Südkorea Südkorea: Kartellbehörde verhängt Millionenstrafe gegen Microsoft

Seoul/dpa. - Nach der EU-Kommission hat auch die südkoreanische Wettbewerbsbehörde eine millionenschwere Kartellstrafe gegenMicrosoft verhängt. Der weltgrößte Softwareanbieter habe seinemarktbeherrschende Stellung missbraucht und somit gegen geltendes Wettbewerbsrecht verstoßen, entschied die Handelskommission (FTC) in Seoul am Mittwoch. Sie ordnete die Zahlung eines Bußgelds von 33 Milliarden Won (etwa 27 Millionen Euro) an und verpflichtete Microsoft dazu, innerhalb eines halben Jahres unterschiedliche Versionen seines Betriebssystems Windows anzubieten.
Microsoft kündigte rechtlicheSchritte gegen die Entscheidung an, die nach Ansicht des Konzerns«unvereinbar» mit koreanischem Recht ist.
Nach dem Beschluss des FTC muss das US-Unternehmen künftig eineWindows-Version anbieten, von der das Medienabspielprogramm MediaPlayer und die Software für den Instant Messenger von Windowsausgekoppelt sind. Die andere Ausgabe muss Verknüpfungen zu Webseitenkonkurrierender Software-Anbieter ermöglichen.
Nach vier Jahre dauernden Ermittlungen kamen die koreanischenWettbewerbshüter zu dem Ergebnis, dass der US-Softwarekonzern seinevorherrschende Stellung bei Betriebssystemen ausnutze, umWettbewerber vom Markt auszuschließen. Durch die Bündelung von einerReihe von Softwareanwendungen in Windows verstoße Microsoft gegenWettbewerbsbestimmungen. «Microsofts Praxis der Programmbündelung inWindows verletzte die Interessen der Verbraucher, indem ein fairerMarktwettbewerb eingeschränkt wurde», sagte der FTC-Vorsitzende KangChul Kyu. Die «Korrekturmaßnahmen» gelten für zehn Jahre.
Die EU-Kommission hatte den US-Konzern im März 2004 wegenähnlicher Vorwürfe zur Zahlung eines Rekordbußgeldes von 497Millionen Euro verurteilt. Ein Berufungsverfahren von Microsoftläuft. Eine Entscheidung wird nicht vor Frühjahr 2006 erwartet.
Microsoft hatte die Vorwürfe des FTC bestritten. Das Unternehmenhabe sich «innerhalb koreanischen Rechts» geglaubt. Die Integrationvon Instant-Messaging- und Media-Player-Funktionen in Windows böteneinen «großen Wert für Verbraucher und Gelegenheiten für koreanischeEntwickler von Anwendungen, die auf Windows laufen», hieß es in einerErklärung. Der US-Konzern aus Redmond bekräftigte zugleich, dass erweiter Produkte für den koreanischen Markt entwickeln werde. ImOktober hatte der Konzern noch mit einem möglichen Rückzug vomkoreanischen Markt gedroht.
Die Entscheidung des FTC gegen Microsoft erfolgte trotz derfriedlichen Regelung in einem Rechtsstreit zwischen dem US-Konzernund dem südkoreanischen Internetanbieter Daum Communications. DasUnternehmen hatte Microsoft vorgeworfen, durch seine Monopolstellungden Wettbewerb zu verzerren. Vor vier Jahren hatte Daum eineentsprechende Beschwerde bei der südkoreanischen Kartellbehördeeingelegt. Bereits im Oktober hatte Microsoft mit Vereinbarungen inHöhe von 761 Millionen Dollar einen jahrelangen Kartelldisput mit demSoftwarehersteller RealNetworks friedlich regeln können. DerHersteller der Multimediasoftware Real Player hatte dagegen geklagt,dass Microsoft seinen Windows Media Player mit dem Betriebssystembündelt.