchte seit langem nach Ausstiegsmöglichkeiten, drohte bisher aber am Veto der Telekom zu scheitern. Früheren Medienberichten zufolge hatten der Axel Springer Verlag, Holzbrinck und Burda nach anfänglichem Interesse Abstand von einem Einstieg bei ImmobilienScout24 genommen.
ImmobilienScout24 wurde vor knapp zehn Jahren gegründet und ist nach eigenen Angaben deutscher Marktführer unter den Immobilienportalen im Internet. Über die Internetseite werden Immobilien zum Verkauf oder zur Miete angeboten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen bei 53 Millionen Euro Umsatz einen Vorsteuergewinn von 21 Millionen Euro.