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Siemens Siemens: Gewinnwarnung lässt Anleger zittern

Von Michael Wojtek und Ralf Beunink 17.03.2008, 13:50
Eine Uhr zeigt in Erlangen an einem Bürohaus der Siemens AG die Uhrzeit «Fünf nach Zwölf» an. (Foto: ddp)
Eine Uhr zeigt in Erlangen an einem Bürohaus der Siemens AG die Uhrzeit «Fünf nach Zwölf» an. (Foto: ddp) ddp

München/ddp. - Nach Überprüfung einer Reihe vonGroßprojekten rechnet der Konzern im laufenden Quartal mitErgebnisbelastungen von rund 900 Millionen Euro, wie Siemens inMünchen mitteilte. Die Aktie brach deutlich ein. Analysten sprachenvon einer «negativen Überraschung» und sahen teilweise einenVertrauensverlust für das Management. Der Betriebsrat befürchteteinen Arbeitsplatzabbau.

Die neue Prognose für das laufende Geschäftsjahr 2007/08 wolle derKonzern allerdings erst mit der Veröffentlichung derZweitquartalszahlen im April nennen, kündigte Vorstandschef PeterLöscher an. Grund für die Gewinnwarnung seien Neubewertungen vonGroßprojekten vor allem im Kraftwerksbau. Siemens hatte für dasGeschäftsjahr 2007/08 ursprünglich angepeilt, das Ergebnis der dreiKonzernbereiche Industrie, Energie und Gesundheit doppelt so starksteigern zu wollen wie den Umsatz.

Mit den 900 Millionen Euro werde der «allergrößte Teil» dererwarteten Belastungen aus der Überprüfung abgedeckt sein, sagteFinanzvorstand Joe Kaeser. Weitere Belastungen für die Zukunft wollteer allerdings nicht ausschließen. Von den Belastungen entfielen etwa600 Millionen Euro auf die Kraftwerkssparte Fossil Power Generationim Energiebereich. Hier habe Siemens mit der Umsetzung von Projektenzu kämpfen, die teilweise noch aus dem Jahr 2004 stammen.

Bei den Projekten tritt Siemens als Generalunternehmer auf, umbeim Kunden zum Beispiel schlüsselfertige Kraftwerke abzuliefern.Bislang seien im Energiebereich 80 Prozent der Großprojekte überprüftworden, der Rest soll bis Ende März folgen, hieß es. Erst imzurückliegenden Quartal hatte Siemens für das Geschäft mitkonventionellen Kraftwerken bei rückläufigem Umsatz einen erheblichenVerlust ausgewiesen - hauptsächlich eine Folge von mehr als 200Millionen Euro Sonderbelastungen bei «einer Reihe von Großprojekten».

Gesamtbetriebsratschef Ralf Heckmann sagte der «SüddeutschenZeitung» (Dienstagausgabe), man habe große Sorge, dass dieGewinnwarnung Arbeitsplätze kosten werde und die Beschäftigten für«Managementfehler» büßen müssten. In der Belegschaft löste dieGewinnwarnung laut Heckmann Unruhe und Angst um Arbeitsplätze aus.Viele Betriebsräte seien außerdem «fürchterlich wütend», dassKonzernchef Löscher sie nicht vorgewarnt, sondern mit dieserNachricht überrascht habe. «Wir haben voll eine in die Schnauzegekriegt», sagte Heckmann, der auch im Aufsichtsrat sitzt.

Die Aktie brach nach der Gewinnwarnung deutlich ein und verlor biszum Nachmittag rund 18 Prozent auf rund 65 Euro. Auch die Mitteilung,dass Konzernchef Löscher weitere rund 50 000 Siemens-Aktien kaufte,nachdem er bereits im Januar rund 50 000 Anteilsscheine erworbenhatte, konnte den Einbruch nicht verhindern. «Ich habe vollstesVertrauen in die Leistungsfähigkeit von Siemens», begründete Löscherden Aktienkauf.