Statistischer Warenkorb Statistischer Warenkorb: Der Realität immer dicht auf den Fersen
Halle/MZ. - Das ist aus den Tabellen des StatistischenLandesamtes in Halle abzulesen. Nachdem dieErhöhung der Lebenshaltungskosten 1998 und1999 jeweils um ein Prozent gependelt war,stiegen bis zum Mai vergangenen Jahres auf3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraumauf einen vorläufigen Höhepunkt. "Auf diesemhohen Niveau haben sich die Kosten stabilisiert.Die Preissteigerungsrate im Mai 2002 ist wiederauf 1,2 Prozent gefallen, aber eben von diesemhohen Niveau ausgehend", erläutert ChristophSchäfer, Dezernatsleiter im Landesamt. Erist verantwortlich für die Messung der Lebenshaltungskostenin Sachsen-Anhalt.
Als Messlatte steht ihm dabei der so genannteWarenkorb zur Verfügung. In Ihm befinden sichgewissermaßen 750 Produkte und Dienstleistungen.Mit ihnen wird versucht, die Realität genauabzubilden. Veränderungen im alltäglichenLeben werden jährlich angepasst. So würdenseit kurzem zum Beispiel die Posten "Internet-Zugang,privater Sprachunterricht, Besuch von Fitnes-Studiound Essen auf Rädern erfasst, berichtet dieWarenkorb-Spezialistin des Amtes, AnnemarieStäretz. Vom Dampf-Bügeleisen habe man sichhingegen getrennt, hebt sie ein Gegenbeispielhervor. <$7>Die Anpassung erfolgt über dasStatistische Bundesamt und über Erostat, demzuständigen europäischen Amt. Die Teuerungsrate,eine wichtiges Kriterium im europäischen Einigungsprozessmuss zwischen den Euro-Staaten vergleichbarsein.
Am Warenkorb, der den Veränderungen in derRealität dicht auf den Fersen ist, liegt esoffenbar nicht, wenn die statistisch festgestellteund die gefühlte Teuerung derzeit auseinanderklaffen. Den Preisstatistiker, so AnnemarieStäretz, interessiert nicht der Preis an sich,sondern der Durchschnittspreis und dessenEntwicklung. "Diesen Durchschnittspreis, beidessen Ermittlung zum Beispiel 80 mal in verschiedenenGeschäften nach dem Preis eines Produktesgefragt wird, können wir genau abbilden",meint Schäfer. Die öffentliche Diskusssionaber werde nicht vom Durchschnitt, sondernvon den Ausreißern nach oben bestimmt, versuchtder diplomierte Ingenieur zu erläutern. "ZumWesen des Durchschnittswertes gehören natürlichimmer auch Spitzenwerte nach oben und unten.Aber allein die verteuerten Produkte bestimmendie öffentliche Diskussion", meinen die beidenStatistiker übereinstimmend.
Der Auflösung des Widerspruchs dient, wenndie gut 100 Warengruppen, die sich im statistischenEinkaufskorb der Statistiker finden, getrenntunter die Lupe genommen werden. Das Institutder deutschen Wirtschaft hat diejenigen 28Warengruppenherausgefiltert, deren Preise sich in denersten drei Monaten dieses Jahres spürbar- und zwar um mehr als 2,5 Prozent - erhöhthaben. Danach zeigt sich: Gemüse ist im Vergleichzum Vorjahr gut 14 Prozent teurer; Flugreisenhaben um über elf Prozent angezogen; für Molkereiprodukteund Eier muss der Verbraucher sieben Prozentmehr hinblättern. Die Preissteigerungsratedieses Teil des Warenkorbs, der nur die schmerzlichverteuerten Waren und Dienstleistungen enthält,beträgt 4,8 Prozent.
Die Preise der anderen Güter - immerhin einAnteil von 74 Prozent des statistischen Warenkorbs- erhöhten sich im ersten Quartal 2002 deutlichgeringer. Dass sich ein großer Posten derLebenshaltungskosten hingegen gar nicht veränderthat, registrieren die meisten Menschen kaum.Mieten, Heizung, Strom- und Wasserversorgungdie werden einfach vom Konto abgebucht, machenaber in Sachsen-Anhalt 25 Prozent der amtlichenInflationsrate aus.
