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Streit um Arbeitszeit-Reduzierung bei Daimler

17.11.2008, 13:32

Stuttgart/dpa. - Beim Autobauer Daimler wird über die Form der Arbeitszeit-Reduzierung wegen der einbrechenden Nachfrage gestritten. Während der Vorstand offenbar eine Arbeitszeitverkürzung favorisiert, setzt sich der Betriebsrat für die Anmeldung von Kurzarbeit ein.

Dies wäre bei den Beschäftigten mit deutlich weniger Einbußen verbunden. In den nächsten Tagen solle es Verhandlungen zwischen Management und Betriebsrat geben. Dies wurde am Montag von beiden Seiten bestätigt.

Der Betriebsrat habe in bereits laufenden Gesprächen auf den Vorrang der Kurzarbeit bestanden, sagte eine Betriebsrats-Sprecherin. Diese bietet eine Absicherung der Netto-Entgelte von bis zu 97 Prozent. Eine Absenkung der Arbeitszeit von 35 auf 30 Stunden sichere lediglich bis zu 89 Prozent der Netto-Entgelte.

Eine Unternehmenssprecherin sagte: «Der erste Schritt ist eine weitere Nutzung der Zeitkonten. Dabei gibt es derzeit noch Luft.» Die Untergrenze der Arbeitszeitkonten liegt im Autobereich bei einem Minus zwischen 150 und 200 Stunden. In einigen Werken wird diese Möglichkeit Angaben des Betriebsrates zufolge nach den verlängerten Weihnachtsferien aber bereits ausgereizt sein.

Der nächste Schritt des Beschäftigungspaktes sehe eine Reduzierung der Arbeitszeit auf bis zu 30 Stunden vor, sagte die Unternehmenssprecherin. Der Nettolohnverlust in einer Größenordnung von zehn Prozent könne aber durch die vorzeitige Leistung von Weihnachtsgeld ausgeglichen werden. Erst wenn all das nicht mehr ausreiche, sei Kurzarbeit vorgesehen. Betriebsbedingte Kündigungen der Stammbelegschaft sind bis Ende 2011 vertraglich ausgeschlossen. Nach Informationen der «Stuttgarter Zeitung» rechnet Daimler 2009 mit einem Personalüberhang von 5800 Beschäftigten in den Mercedes- Fabriken. Daimler wollte sich dazu nicht äußern.

Die Zahl der Zeitarbeitnehmer und befristet Beschäftigten in einzelnen Werken werde weiter reduziert, sagte die Unternehmenssprecherin. Außerdem habe Daimler bereits Mitarbeitern Angebote zum freiwilligen Ausscheiden gemacht. Die Abfindungen sind dabei Angaben des Betriebsrates zufolge genauso hoch wie beim Abbauprogramm «Core». Den damaligen Einsparungen fielen zwischen Frühjahr 2005 und Herbst 2007 knapp 10 000 Arbeitsplätze zum Opfer.

Medienberichten vom Wochenende zufolge steht bei den Stuttgartern ein neues Sparprogramm auf dem Plan, das noch vor Weihnachten beschlossen werden könne. Die «Automobilwoche» hatte unter Berufung auf interne Planzahlen berichtet, Daimler wolle 2009 rund 150 000 Mercedes-Autos weniger bauen. Das Management erwäge, die Produktion in den Faschingsferien für eine Woche und über Ostern sechs Tage lang zu stoppen. Konkrete Entscheidungen seien aber noch nicht gefallen. Daimler wollte den Bericht nicht kommentieren.

Die Stuttgarter hatten wie auch andere Autobauer bereits eine Zwangspause über den Jahreswechsel angekündigt. An allen 14 deutschen Standorten des Konzerns sollen rund 150 000 Beschäftigte in verlängerte Weihnachtsferien von bis zu vier Wochen geschickt werden.