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Siemens-Korruptionsskandal Siemens-Korruptionsskandal: Schelsky finanzierte Teile des Apparats aus Privatmitteln

29.07.2007, 16:45

Nürnberg/dpa. - So habeder inzwischen in Untersuchungshaft sitzende frühere AUB-Chef die Mitarbeiter in den fünf AUB-Geschäftsstellen entlohnt, berichtete derneu gewählte fünfköpfige Vorstand der ArbeitsgemeinschaftUnabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) am Sonntag in Nürnberg. Derkomplett verjüngte Vorstand werde sich nun um einen Neuanfangbemühen, betonte der neue AUB-Geschäftsführer Gottfried Linn (Bonn).

Schelsky steht im Verdacht, Millionen Euro von Siemens zum Aufbaueiner Gegengewerkschaft zur IG Metall erhalten zu haben. DieStaatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelt seit Monaten gegen denfrüheren AUB-Chef wegen des Verdachts auf Untreue undSteuerhinterziehung. Die AUB ist von der juristischen Aufarbeitungder Affäre nicht betroffen. «Das ist eine Affäre Schelsky, keine AUB-Affäre», unterstrich die bisherige AUB-Vize Ingrid Brand-Hückstädt amSonntag. Zum neuen Vorsitzenden wurde der freigestellte HamburgerAirbus-Betriebsrat Rainer Knoob gewählt, zum stellvertretenden AUB-Chef Michael Guder von der Firma Phonehouse.

Nach Angaben des neuen AUB-Schatzmeisters Andreas Braum(Frankfurt) hat Schelsky außerdem bei AUB-Mitgliederversammlungen dieÜbernachtungs- und Bewirtungskosten der Versammelten übernommen. Auchaufwendige Werbegeschenke und «anderen Luxus, den es künftig nichtmehr geben wird», habe der frühere AUB-Chef privat finanziert, räumteBraum ein. Die Höhe der geflossenen Mittel seien selbst dem früherenVorstand nicht bekannt gewesen, berichtete die bisherige Schelsky-Stellvertreterin Ingrid Brand-Hückstädt, die mit Rücksicht auf dieSchelsky-Affäre nicht mehr kandidierte.

Auskünfte über die Höhe der Gelder und ihre Herkunft habe Schelskystets abgelehnt. «Wir haben im Jahr zwei bis drei Vorstandssitzungengehabt. Wenn dabei Fragen zu den Finanzen kamen, hat er sieregelmäßig abgewürgt», berichtete Brand-Hückstädt. Den Haushaltsplanhabe er allein aufgestellt. Sie räumte ein: «Da hätten wir in der Tatnachfragen müssen». Auch wäre es besser gewesen, die finanziellenBeiträge Schelskys als Spenden zu deklarieren. Anhaltspunkte dafür,dass die Gelder von Siemens stammten könnten, habe es nicht gegeben,betonte die frühere AUB-Vize. Der neue AUB-Bundesvorsitzende RainerKoob versicherte zugleich: «Diese Ein-Mann-Show ist jetzt vorbei».

Nach dem Ausbleiben der Schelsky-Gelder hat die bisherige AUB-Spitze den Organisationsapparat stark gestrafft. Von den bislang fünfAUB-Geschäftsstellen gebe es nur nur die Hauptstelle in Nürnberg. ZurBewältigung der Finanzkrise beschlossen die rund 300 Teilnehmer derMitgliederversammlung außerdem eine Anhebung des Monatsbeitrags vonacht auf zwölf Euro. Vorstöße für eine Namensänderung derArbeitnehmerorganisation vor dem Hintergrund der Schelsky-Affäre habedie Mehrheit abgelehnt. «Die AUB hat an diesem Wochenende ihrenFrieden gemacht mit Schelsky. Er ist Teil der AUB und wir werden ihnirgendwann mal hinter uns lassen», sagte Brand-Hückstädt.

Der neue Vorstand räumte ein, dass die Schelsky-Affäre die AUBauch Mitglieder gekostet habe. Bundesweit seien rund 500 Austritteverzeichnet worden. Bei Siemens habe rund ein Drittel der «weit mehrals 1000 Betriebsratsmitglieder» der AUB den Rücken gekehrt. «BeiSiemens ist das Ganze eine echtes Problem»», sagte Brand-Hückstädt.Bei anderen Betrieben dagegen kaum. Insgesamt sind bei der AUB nacheigenen Angaben rund 30 000 Mitglieder organisiert. Konkretere Zahlenwollte der Vorstand nicht nennen. Betriebsgruppen der AUB gebe es in1600 Unternehmen. Ihnen solle im Rahmen der vereinbarten neuenTransparenz mehr Eigenständigkeit garantiert werden. Eine Vernetzungmit dem Bundesvorstand sei über regionale Initiativkreise geplant.