Teehaus Radebeul Teehaus Radebeul: Eine Sorte für jede Tageszeit

Radebeul/dpa. - Historische Schachteln mit Teebeuteln, Jahrzehnte alte Tüten losen Tees, DDR-Kaffeedosen samt Inhalt - Joachim Schacht hat in seinem Büro ein kleines Tee-Museum angesammelt. Auf wenigen Quadratmetern dokumentiert er die Geschichte von Tee und Kaffee in Deutschland und damit ein Stück weit die Geschichte "seines" Unternehmens.
Der 51-Jährige arbeitet seit 34 Jahren bei der Teehaus GmbH in Radebeul, seit 1990 ist er Betriebsleiter. Das Stammhaus wurde 1882 gegründet. Bis heute ist es ein Familienunternehmen.
Teehaus gehört seit 1991 zur Teekanne GmbH in Düsseldorf. Die Dresdner Firmengründer zogen 1945 in den Westen Deutschlands. In Radebeul gründete sich der DDR-Betrieb VEB Kaffee und Tee. Nach der Wende fanden die Unternehmen wieder zusammen. "Ohne die Düsseldorfer Teekanne wäre es sehr schwer gewesen, sich auf dem Markt zu behaupten, wenn nicht tödlich", sagt Schacht. Insgesamt 18 Millionen Euro für Investitionen seien aus Düsseldorf nach Radebeul geflossen.
Das Teegeschäft in Deutschland ist nach Angaben des Deutschen Teeverbands in Hamburg stabil. Im Durchschnitt trank jeder Bundesbürger 2002 etwa 26 Liter Tee. Mehr als 18 500 Tonnen Tee wurden bundesweit verbraucht, rund 800 Tonnen weniger als noch im Jahr zuvor. Mittlerweile wandern 40 Prozent aller Teesorten im Beutel verpackt über den Ladentisch - wovon Schacht und seine 123 Mitarbeiter profitieren. Sie stellen pro Jahr 1,7 Milliarden Teebeutel her, bis zu 8 Millionen sind es am Tag.
Die Teehaus GmbH produziert neben Waren unter dem eigenen Namen auch Produkte für Teekanne. Bis in die berühmten Doppelkammerbeutel ist es für den Tee aber ein weiter Weg - von Asien und Afrika über Düsseldorf nach Radebeul. In der Hauptsaison testen zwei bis drei Spezialisten bis zu 500 Tees am Tag, erzählt "Senior Tea Taster" Jörg Sakulowski. Er ist im Düsseldorfer Stammunternehmen für den zentralen Einkauf und die Qualitätskontrolle der Schwarztees zuständig.
Hauptlieferant für Schwarztee ist Indien, woher etwa Darjeeling und Assam kommen. Bei der Auswahl der besten Sorten sind Auge und Nase gefragt - es kommt nach den Worten Sakulowskis auf den Gesamtcharakter an, vor allem auf die Blattstruktur. Ist der Tee in Deutschland angekommen, überprüfen ihn Sakulowski und seine Mitarbeiter an die fünf Mal. Die finale Abfüllung in Beutel erledigen Maschinen. Das Radebeuler Haus verlassen mittlerweile mehr als 100 verschiedene Sorten Schwarz-, Kräuter- und Früchtetees. Zuletzt kamen im Herbst die Früchtetees "Joghurt-Kirsche" und "Joghurt-Erdbeere" in die Verkaufsregale, für das Frühjahr sind neue Rotbusch-Kreationen angekündigt.
Teehaus-Produkte gibt es nur in 40er-Packungen. "Wir richten uns damit vorwiegend an Familien", sagt Schacht. Schon in seiner Kindheit sei das Teetrinken fester Bestandteil des täglichen gemeinsamen Abendessens gewesen. Tee sei dazu da, Ruhepunkte zu schaffen und die Kommunikation in der Familie zu fördern, meint er. Auch wenn das nicht dem Trend zur Single-Gesellschaft entspreche.
Der Hauptabsatzmarkt für Teehaus liegt weiterhin im Osten Deutschlands. Schacht hat es sich zur Aufgabe für die nächsten Jahre gemacht, den Bekanntheitsgrad im Westen zu steigern. Von einem Aufschwung für Ost-Produkte nach dem Film "Good Bye, Lenin" mag Schacht nicht berichten. "Ich behaupte, dass unsere Produkte nicht davon profitiert haben." Große Hoffnungen setzt er indes auf die EU-Beitrittsländer Polen und Tschechien. "Polen sind typische Teetrinker", sagt Schacht.