Tarife Tarife: IG Metall will jetzt Haustarifverträge
Zwickau/dpa. - Nach den gescheiterten Tarifverhandlungen zur Einführung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metallindustrie bereitet die IG Metall jetzt Verhandlungen um Haustarifverträge vor. Am Montagmorgen sollen zunächst die Belegschaften über den Streikabbruch und die angestrebten neuen Gespräche informiert werden, sagte der 1. Bevollmächtigte der IG Metall in Zwickau, Stefan Kademann, am Sonntag der dpa. Laut Kademann werden bis dahin noch die Nachtschicht im VW Motorenwerk in Chemnitz und die SAS Cockpitfertigung Crossen bestreikt.
Laut Kademann soll zunächst ein Haustarifvertrag mit Volkswagen ausgehandelt werden. «Ich denke, am Montag gibt es die ersten Terminabsprachen», sagte er. Ursprünglich hatte Kademann erwartet, dass erste Gespräche bereits am Wochenende in Gang kommen würden. «Das läuft jetzt erstmal etwas zögerlich», sagte er. VW beschäftigt in Zwickau und Chemnitz rund 7000 Menschen. «Wir werden uns die Unternehmen Stück für Stück vorknöpfen», blickte Kademann auf die Verhandlungen um Haustarifverträge voraus.
Volkswagen will die Produktion in Wolfsburg am Dienstag voraussichtlich wieder anlaufen lassen. Am Montag werde die Produktion von Golf und Lupo auf Grund fehlender Teile aber noch ruhen, sagte VW-Sprecher Peter Schlelein am Sonntag. Bereits am Freitag hatten rund 10 000 Beschäftigte des Wolfsburger VW-Werkes unfreiwillig zu Hause bleiben müssen. Pro Tag werden normalerweise in Wolfsburg 2000 Golf und einige Lupos gebaut.
Erstmals seit 1954 hatte die IG Metall am Samstagmorgen eine Niederlage in einem Arbeitskampf eingeräumt. Die Gewerkschaft konnte die Einführung der 35-Stunden-Woche in der ostdeutschen Metall- und Elektroindustrie auch mit Streiks nicht durchsetzen. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und Verhandlungsführer Hasso Düvel kündigten in Berlin an, die seit vier Wochen andauernden Streiks beenden zu wollen.
«Ich habe großen Respekt vor der Entscheidung von Klaus Zwickel», sagte Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU). Es gehöre Mut dazu, eine falsche Entscheidung zu revidieren. «Ich appelliere an Arbeitgeber und Gewerkschaften, vernünftige Lösungen zu finden», sagte Milbradt. Sachsen müsse als Investitionsstandort weiterhin attraktiv bleiben.
Auch der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME), Andreas Winkler, begrüßte das absehbare Ende der Streiks. Als Sieger wollte er die Arbeitgeberseite aber nicht sehen. Winkler bedauerte, dass es keinen Tarifabschluss gegeben habe. Er warf Teilen der IG Metall vor, einen möglichen Tarifabschluss verhindert zu haben.