Studiengebühren Studiengebühren: Langzeitler müssen zahlen
Halle/Merseburg/MZ. - Unzählige Briefe wurden geschrieben, lange Anträge geprüft, endgültige Bescheide versandt. Jochen Thomsen von der Abteilung Studium und Lehre der Uni Halle sagt es offen: "Es war ein Knochenjob." Am Ende der Überprüfung von 2 951 Uni-Langzeitstudenten sind es derzeit 1 553 Studenten, die eine Semestergebühr von 500 Euro - gemäß des Hochschulgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt - zahlen müssen.
Dass die Ausgangszahl sich halbiert hat, kommt dadurch zustande, dass vielen der insgesamt 1 100 Studenten, die einen Antrag auf Erlass der Gebühren stellten, dieser auch gewährt wurde. "40 Prozent plädierten auf eine wirtschaftliche Notlage", erklärt Thomsen. 700 Studenten fielen aber auch plötzlich aus der Statistik, indem sie sich exmatrikulieren ließen: "Viele von denen waren nur so eingeschrieben und merkten, dass es jetzt ernst wird." Trotzdem: In der nächsten Runde, für das Sommersemester, sind schon wieder 2 100 Fälle registriert. 11,3 Prozent aller Uni-Studenten.
Auch an der Hochschule Merseburg betrieben die Mitarbeiter des Dezernats für Akademische Angelegenheiten einen großen Aufwand. "In der ersten Runde waren es noch 300 Studenten, nach der Prüfung sind es jetzt 185, die in die Kategorie gehören", sagt Dezernent Klaus Nebel, der alle betroffenen Langzeitstudenten zu einem persönlichen Gespräch zu sich ins Büro holte. "Da waren viele Hochschulwechsler dabei, manche hatten Urlaubssemester nicht gemeldet oder andere Nachweise vergessen." Die Quote für die Fachhochschule, an der das Studium traditionell straffer organisiert ist, als an einer Universität, liegt jetzt bei fünf Prozent.
Nicht alle Langzeitstudenten seien aber Bummelanten, sagt auch Jochen Thomsen. "Da gibt es tragische Schicksale, Leute zum Beispiel, die haben tatsächlich panische Prüfungsangst". Mit Studenten wiederum, die in finanziellen Notlagen seien, vereinbare man Ratenzahlungen oder vermindere gar den Gesamtbetrag. Genauso verfährt die Hochschule Merseburg. "Wenn diese Studenten noch mehr nebenher jobben müssten, verlängerte sich die Studienzeit ja weiter", so Klaus Nebel.
Einvernehmliche Lösungen gibt es trotzdem nicht in jedem Fall. Während Nebel keine Exmatrikulationen befürchtet, stellt Thomsen diese bereits in Aussicht. 709 Langzeitstudenten haben nämlich bis jetzt gar keinen Cent gezahlt, 231 haben immerhin die allgemein üblichen Semesterbeiträge überwiesen, sich aber die Gebühr geklemmt. Während letztere noch eine Chance kriegen, bekommt der Rest noch diese Woche blaue Briefe. "Es gibt Spielregeln, an die wir uns alle halten müssen."
Das Geld, das die Hochschulen einnehmen, dürfen diese aber auch selbst verwenden. In Halle sind das schon 251 000 Euro. "Maßnahmen zur Verbesserung von Studium und Lehre" sollen damit nun durchgeführt werden, keinesfalls sei das Geld zum Stopfen von Haushaltslöchern da, sagt Prorektor Wolfgang Schenkluhn. Ein probates Mittel zur Geldeinnahme und zur Senkung der Studentenzahlen sehe er in den Langzeitstudiengebühren jedoch nicht: "Aber es kann Studenten dazu anhalten, verantwortungsbewusst die Studienzeit zu absolvieren." Langfristig werde die Zahl der Langzeitstudenten mit der Einführung der neuen, straff organisierten Studienstruktur mit Bachelor- und Masterabschlüssen jedoch sinken.