Tabak Tabak: Fleißige Hände ernten «grünes Gold»

Vierraden/dpa. - Ohne Pause pflücken Erntehelfer auf denTabakfeldern bei Vierraden (Uckermark) Blatt für Blatt des «grünenGoldes». 13 Tonnen werden täglich in die Trockenöfen der UckermarkTabak GmbH gefahren, aus denen zwei Tonnen Rohtabak gewonnen werden.«Das zehrt schon an den Kräften», sagt der polnische ErntehelferZygmund Skrobczynska. Seit drei Jahren macht er in Vierraden denJob. «Er ist lukrativ und bringt gutes Geld», meint der 29-Jährige.
In zwei Tabakerntemaschinen, die riesigen Blechwürfeln gleichen,sitzen jeweils acht Saisonarbeiter und trennen die reifen Blätter vonder Pflanze. Nur wenn die Maschine in eine neue Pflanzreihe gebrachtwird, haben die Tabakpflücker einige Minuten Pause. Arbeit im Akkord,bis zu zehn Stunden am Tag. «Es ist Knochenarbeit und die Pflückersind nach den drei Monaten ausgelaugt», sagt Ralf Molzahn,Geschäftsführer der Uckermark Tabak GmbH. Er schätzt die Erfahrungender Saisonarbeiter aus dem Nachbarland. «Fleißige Hände blatten ohneEnde», zitiert er einen gängigen regionalen Spruch.
Das schwierigste an der Tabakproduktion sei die Bestimmung desrichtigen Erntezeitpunktes, erläutert Molzahn. Allein das entscheideletztlich über Qualität und Ertrag. Denn nur gute Qualitätenerzielten auch hohe Preise. Die Sorte «Golta Virgin» sei robust undideal für die uckermärkischen Böden. Die 1,2 Millionen Pflanzen auf40 Hektar erbringen im Durchschnitt je 21 Blatt. Geerntet wird bisEnde September in maximal acht Durchgängen, wobei jedes Mal höchstenszwei bis drei Blätter abgenommen werden können.
«Nur die reifen, lindgrünen Blätter dürfen geerntet werden, sonstverbrennen sie regelrecht in den Trockenöfen», erklärt der Fachmann.Sechs Tage verbringt der Rohtabak in den Trockenöfen, wo ihm 80Prozent der Feuchtigkeit entzogen wird. 28 Öfen davon laufen inVierraden ununterbrochen. Der 32-jährige Molzahn hat den Tabakanbauvom Großvater gelernt und selbst über Jahre Tabak angebaut. Nach dernotwendigen Ausgliederung der Tabakproduktion aus der MilgetaAgrargesellschaft vor drei Jahren, hat er die Geschäftsführung desneuen Unternehmens übernommen.
«Waren 2001 noch 40 Tonnen Quote zu bringen, so sind wir derzeitbei 133 Tonnen angelangt», macht der Fachmann den Fortschrittdeutlich. «Wir hoffen, diese auch in diesem Jahr zu schaffen.» Dochmit der Qualität sieht es schlecht aus. Ein Hagelschauer sorgte fürerhebliche Schäden. Nach Schätzungen sind etwa 40 Prozent desBestandes betroffen. «Mit viel Masse und den Rücklagen können wir dashoffentlich ausgleichen.» Ein Rekordjahr wie 2002 werde es aber nichtgeben, sagt Molzahn. Mit Einbußen sowohl in der Menge als auch in derQualität sei zu rechnen.
Bis zum Jahr 2007 will das Unternehmen die Anbaufläche auf 60Hektar erweitern. «Die Einschränkung durch die neue EU-Verordnungzwingt uns zu expandieren», sagt Molzahn. «Damit können wir dieSubventionskürzungen über die Flächenprämie vorerst ausgleichen.»«Mit ihren 40 Hektar bestellten die Vierradener auch in diesem Jahrdie größte Anbaufläche in den neuen Bundesländern», sagt KurtZeretzke, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Nord-Ost-Tabak.
In der Prignitz und bei Frankfurt(Oder) seien Unternehmen mit je30 Hektar im Geschäft. Im gesamten Verbandsgebiet der neuenBundesländer bewirtschaften in diesem Jahr 125 Pflanzer eineAnbaufläche von 440 Hektar. Der Zigarettentabak «Virgin» stellt dabeimit 340 Hektar den Hauptanteil der Tabakproduktion.