Tarifrunde Tarifrunde: In der Chemie gibt es eine Einmalzahlung
WÜRZBURG/DPA/MZ. - Betriebe, die die Wirtschaftskrise nahezu unbeschadet überstanden oder sich bereits erholt haben, sollen ihren Beschäftigten zusätzlich einen Bonus zahlen. Entgelterhöhungen wird es in der viertgrößten deutschen Industriebranche vorerst nicht geben.
Betriebsbedingte Kündigungen sollen weiterhin die absolute Ausnahme bleiben. Wie die Arbeitgebervertreter und die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie am Mittwoch in Würzburg mitteilten, hat der Tarifvertrag eine relativ kurze Laufzeit von elf Monaten. Je nach Bezirk läuft er zwischen Ende Februar und Ende April 2011 aus. Dann soll abermals verhandelt werden - auch über dauerhaft mehr Geld.
Die Chemieindustrie will darüber hinaus von 2011 bis 2013 bundesweit 9 000 neue Ausbildungsplätze pro Jahr anbieten und Übernahmen von Azubis finanziell unterstützen. Die Ausgelernten müssen allerdings IG BCE-Mitglied sein. Die Arbeitgeber wollen einen sogenannten Nachwuchssicherungsfonds in Höhe von 25 Millionen Euro einrichten. Bis zu 1 000 Ausgelernte, die nach ihrer Ausbildung eigentlich nicht übernommen worden wären, sollen so den Unternehmen erhalten bleiben. Übernommene Azubis sollen ein Jahr lang monatlich 1 000 Euro bekommen.
"Das Krisenbündnis Chemie steht", sagte der Verhandlungsführer des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC), Hans-Carsten Hansen. "Die Einmalzahlung beträgt pauschal 550 Euro, kann aber in den Betrieben flexibel bis auf 300 Euro herunterverhandelt werden" - etwa bei wirtschaftlicher Schieflage, erklärte er. Dann muss aber der Betriebsrat zustimmen. Schichtarbeiter erhalten mehr Geld - zwischen 611 und 715 Euro. Auszubildende können mit 150 Euro rechnen. Das Geld soll bis Ende Juni auf den Konten der Beschäftigten sein.
Die Chemie-Branche in Sachsen-Anhalt mit 13 300 Mitarbeitern hat ein schwieriges Jahr 2009 hinter sich. Mit 70 Prozent Grundstoffchemie war die rein chemische Industrie dem Abschwung voll ausgesetzt. Die Umsatzrückgang betrug im Jahresverlauf knapp 15 Prozent. Die Pharmaindustrie im Lande, die immerhin ein Fünftel zum Geschäftsvolumen der Gesamtbranche beitrug, kam auf sechs Prozent Umsatzplus.