Solarenergie Solarenergie: Q-Cells streitet mit Zulieferer aus China
HALLE/MZ. - "LDK Solar wird mit Nachdruck seine Rechte und Interessen vertreten", kündigte die Firma an.
Q-Cells hatte am Montag bekannt gegeben, einen Vertrag über die Lieferung von sogenannten Solarwafern mit dem chinesischen Unternehmen beendet zu haben (die MZ berichtete). LDK habe seine Pflichten nicht erfüllt. Beide Unternehmen hatten Ende 2007 einen milliardenschweren Liefervertrag von 2009 bis 2018 vereinbart. Das chinesische Unternehmen sollte Solarwafer, die Grundbausteine für Solarzellen, aus 43 000 Tonnen Silizium herstellen. Mit dieser Menge könnten Solarzellen mit einer Gesamtleistung von sechs Gigawatt hergestellt werden. Zum Vergleich: Q-Cells besitzt derzeit eine jährliche Produktionskapazität von etwa 0,5 Gigawatt.
Nach Angaben von Q-Cells-Sprecher Philipp Päuser handelte es sich um keinen gewöhnlichen Liefervertrag. Q-Cells hatte vereinbart, die Produktionskosten plus einen Margenaufschlag zu zahlen. Um eine volle Transparenz über die Erträge zu erhalten, sollte LDK die Produktion in eine separate Fabrik verlagern. "Dies ist nicht geschehen, die Preise sind für uns nicht nachprüfbar", so Päuser. Die Vertragsbeendigung dürfte sich günstig für Q-Cells auswirken. "Q-Cells hat sich großzügig mit Wafern eingedeckt, die jetzt vielleicht gar nicht mehr benötigt werden", sagt der Analyst Stephan Wulf vom Bankhaus Sal. Oppenheim. Zudem sei es für den Solarzellen-Produzenten derzeit günstiger, kurzfristig am Markt Wafer zu kaufen als diese aus dem langfristigen Liefervertrag zu beziehen.
Durch den weltweiten Aufbau von neuen Produktionskapazitäten gibt es in diesem Jahr erstmals ein Überangebot im Markt, so dass die Preise sowohl für Wafer wie auch Solarzellen gefallen sind. Wegen hoher Produktionskosten und Absatzrückgängen war Q-Cells zuletzt in die roten Zahlen gerutscht.
Die rechtlichen Auswirkungen der Kündigung sind schwer abschätzbar. Nach Angaben von Q-Cells erhält der Konzern eine Anfang 2008 gewährleistete Anzahlung über 244,5 Millionen Dollar (166 Millionen Euro) zurück. Andererseits könnte LDK möglicherweise verloren gegangene Gewinne einklagen. Direkte Gespräche beider Unternehmen sowie ein parallel laufendes Schlichtungsverfahren an der Internationalen Handelskammer in Paris haben bisher zumindest zu keiner gütlichen Einigung geführt.