Spargel Spargel: Wo karger Sandboden zur Goldgrube wird
Potsdam/dpa. - NachdemAnfang der 1990er Jahre einige brandenburgische Landwirte kräftig inden Anbau investiert hatten, entschieden sich später immer mehr fürdie weißen oder grünen Stangen. Aber auch in Sachsen-Anhalt, Sachsensowie Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern ernähren sie inzwischenetliche Hofbetreiber.
«Kein anderes Gemüse hat in Brandenburg solch einen Aufschwunggenommen wie der Spargel», stellt das Potsdamer Agrarministeriumfest. Während der Anbau anderswo nur noch wenig zunimmt, wird in derMark immer mehr Ackerfläche dafür genutzt. Damit hat sie sich nachNiedersachsen und Nordrhein-Westfalen bundesweit den dritten Rangbeim Spargelanbau gesichert. Als zusammenhängendes, mehr als 1000Hektar großes Gebiet liegt die Region Beelitz ostweit an der Spitze.Insgesamt wird im Land zwischen Elbe und Oder auf 2600 Hektar Spargelangebaut; in Sachsen-Anhalt sind es etwa 1300, in Sachsen 425 Hektar.
In Sachsen-Anhalt mit der Altmark und Börde als klassischenAnbaugebieten wird der Spargel direkt über die Gastronomie sowie denGroß- und Einzelhandel vermarktet. Die Abnehmer kommen auch aus denNachbarländern. Um dem Gemüse frühzeitig auf die Sprünge zu helfen,setzt der Spargelhof Josef Brummer im sächsischen Klingenhain aufeinem Teil seiner Fläche die Abwärme einer Biogasanlage ein. AuchGewächshäuser im Landkreis Delitzsch lassen den Spargel zügiger alsin freier Natur wachsen.
In Sachsen gibt es trotz gehobener Preise für Spargel ausheimischen Anbau keine Absatzprobleme. Das Angebot sei zwar etwasteurer als Importware, steht dafür aber für kurze Transportwege undmehr Frische, erläuterte das Landwirtschaftsministerium. 2007 seienknapp 1050 Tonnen geerntet worden.
Einen ähnlichen Ertrag meldet Mecklenburg-Vorpommern, wo 266Hektar für den Spargelanbau genutzt werden. Wo Flächen beispielsweisemit Biogasabwärme beheizt werden, geht die Ernte schon in Kürze los.In Thüringen wurde Spargel im vergangenen Jahr auf 429 Hektargestochen, was knapp einem Viertel der Freilandfläche derGemüsebauern entspricht.
«In den vergangenen Jahren hat es nur noch beim Spargel eineAusweitung gegeben. Bei allen anderen Gemüsearten stagniert dieAbbaufläche», erläutert Margarete Löffler vom brandenburgischenLandesverband Gartenbau. Mancherorts reichen die Felder bis zumHorizont - akkurat aufgeschüttete Erdwälle, je nach Wetterlage mitweißer oder schwarzer Folie abgedeckt.
Der Untergrund setzt den Wahlmöglichkeiten der Landwirte Grenzen.«Auf den leichten Sandböden würde sonst höchstens Roggen wachsen oderauch Mais», berichtet Bauer Jürgen Jakobs vom BeelitzerSpargelverein. «Auf dem Boden ist selbst der Kartoffelanbau nichteinfach.» Die Beelitzer Spargelernte geht zu 80 Prozent nach Berlin,der Rest verbleibt im Land. «Export spielt so gut wie keine Rolle»,meint Jakobs. Er liefere allerdings einmal pro Woche 250 Kilogrammnach Singapur.
In der Region Beelitz ist aus einem Hobby mit wenigen Stangen imBauerngarten mittlerweile ein gewichtiger Wirtschaftsfaktor geworden.Kurz nach der Wende wurde Spargel an kleinen Ständen am Feldrainangeboten. Als sich die Berliner darauf stürzten, entstanden binnenkurzer Zeit diverse Spargelhöfe mit professionellerDirektvermarktung. Die Produktion stieg von mageren 800 Tonnen 1991auf fast 12 000 Tonnen im vergangenen Jahr.
Vom gesamten Brandenburger Gemüseertrag entfallen auf den Spargelfast 40 Prozent, errechnete der Gartenbauverband. Allein in derRegion Beelitz bringt der Spargel laut Jakobs bei einem Verkaufspreisvon vier Euro pro Kilogramm einen Ertrag von rund 20 Millionen Euro.Die Saison dauere wie überall nur gut zwei Monate. Schluss ist immeran Johanni (24. Juni), wenn es heißt: «Kirschen rot, Spargel tot».