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Swatch Swatch: Eine Erfolgsgeschichte mit Zeitgeist

Von Heinz-Peter Dietrich 29.02.2008, 09:00

Biel/dpa. - Hayek, der am 19. Februar 80 Jahre alt wurde, rettete mit der Swatch die Schweizer Uhrenindustrie. Grundsätzlich sind 25 Jahre im Reich der Uhren kein Alter, eher über 200 sind der Maßstab. Aber die Swatch ist eine Ausnahmeerscheinung - sie ist Kult und Sammlerobjekt.

Als am 1. März 1983 in Zürich die erste Swatch in Zürich vorgestellt wurde, galt sie noch als «unmögliche Uhr». Zwölf Modelle waren es, die ab Herbst 1983 einheitlich 50 Franken (heute etwa 31 Euro) kosteten. Bisher sind es nun rund 5000, und insgesamt wurden bisher fast 370 Millionen Stück produziert. Das gab es so noch nicht: Eine leichte Plastikuhr mit lediglich 51 Komponenten statt der sonst üblichen über 90, die hohe Qualität mit einem sehr erschwinglichen Preis kombinierte. 1986 war dann das Jahr der eigentlichen Entfaltung, der Durchbruch der Marke Swatch. Es war der Anfang der Jagd auf die Kult-Uhr weltweit.

Seitdem hat sich die Swatch zur erfolgreichsten Armbanduhr aller Zeiten entwickelt. Immer neue Entwicklungen neben der Plastik-Swatch brachten etwa die Irony aus Metall oder die Swatch Skin Chrono als weltweit dünnster Chronograph hervor. Die Herstellung des Verkaufsknüllers ist wenig personalintensiv. Das Plastikgehäuse wird maschinell zusammen gepresst, aber - und das ist das Bemerkenswerte - verfügt über ein Qualitätsuhrwerk mit höchster Quarzgenauigkeit.

Die Swatch-Philosophie ist in vielerlei Hinsicht einmalig. Danach soll die Uhr nicht ein Leben lang Einzelstück bleiben, sondern je nach Gemütszustand, Jahreszeit, Stimmung, Umgebung oder Klima austauschbar sein. «Swatch ist eine eigene Art zu denken, des Verhaltens. Swatch ist Lebensstil», heißt es beim Hersteller dazu. «Wenn wir Maler, Designer und andere Künstler bitten, eine Swatch zu gestalten, wollen wir mehr, als einfach nur ein Zeitmessgerät produzieren. Wir wollen den Geist der Zeit einfangen».

Bei der ersten großen Swatch-Auktion 1990 in Mailand mit 99 Modellen wandelt sich die Uhr durch das Auktionshaus Sotheby's zum Kunstgegenstand und erzielt von da an immer höhere Preise. Mit einer weltweit auf 100 Stück limitierten Edition im Wert von 7700 Franken pro Uhr gab es Ende 2006 aber auch eine Swatch mit einem Rotationsuhrwerk und damit ein Zeitmesser von höchster Uhrmacherkunst. Damit brach Swatch mit den eigenen Traditionen, weil dieses Luxus-Spitzenmodell lediglich auf einigen ausgewählten Märkten erhältlich war. Auch Andy Warhol hat schon einmal eine Swatch kreiert.

Als Retter der Schweizer Uhrenindustrie wird Hayek - «Mr. Swatch» - in die Geschichte eingehen. Anfang der 80er Jahre wirkte er maßgeblich bei der Sanierung der beiden Schweizer Uhrenkonzerne ASUAG und SSIH mit. Diese fusionierten 1983 zum größten Schweizer Uhrenhersteller SMH. 1986 wurde Hayek dort Verwaltungsratspräsident und 1991 dank seiner Aktienmehrheit der eigentliche Patron des Konzerns.

1998 taufte Hayek, der auch die Idee zum Smart-Auto hatte, SMH in Swatch Group AG um. Diese ist nun nach eigenen Angaben weltweit der größte Produzent von Fertiguhren. Im vergangenen Jahr machte die Gruppe einen Umsatz von fast sechs Milliarden Franken (3,7 Milliarden Euro). Sie bietet 18 Marken in allen Preiskategorien an. Zur Swatch-Gruppe gehören neben der preisgünstigen Swatch auch Luxusmarken wie Breguet und Blancpain, aber auch die deutsche Glashütte Original. Am 1. Januar 2003 gab Nicolas Hayek die Führung des Uhrenkonzerns an seinen Sohn Nick Hayek jun. ab. Die Swatch bleibt.