Spezialglashersteller Spezialglashersteller: Schott rechnet mit Durchbruch bei Solarwärmekraftwerken
Mainz/Jena/dpa. - «Die jüngsten Äußerungen von US-Präsident George W. Bush sowie das imJanuar 2006 verkündete Solar-Förderprogramm in Kalifornien in Höhevon 2,9 Milliarden Dollar (rund 2,4 Mrd Euro) lassen einen weiterenSchub auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien erwarten», sagteUngeheuer in einem dpa-Gespräch. Die USA wollen ihre Abhängigkeit vonÖlimporten verringern.
«Gerade solarthermische Kraftwerke bieten ein riesiges Potenzialin sonnenreichen Regionen», sagte der Vorstandschef. Bei diesenKraftwerken wird die Sonnenenergie zunächst in Wärme und dann mitHilfe von Turbinen in Strom umgewandelt. «Die Technologie isterprobt.» Der Bau eines 64-Megawatt-Kraftwerkes in Boulder City imUS-Bundesstaat Nevada, der an diesem Wochenende beginne,könnte eine «Initialzündung» für weitere Projekte in den USA, Spanienund anderen Ländern sein.
Schott hat sich bei den so genanten Parabolrinnen-Kraftwerken aufdie Lieferung von gläsernen Receivern spezialisiert. In den Röhrenwird durch die Sonnenstrahlung ein Spezial-Öl auf bis zu 400 GradCelsius erhitzt und zur Dampferzeugung genutzt. 19 300 Receiverwerden für das Nevada-Kraftwerk geliefert. «Auch beim erstenkommerziell betriebenen solarthermischen Kraftwerk in Europa sollenunsere Receiver zum Einsatz kommen.» Es ist bei Granada in Spaniengeplant.
Der Spezialglashersteller hatte das Solartechnikgeschäft in denvergangenen fünf Jahren aufgebaut. «Wir ernten jetzt die Früchte»,sagte Ungeheuer. Im Herbst 2005 übernahmen die Mainzer dieRWE-Anteile an der zunächst als Gemeinschaftsunternehmen geführtenRWE Schott Solar GmbH (Alzenau), die im vergangenen Geschäftsjahr mitmehr als 800 Mitarbeitern etwa 280 Millionen Euro Umsatz erzielte.Bei Solarzellen wurde die Kapazität auf rund 100 Megawatt ausgebaut.Zum Sortiment gehören auch so genannte Dünnschichtmodule, bei denenGlas mit Silizium bedampft wird.
Am Schott-Standort im bayerischen Mitterteich wird zudem derzeitdie Serienfertigung von Receivern aufgebaut. Ungeheuer: «Wir sind derHersteller, der bei Solarkomponenten am breitesten aufgestellt ist.»Einen Börsengang der Schott Solar-Sparte schloss er vorerst aus.«Derzeit ist viel Geld mit solchen Börsengängen zu verdienen. Wirwollen das Geschäft aber selbst machen», sagte er.
Schott erwirtschaftete nach vorläufigen Zahlen im Geschäftsjahr2004/2005 einen Umsatz von rund 1,93 Milliarden Euro. DerJahresüberschuss wurde auf 54 Millionen Euro verdreifacht. DasUnternehmen beschäftigt weltweit 17 000 Mitarbeiter, davonetwa 750 in Jena, wo Schott seinen Ursprung hat.