Serbien Serbien: «Türöffner» für ausländische Investoren sind gefragt

Novi Sad/dpa. - Die Hoffnung stirbt zuletzt - auch in dem von langer Misswirtschaft und Kriegswirren gebeutelten Serbien. DiePrivatisierung kommt voran. Doch ausländische Investoren reichen sich nicht die Klinke in die Hand, sondern eine kleine Zahl wird erfreut mit Handschlag begrüßt. Der deutsche Botschafter in Belgrad, Andreas Zobel, sagte kürzlich vor Journalisten in Novi Sad: «Um das Interesse von Investoren zu steigern, sind politische Stabilität, der Abbau bürokratischer Hemmnisse sowie eine funktionierende und nicht korrupte Justiz notwendig.»
Damit Serbien nicht allein Export-Weltmeister von Himbeerenbleibt, hat sich in der nördlichen Region Vojvodina die von derDeutschen Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)unterstützte «Vojvodina Investment Promotion Fund» (VIP) gegründet. Sie versteht sich als Türöffner für ausländische Direktinvestitionen. Die Mitarbeiter um VIP-Vorstand Zarko Maletin (27) sind engagierte Akademiker im Alter von 26 bis 30 Jahren. Sie wollen interessiertenInvestoren mit vielfältiger Hilfestellung die Entscheidungerleichtern.
Großinvestor, Unternehmenspatriarch und Gründer einesKinderhilfswerkes Rudolf Walther ist schon da. Der als «Möbel-Walther» aus dem hessischen Lieblos bei Hanau bekannt gewordene 82-Jährige hat sich in Subotica niedergelassen. Die Gruppe um Waltherinvestiert nach eigenen Angaben Millionen-Summen, kauft Land, bautund vermietet.
Die Arbeitslosigkeit in Serbien wird nach Schätzungen in diesemJahr weit über 30 Prozent betragen und die Inflationsrate infolgeeines guten Wachstums von niedrigem Niveau aus bei 13 Prozent liegen.
Im Sinne von Walther verspricht der Bürgermeister von Zrenjanin,Goran Knezevic: «Wenn Investoren bei uns Anträge stellen, erhaltensie innerhalb von 24 Stunden eine Antwort.» Istvan Pasztor,zuständiger Minister in der autonomen Provinz Vojvodina, räumt ein:«Ausländische Unternehmen kommen weniger als erhofft und gewollt.»
Miodrag Mijic hat ein konkretes Problem. Er ist Direktor derSchweizer Tochter von Ultrasonics, dem Ultraschall-Schweißanlagen-Hersteller Telsonic in Novi Sad. Mijic beklagt: «Einen Tag benötigendie Lkw zur Lieferung von Rohmaterial aus der Schweiz oderDeutschland. Drei oder vier Tage stehen sie beim Zoll verplombtherum.» Der 56-Jährige, der mehrere Jahrzehnte in Deutschland gelebthat, fügt hinzu: «Wir brauchen die Umsetzung neuer Ideen, sonst gehtdas Land wirklich zu Grunde.»
Gemeint ist damit auch die Frage, ob die gut ausgebildeten jungenLeute in ihrer Heimat bleiben oder wie in den Jahren davor frustriertdas Land verlassen.
Andre Sislis, Telekommunikations-Student in der Provinz-Hauptstadt, sagt: «Ich studiere sehr gern in Novi Sad und werdebleiben, wenn ich einen Job finde. Die ausländische Konkurrenz aufdem IT-Markt ist groß, doch die Studenten hier brauchen sich mitihrer ausgezeichneten Ausbildung nicht zu verstecken.» Mit Politikwill der 23-Jährige nichts mehr zu tun haben. «Ich hoffe, dass dieKorruption irgendwann ein Ende hat.» Ein Ziel will er aber nicht ganzaus dem Auge lassen: «Wenn hier alles schief läuft, gehe ichirgendwann nach Deutschland oder Kanada.»
Vojin Senk (57), Informatik-Professor an der Universität,unterstreicht: «Wir brauchen High-Tech-Firmen. Die alte Wirtschaftist tot oder liegt im Sterben.» Liljana Ilic ist Geschäftsführerinder Tochter des Münchner IT-Unternehmens Zesium mobile GmbH. Die 29-Jährige sieht eines der Hauptprobleme für die Wirtschaft imschlechten Image Serbiens im Ausland. «In den vergangenen Jahren hates Fortschritte gegeben. Aber vorrangiges Ziel muss es sein, soschnell wie möglich Verhandlungen über einen EU-Beitritt zuerreichen.»
Einige deutsche und österreichische Unternehmen setzen aufFreihandelszonen, wo ohne Steuern und Abgaben produziert werden kann.Die Siemens-Ableger Flender (Tübingen) und Loher (Ruhstorf beiPassau) stellen in Subotica Generatoren für Windkrafträder her.Direktor Istvan Sekula erläutert: «Ein normaler Arbeiter verdient beiuns 200 Euro netto im Monat, dazu zahlen wir Sozialabgaben undFahrtkosten.»
(Achtung: Dazu sendet dpa ein Stichwort zu Serbien und Vojvodina)
(Internet: www.vip.org.yu)