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Sparkassen und Landesbanken Sparkassen und Landesbanken: Die deutsche Bankenlandschaft steht vor einem Umbruch

Von Jörn Bender 19.07.2005, 12:11
Die Zentrale der WestLB in Düsseldorf. Die Sonderstellung der deutschen Landesbanken in der Geldbranche - in Europa einzigartig - war der EU- Kommission zunehmend einem Dorn im Auge geworden. Die Hüter über den Wettbewerb wollten das deutsche Landesbankensystem in seinen Grundfesten knacken und für gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Branche sorgen. (Foto: dpa)
Die Zentrale der WestLB in Düsseldorf. Die Sonderstellung der deutschen Landesbanken in der Geldbranche - in Europa einzigartig - war der EU- Kommission zunehmend einem Dorn im Auge geworden. Die Hüter über den Wettbewerb wollten das deutsche Landesbankensystem in seinen Grundfesten knacken und für gleiche Wettbewerbsbedingungen in der Branche sorgen. (Foto: dpa) dpa

Frankfurt/Main/dpa. - Die deutsche Bankenlandschaft steht voreinem Umbruch. Mit dem Wegfall der Staatsgarantien für Landesbankenendet heute deren jahrzehntelangeSonderbehandlung. «Es geht eine Ära zu Ende, aber wir sind gut daraufvorbereitet», heißt es bei der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba),die wie andere öffentlich-rechtliche Institute bislang den Staat alsstarken Partner hinter sich wusste. Allerdings rechnet kaum einExperte damit, dass der schärfere Wettbewerb von Landesbanken undSparkassen mit der privaten Konkurrenz das deutsche Kreditgewerbekurzfristig entscheidend verändern wird.

«De facto werden die Länder als Eigentümer weiterhin einspringen,wenn es bei den Landesbanken brennt», sagt der Ökonom Udo Steffens.Der Präsident der «HfB - Business School of Finance & Management» inFrankfurt ist dennoch überzeugt: «Der Wettbewerb wird transparenter,die Landesbanken müssen damit leben, dass sie keine Bestandsgarantiemehr haben, sondern sich der Konkurrenz stellen müssen.» Bislangsicherte der Staat die nötigen Mittel für den Betrieb (Anstaltslast)und sprang bei einer Pleite ein (Gewährträgerhaftung).

Rating-Agenturen, die mit ihren Bewertungen der Kreditwürdigkeitvon Banken und Unternehmen die Finanzmärkte maßgeblich beeinflussen,bestätigen die Einschätzung von Wirtschaftswissenschaftler Steffens.Ohne staatliche Garantien werden die Ratings für die Landesbankendeutlich schlechter ausfallen, sagt etwa Stefan Best von Standard &Poor's. Der Geschäftsführer des kleineren Konkurrenten Fitch inDeutschland, Jens Schmidt-Bürgel, erläutert: «Die Staatsgarantienhaben den Landesbanken über Jahre hinweg Höchstnoten gesichert.»

Die Zeiten, in denen sich Landesbanken und Sparkassen zugünstigeren Bedingungen am Markt refinanzieren konnten als ihreprivaten Wettbewerber, sind vorbei - so hat es die EU-Kommission inBrüssel gewollt. Doch die Banken haben sich gerüstet. «Für die erstenzwei Jahre nach Wegfall der Gewährträgerhaftung ist die Helabadurchfinanziert», erklärt die gemeinsame Landesbank für Hessen undThüringen. Analyst Konrad Becker von der Münchner Privatbank MerckFinck bekräftigt: «Es ist nicht so, dass sich dieRefinanzierungsmöglichkeiten der Landesbanken von einem Tag auf denanderen dramatisch verschlechtern.» Durch so genannte Schatten-Ratings, die im vergangenen Jahr die Zeit nach dem Wegfall derStaatsgarantien vorwegnahmen, seien die Institute vorbereitet worden.

«Faktisch wird die Übergangsfrist dadurch verlängert, dass sichdie Institute vor dem 19. Juli mit Liquidität eingedeckt haben zu denalten und günstigeren Konditionen», sagt Standard & Poor's-ExperteBest. Brüssel hatten den Instituten erlaubt, von Juli 2001 biseinschließlich 18. Juli 2005 Wertpapiere zu den alten Konditionen unddamit zu günstigeren Zinssätzen zu begeben, die längstens bis Ende2015 laufen.

Künftig gelte es bei den elf deutschen Landesbanken und demZentralinstitut der Sparkassen, der DekaBank, «geliehene Bonitätdurch verdiente Bonität» zu ersetzen, hatte der Präsident desBundesverbandes Öffentlicher Banken (VÖB), der Chef der DüsseldorferWestLB, Thomas Fischer, Mitte Mai gesagt. Heute beginne dafürder «Elch-Test».