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Sovello Sovello: Solar-Unternehmen kündigt 1.000 Mitarbeiter

Von Steffen höhne 20.08.2012, 17:41

bitterfeld-wolfen/MZ. - Dass die Lage äußerst prekär ist, war allen Mitarbeitern klar. 500 von den 1 000 Beschäftigten des insolventen Solarmodul-Herstellers Sovello aus Bitterfeld-Wolfen erhielten bereits Ende Juli ihre Kündigung. Viele der verbliebenen Mitarbeiter hatten jedoch die Hoffnung, dass es mit einem neuen Investor weitergeht. Dieser Wunsch hat sich zerschlagen. Vorerst, vielleicht endgültig.

Der hallesche Insolvenzverwalter Lucas Flöther wird allen 1 000 Beschäftigten kündigen und die Produktion Ende August vorerst stilllegen. Details will der Insolvenzverwalter auf der heutigen Belegschaftsversammlung bekanntgeben. "Es ist ein schmerzlicher Schritt", sagte Flöther. "Es gibt derzeit aber keine Alternative. Sovello fehlen die finanziellen Mittel für eine weitere Produktion." Aus rechtlichen Gründen kündigte Flöther auch den bereits von der ehemaligen Geschäftsführung entlassenen 500 Mitarbeitern erneut. Nach seinen Worten würden die Investorengespräche fortgeführt. "Der Verkaufsprozess gestaltet sich aber schwierig", so Flöther. Er rechnet nicht mit schnellen Erfolgen.

Um einen Neustart noch zu ermöglichen, sollen offenbar mehr als 100 Mitarbeiter trotz Kündigung nicht freigestellt werden. Diese Kernmannschaft soll den Vertrieb aufrecht und die Produktionsanlagen betriebsbereit halten.

Sovello hatte Mitte Mai Insolvenz angemeldet. Zunächst versuchte die Unternehmensführung um Ex-Geschäftsführer Reiner Beutel das Unternehmen in Eigenverwaltung zu sanieren. Die Einrichtung einer Transfergesellschaft für 500 Mitarbeiter scheiterte allerdings, da das Land Sachsen-Anhalt als größter Gläubiger zu keinen weiteren finanziellen Zugeständnissen bereit war. Es fehlte laut Wirtschaftsministerium ein "tragfähiges Sanierungskonzept". Anfang August setzte das Amtsgericht daher Flöther als Insolvenzverwalter ein.

"Für die knapp 1 000 Mitarbeiter ist dies eine existenzielle Katastrophe", sagte Erhard Koppitz, Bezirksleiter der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie. Die Gewerkschaft appelliert an die Landesregierung, sich bei der Suche nach einem neuen Investor einzusetzen und Hilfe für ein tragfähiges Konzept zu geben, um Arbeitsplätze doch noch zu erhalten.

Doch wie konnte es so weit kommen? Nach Ansicht von Flöther hat der rapide Preisverfall für Solarmodule dem Unternehmen stark zugesetzt. "Keiner der großen Hersteller weltweit produziert derzeit mit schwarzen Zahlen", so Flöther. Ohne Finanzpolster könne ein Unternehmen derzeit nicht bestehen.

Für IG-BCE-Bezirksleiter Koppitz trägt auch die ehemalige Geschäftsführung Verantwortung. "Noch Anfang des Jahres hat Sovello ein positives Bild vermittelt, das nicht passend war", sagte Koppitz. Die enge Liquidität, der häufige Wechsel in der Führungsspitze des Managements und die ungenügende Kommunikation nach innen und außen seien neben den Marktproblemen die Anzeichen für die Schieflage des Unternehmens gewesen. Im Rückblick sei auch die Eigenverwaltung in der Insolvenz ein Fehler gewesen. Nach MZ-Informationen ging die Käufersuche bei Sovello bis August nur stockend voran. Nach Einschätzung von Experten sei es derzeit allerdings auch schwierig, Investoren für eine Solarzellen-Produktion in Deutschland zu gewinnen. Jeder erhaltene Arbeitsplatz werde vom Kaufpreis für die Unternehmen abgezogen.

Die IG BCE will nun den arbeitslosen Sovello-Mitarbeitern bei der Jobsuche helfen. Die Chemie-Gewerkschaft hat dazu Betriebe angeschrieben. "Über ein Dutzend Firmen haben unseren Aufruf wahrgenommen. Es sind Betriebe, die Arbeitsplätze anbieten", erklärte Koppitz. "Dafür sind wir sehr dankbar."