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Stromausfall am 4. November Stromausfall am 4. November: Der Fehler saß in der Eon-Leitstelle

15.11.2006, 07:13

Bonn/dpa. - Der gesamte Störungsverlauf konnte den Angaben zufolge weitgehend nachvollzogen werden. Die Eon-Netzleitstelle habe die jeweilige Situation zwar grundsätzlich ordnungsgemäß beurteilt, aber unter hohem Zeitdruck nicht alle technischen Hilfsmittel für eine umfassende Lagebewertung genutzt, hieß es in dem Bericht. Für technische Fehlfunktionen von Leitungen lägen keine Hinweise vor. Auch sei die Einspeisung von aus Windkraft gewonnener Energie nicht ursächlich für den Ausfall.

Der Ursprung für den Stromausfall war die Abschaltung einerHöchstspannungsleitung über die Ems zwischen den NetzleitstellenConneforde und Diele. Schon vor dieser Abschaltung seifälschlicherweise angenommen worden, dass auch beim Ausfall einerweiteren Leitung eine Überlastung des Netzes ausgeschlossen sei, hießes in dem Eon-Bericht. Etwa eine halbe Stunde später seienÜberlastungen bei einer anderen Hochspannungsleitung aufgetreten,deren Ursache bislang nicht geklärt sei. Zur endgültigen Klärungdieses Phänomens seien noch zahlreiche Datensätze auch dereuropäischen Partner notwendig, sagte das bei Eon-Energie für dasNetz zuständige Vorstandsmitglied Klaus-Dieter Maubach.

Um diese Überlastungen auszugleichen, seien in einem Umspannwerkmehrere Leitungen zusammengeschaltet worden. Entgegen derEinschätzung der Mitarbeiter in der Netzleitstelle habe das zumgegenteiligen Effekt geführt, die Belastung sei schlagartigangestiegen. Das habe eine automatische Abschaltung ausgelöst. DerAusfall dieser zweiten Leitung habe schließlich einen Dominoeffektund damit eine vorübergehende Trennung des europäischen Verbundnetzesausgelöst.

Vor der Abschaltung der Leitung über die Ems führten diezuständigen Eon-Mitarbeiter Maubach zufolge eine Simulationsrechnungdurch, die bestätigte, dass das Netz auch nach der Abschaltung keineGrenzwertverletzungen verursachen würde. Tatsächlich seien aberWarnmeldungen aufgelaufen, die auf das Erreichen dieser Grenzwertehingewiesen hätten. Die E.ON-Mitarbeiter telefonierten mit den RWE-Kollegen in Landesbergen, wo die Netze von Eon und RWE ineinanderübergehen. Dabei hätten sie Hinweise auf eine hohe Netzauslastungsowie Informationen über die Belastungrenze der Leitung erhalten.

Diese Hinweise hätten die Eon-Mitarbeiter veranlassen sollen, «imRahmen ihres Ermessen» vor Freigabe des Schiffstransports in der Emseine weitere zusätzliche Simulationsrechnung vorzunehmen, sagteMaubach. Es hätte also überprüft werden müssen, ob das Stromnetz auchnach Abschaltung der Emsleitung auch den Ausfall einer weiterenLeitung verkraftet hätte. Eine solche Überprüfung stehe insachgerechtem Ermessen der Mitarbeiter. In diesem Fall wäre sie abersinnvoll gewesen.

Maubach betonte, es handele sich um zwei langjährige und erfahrene Mitarbeiter. Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes seien sie vom Schichtdienst ausgenommen. Der erste Untersuchungsbericht wurde von Eon am Mittwochvormittag der Bundesnetzagentur zur Überprüfung übergeben. Die Agentur will sich E.ON zufolge am Freitag zu den vorgelegten Ergebnissen äußern.

Indessen haben sich nach Informationen des «Handelsblattes» (Mittwoch) die vier großen Energiekonzerne E.ON, RWE, Vattenfall und EnBW auf einen Katalog geeinigt, den sie als «Angebot an die Bundeskanzlerin» verstehen. Im Gegenzug soll die Bundesregierung davon abrücken, das Kartellrecht speziell für die Energiebranche zu verschärfen. Die großen Energieversorger werden seit Monaten wegen ihrer Preispolitik heftig kritisiert. Ihnen wird vorgeworfen, sie behinderten den Wettbewerb auf dem Strommarkt und hielten die Preise künstlich hoch.