Technologiekonzern Technologiekonzern: Thüringen will bei Jenoptik aussteigen
Halle/MZ. - In Jena ist man alles andere als glücklich, da sich der Konzern derzeit in einer schwierigen Umbauphase befindet.
Das Land will sein 14,8-prozentiges Aktienpaket an Jenoptik verkaufen. Über genauen Zeitpunkt und Form des Verkaufs ist noch nicht entschieden. "Die Jenoptik hat sich gut entwickelt und der Freistaat ist vom Potenzial der Gesellschaft überzeugt", begründet Thüringens Finanzministerin Birgit Diezel (CDU) den Schritt.
Beim derzeitigen Stand der Aktie von 7,65 Euro würde das Landespaket etwa 60 Millionen Euro einbringen. "Der niedrige Aktienkurs ist kein optimaler Zeitpunkt zum Ausstieg", sagt Aktienanalyst Thomas Hofmann von der Landesbank Rheinland-Pfalz. "Für den Konzern ist es auch eher negativ zu sehen."
Denn das Flaggschiff der ostdeutschen Industrie besitzt leichte Schlagseite. Nach der Wende übernahm Lothar Späth die Sanierung des DDR-Kombinats. Mit Geldern durch Immobilienverkäufe und staatliche Subventionen machte Späth das Optik-Unternehmen wieder flott und kaufte sogar westdeutsche Firmen hinzu. 1998 erfolgte der erfolgreiche Börsengang - doch von einstigen Höchstständen von 33,71 Euro im Jahr 2000 ist die Aktie heute weit entfernt. Späth hinterließ seinem Nachfolger Alexander von Witzleben neben Schulden einen Gemischtwarenladen aus vielen Beteiligungen. Witzleben will nun das Börsenunternehmen auf die Sparte Photonics konzentrieren, die optische Systeme herstellt.
Der mit Abstand größte Bereich Clean Systems, der als einer der führenden Anbieter Reinräume für die Chipindustrie herstellt, soll verkauft werden. Dies gestaltet sich jedoch schwierig. Ein Börsengang der Jenoptik-Tochter M+W Zander zusammengefassten Reinraum-Aktivitäten wurde im Sommer abgeblasen. Der Konzern mit 9 000 Beschäftigten rechnet 2005 mit einem Umsatz bis zu 2,1 Milliarden Euro und einem Gewinn von 60 bis 70 Millionen Euro
Mit dem Anteilsverkauf von Thüringen und der niedrigen Notierung handeln Finanzexperten Jenoptik auch als möglichen Kandidaten für eine Übernahme. "Es gibt noch viele Probleme bei Jenoptik, doch für Investoren ist der Konzern interessant", so Aktienanalyst Hofmann. Zumal der Buchwert des Unternehmens derzeit höher liege als der Börsenwert. Unverständnis gibt es auch bei der Jenoptik-Belegschaft. Konzernbetriebsratschef Günther Reißmann sagte, es sei nicht zu verstehen, wieso das Land sich aus einem gewinnbringenden Unternehmen verabschiede, nur um Haushaltslöcher zu stopfen.