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Siemens-Korruptionsaffäre Siemens-Korruptionsaffäre: Nur ein Teil der Zahlungen floss an AUB

03.06.2007, 17:28

München/dpa. - Wie «Wirtschaftswoche» und «Focus»berichteten, habe Schelsky zwischen 1,5 Millionen und drei MillionenEuro jährlich für den Aufbau der Arbeitsgemeinschaft unabhängigerBetriebsangehöriger (AUB) verwendet. Die Zahlungen von Siemens warenjedoch wesentlich höher. Dies könnte laut «Wirtschaftswoche» denVorwurf der Untreue gegen Schelsky stützen.

Schelsky sollte mit dem Siemens-Geld eine Gegengewerkschaft zur IG Metall aufbauen. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Siemens-Manager und gegen Schelsky jedoch wegen 30 bis 35 Millionen Euro, dieSchelsky seit 2001 ohne adäquate Gegenleistungen von dem MünchnerKonzern bekommen haben soll, meldete die «Wirtschaftswoche». Nur einTeil sei in die AUB-Kasse geflossen. Schelsky soll unter anderemGehälter von etwa zehn AUB-Mitarbeitern bezahlt, Veranstaltungs- undDruckkosten sowie Honorare von Referenten auf AUB-Seminarenübernommen haben.

AUB-Geschäftsführerin Ingrid Brand-Hückstädt kritisierte SchelskysVorgehen im «Focus»: «Es ist politisch und moralisch verwerflich,dass ein Arbeitgeber seiner Arbeitnehmervertreter finanziert.» Siehabe von den Siemens-Millionen nichts gewusst und fühle sichpersönlich missbraucht.

Unterdessen soll Schelsky bei seiner Vernehmung den früherenSiemens-Chef Heinrich von Pierer entlastet. Er habe keinerleiErkenntnisse, dass von Pierer von den Zahlungen gewusst habe, gabSchelsky dem Bericht zufolge vor den Ermittlern an. Schelsky, der imVerdacht der Steuerhinterziehung steht, sitzt seit Mitte Februar inUntersuchungshaft. Er will mittels Haftbeschwerde seine Freilassungerreichen.

Von Pierer wehrte sich unterdessen gegen Vorwürfe, er habe einenkorrupten Manager mit einer ungerechtfertigten Millionenabfindung inden Ruhestand geschickt. Er sei «tief betroffen» über den Vorwurfmassiven Fehlverhaltens, schrieb von Pierer laut «SüddeutscherZeitung» (Samstag) an den Aufsichtsrat. Der ehemalige Manager derKraftwerksparte hatte bei seinem Ausscheiden aus dem Konzern 2004eine Abfindung in Höhe von 1,7 Millionen Euro erhalten. Von Piererschrieb laut «SZ», der Manager habe keinen «goldenen Handschlagerhalten. Es seien lediglich die vertraglichen Ansprüche erfülltworden. Das Landgericht Darmstadt hatte den Mann wegenSchmiergeldzahlungen in Italien kürzlich zu einer zweijährigenBewährungsstrafe verurteilt.