Tabak-Ehe Tabak-Ehe: Imperial Tobacco steigt bei Reemtsma ein
Hamburg/London/dpa. - Der Hamburger Kaffee-Röster Tchibo verkauftseine traditionsreiche Zigarettentochter Reemtsma an den britischenKonzern Imperial Tobacco. Imperial bezahlt für Zigarettenmarken wieWest, Davidoff und R1 mehr als 6 Milliarden Euro. Nach der Übernahme,die auch Arbeitsplätze bei Reemtsma kosten könnte, ist ImperialTobacco der weltweit viertgrößte Zigarettenkonzern mit rund 4,7Milliarden Euro Umsatz (ohne Tabaksteuer). Das Unternehmenbeschäftigt dann mehr als 18 000 Mitarbeiter, hat 38 Fabriken undeinen jährlichen Ausstoß von 185 Milliarden Zigaretten.
«Wir passen perfekt zusammen», sagte der Chef von Imperial, GarethDavis, am Donnerstag in London. «Stellenverluste kann man nichtausschließen.» Falls Arbeitsplätze gestrichen würden, werde Imperialdas «überlegt» und «mit Einfühlungsvermögen» tun, versprach er.Fabriken würden in Deutschland nicht geschlossen. Das Ziel sei abermehr Effizienz. «Wir werden hart nach einer erhöhten Produktivitätstreben.» Bei der Produktion, beim Verkauf und bei der Werbungüberschneide sich manches, so dass dort nun eingespart werden könne.
Imperial Tobacco (John Player Special, Drum) übernimmt zunächst90,01 Prozent der Anteile und bezahlt dafür 5,221 Milliarden Euro.Zusätzlich erhalten die Gesellschafter von Reemtsma den Angabenzufolge eine Dividende von 810 Millionen Euro sowie weitere Zahlungenvon rund 230 Millionen Euro. Für die restlichen Anteile hat Imperialeine Kaufoption bis 2004/5. Der Erwerb muss noch von den Imperial-Aktionären und der EU-Kommission gebilligt werden.
Bisher gehörte Reemtsma zu 75,1 Prozent der Tchibo Holding AG. DerRest war in Händen der Reemtsma-Familie und kleinerer Teilhaber. DieGesellschafter der Familie Reemtsma und der Tchibo Holding AG habendem Verkauf einstimmig zugestimmt.
Ludger W. Staby, Vorsitzender der Tchibo Holding AG, teilte mit:«Wir bringen Reemtsma in ein Unternehmen ein, das weiteres Wachstumsichert.» Wofür der Kaffeeröster Tchibo die liquiden Mittel einsetzenwird, wurde nicht mitgeteilt. In Medienberichten hatte es immerwieder geheißen, dass Tchibo mit den Mitteln seinen Anteil amKosmetikkonzern Beiersdorf (Nivea) von derzeit rund 30 Prozentmaßgeblich aufstocken will. Dazu müsste aber die Allianz ihr 44-Prozent-Paket abgeben. Hintergrund für diesen möglichen Aktienerwerbist, dass die zerstrittene Tchibo-Eigentümerfamilie Herz dadurch ihreUnternehmensbeteilungen möglicherweise unter den Geschwisternaufteilen könnte. Das Unternehmen wollte auch auf Anfrage dazu keineStellung nehmen.
Imperial-Chef Davis sprach am Donnerstag von einer «einzigartigenGelegenheit», die sich seinem Unternehmen durch die Reemtsma-Übernahme biete. «Deutschland ist der größte Zigarettenmarkt inWesteuropa und nach Großbritannien der profitabelste.» Dazu komme,dass Reemtsma in den vergangenen zehn Jahren seine Positioninternational stark ausgebaut habe. Die fünf wichtigsten Märkte vonReemtsma - Deutschland, die Ukraine, Russland, Polen und Taiwan -ergänzten die geographischen Schwerpunkte von Imperial Tobaccoperfekt.