Talanx verklagt Bundesbank im Streit um Girokonto
Frankfurt/Main/dpa. - In einem Grundsatzstreit klagt der Versicherer Talanx gegen die Bundesbank. Talanx, zu dem HDI-Gerling und die Hannover Rück gehören, will ein eigenes Girokonto bei der Notenbank durchsetzen.
Nur ein Konto bei der Bundesbank sei wirklich insolvenzsicher, die Versicherer würden gegenüber den Banken, die allein ein solches Privileg hätten, benachteiligt, heißt es zur Begründung, wie die «Financial Times Deutschland» (FTD) schreibt. Es handele es sich um einen in der deutschen Finanzszene «beispiellosen Streit».
Die Notenbank bestätigte am Mittwoch in Frankfurt, dass sie den Antrag der Talanx AG (Hannover) auf die Eröffnung eines Kontos abgelehnt habe. Zur Begründung hieß es: «Die Deutsche Bundesbank führt grundsätzlich keine Konten für Wirtschaftsunternehmen.» Es sei auch richtig, dass die Talanx AG ihr Begehren derzeit auf dem Klagewege durchzusetzen versuche. Das Verfahren soll am 11. Februar vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt eröffnet werden.
Dem FTD-Bericht zufolge steht hinter der spektakulären Klage ein tiefes Misstrauen des drittgrößten deutschen Versicherers gegenüber den Geschäftsbanken. Zum einen gehe es um die Insolvenzsicherheit. Die Kundeneinlagen bei privaten Geldhäusern seien normalerweise vom Einlagensicherungsfonds abgedeckt - dieser allerdings sei «völlig unzureichend», sagte der Talanx-Sprecher dem Blatt. Die Probleme des Fonds nach der Pleite der deutschen Lehman-Tochter während der Finanzkrise hätten dies gezeigt.
Zudem begründet der Talanx-Konzern die Klage auch mit «einem erheblichen Wettbewerbsnachteil» der Versicherungsbranche gegenüber den Banken. Diese genössen gegenüber Versicherern, Industrieunternehmen und Privatleuten das Privileg, bei der Bundesbank Girokonten führen zu dürfen. Geschäftsbanken dürfen deshalb Konten bei der Notenbank haben, weil sie Geschäftspartner in geldpolitischen Operationen des Eurosystems sind.
Der Konflikt zwischen Talanx und der Bundesbank verweise generell auf ein tiefer gehendes Zerwürfnis zwischen Versicherungs- und Bankenbranche, berichtet die Zeitung. In der deutschen Versicherungswirtschaft herrsche die Auffassung vor, es seien die Banken gewesen, die die Finanzkrise im Wesentlichen verschuldet hätten - trotzdem würden die Versicherer als Finanzinstitute in Mithaftung genommen. Die Folge seien beispielsweise verschärfte Aufsichtsregeln und Bilanzstandards.