Spekulationen über Fusion von Karstadt und Kaufhof
Essen/Düsseldorf/dpa. - Nur einen Tag nach dem Amtsantritt von Eckhard Cordes an der Spitze des Einzelhändlers METRO haben die Spekulationen über einen Zusammenschluss der beiden größten deutschen Warenhausketten Kaufhof und Karstadt neue Nahrung erhalten.
Arcandor- Chef Thomas Middelhoff und der neue METRO-Chef Cordes verhandeln dem «Handelsblatt» zufolge über eine Fusion ihrer Warenhaustöchter unter dem Dach von Arcandor. Die Zeitung beruft sich auf Finanzkreise und das Umfeld der beiden Konzerne.
Mit der Fusion der Konzernsparten entstünde Europas zweitgrößter Warenhauskonzern nach dem spanischen Unternehmen Corte Inglès mit einem Jahresumsatz von mehr als acht Milliarden Euro. Branchenbeobachtern zufolge könnte ein Zusammengehen der deutschen Warenhäuser Teil einer europaweiten Konsolidierung sein.
Sprecher beider Unternehmen wollten den Bericht nicht kommentieren und verwiesen auf Marktspekulationen. Arcandor-Sprecher Jörg Howe verwies darauf, dass es derartige Marktspekulationen «in den letzten Wochen und Monaten» immer wieder gegeben habe. Bis zum Nachmittag konnte vor allem der Kurs der METRO-Aktie mit einem Plus von mehr als drei Prozent von den Spekulationen profitieren.
Branchenexperten rechnen bereits seit längerem mit einem grundlegenden Umbau der Warenhausbranche in Deutschland und Europa. Auch die Karstadt-Muttergesellschaft Arcandor hatte erst vor wenigen Wochen auf laufende Gespräche mit europäischen Partnern im Warenhausgeschäft hingewiesen. Man rechne noch im Laufe des Jahres mit einer Entscheidung, hieß es damals.
Auf europäischer Ebene wird dabei über den Aufbau einer Warenhauskette spekuliert, an der sich etwa neben dem deutschen Marktführer auch die italienische Kette La Rinascente und das französische Unternehmen Printemps beteiligen könnten. Eingefädelt werden könnte eine solche Zusammenarbeit über den noch ausstehenden Verkauf eines Karstadt-Immobilienpakets, an dem ein Konsortium aus Pirelli RE und Deutsche Bank Estate interessiert sein soll. Beide Unternehmen hielten bereits Beteiligungen an den beiden Karstadt- Warenhauskonkurrenten in Italien und Frankreich, hieß es. Bis zum Jahresende will Arcandor einen Käufer für das Immobilien-Paket gefunden haben.
Seit bekannt wurde, dass der frühere Mercedes-Manager und jetzige Haniel-Chef Cordes zum 1. November bei der METRO das Ruder übernimmt, wurde auch über eine Neuausrichtung des Konzerns spekuliert. Sein Vorgänger Hans-Joachim Körber hatte zwar die Internationalisierung des
Düsseldorfer Handelsriesen vorangetrieben, aber einen Verkauf der schwächelnden Kaufhof-Tochter stets abgelehnt. Cordes hat nun angekündigt, alle Potenziale zur Wertsteigerung im METRO-Konzern zu heben und sich dafür alle Geschäftsbereiche genau anzuschauen. Am Markt wurde dies prompt als Signal gewertet, dass er sich von den Sorgenkindern im Konzern trennen werde. Dazu zählt neben dem Kaufhof auch die Lebensmitteltochter Real.
Schwerpunkt einer Zusammenarbeit von Karstadt und Kaufhof könnte das Luxussegment sein, in das vor allem Arcandor-Chef Middelhoff große Hoffnungen setzt. Bei den Luxushäusern werde mit einer Zielrendite von zehn Prozent gerechnet, die damit deutlich über den in den übrigen Warenhäusern zu erzielenden Werten liege, hatte der Arcandor-Chef vor einigen Monaten angekündigt. Beobachter gehen davon aus, dass auch bei einem möglichen Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof dieses Segment weiter ausgebaut werden könnte.
Allein die durch eine Übernahme von Kaufhof zu erzielenden Effizienzgewinne bezifferte das «Handelsblatt» auf jährlich 350 bis 400 Millionen Euro. Für die beiden Wettbewerber böte sich damit eine bessere Chance im umkämpften deutschen Einzelhandelsmarkt. Die Verhandlungen über den Zusammenschluss befänden sich noch in einem frühen Stadium. Auch das Kartellamt, das die Transaktion prüfen müsste, ist nach eigenen Angaben noch nicht eingeschaltet.
Der fusionierte Konzern käme auf einen Jahresumsatz von mehr als acht Milliarden Euro. Karstadt betreibt derzeit 89 Waren- und 28 Sporthäuser in Deutschland, Kaufhof 113 Warenhäuser und 13 «Sportarena»-Fachmärkte.
Karstadt-Warenhaus-Chef Peter Wolf hatte zuletzt in einem Interview betont, dass aus seiner Sicht eine Konsolidierung auf dem deutschen Warenhaus-Markt sinnvoll sei. In anderen Handelsbereichen wie dem Lebensmittel-Einzelhandel und den Baumärkten laufe sie längst. Auch von Seiten des Kartellamts erwarte er keine großen Komplikationen. Bis auf wenige Ausnahmen gebe es keine kritischen Überschneidungen, sagte Wolf. Middelhoff hatte wiederholt betont, dass er das Premium-Konzept, zu dem die höherwertigen Häuser wie das KaDeWe in Berlin oder das Alsterhaus in Hamburg zählen, für exportfähig hält und von internationalen Kooperationen gesprochen.