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Semesterbeginn Semesterbeginn: Studenten suchen nach der perfekten Wohnung

Von Silvia Haselhuhn 08.09.2012, 10:59
Ein Student blickt auf das «Schwarze Brett» in der Universität, an dem Zettel zur Wohnungssuche hängen. (ARCHIVFOTO: DPA)
Ein Student blickt auf das «Schwarze Brett» in der Universität, an dem Zettel zur Wohnungssuche hängen. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

Magdeburg/dpa. - Die Annonce klingt vielversprechend: Gut 27 Quadratmeter in einer Wohngemeinschaft im Magdeburgern Stadtteil Sudenburg, 255 Euro im Monat warm, komplett möbliert - und „mit Christina, der besten Mitbewohnerin, die man sich wünschen kann“. Stefan hat sein Bachelorstudium an der Universität Magdeburg gerade beendet und sucht nun mit dieser Annonce einen Nachmieter für seine Studentenunterkunft.

Und tatsächlich: Innerhalb einer Stunde haben die ersten Suchenden Kontakt aufgenommen und wollen sich die Wohnung ansehen. Jetzt beginnt jene Phase, die in Studentenkreisen gern „Casting“ genannt wird. Soll heißen, WG-Anbieter laden Interessenten ein, die sich dann in einem Gespräch von ihrer besten Seite zeigen, um das Zimmer zu bekommen.

„Ich hatte 20 Castings, bis ich am Ende meine perfekte WG gefunden habe“, erinnert sich Franziska, die im vergangenen Jahr in Magdeburg ankam. Das Semester hatte bereits angefangen und die Potsdamerin war noch immer „obdachlos“. Kommilitonen hatten ihr damals abwechselnd mit einem Schlafplatz ausgeholfen. „Ich hatte das Gefühl, dass diese Castings immer skurriler wurden: Eine WG hatte mich mal gefragt, mit welchem Tier ich mich identifizieren würde und warum.“

Inzwischen empfängt Stefan die ersten Interessenten für sein WG-Zimmer inmitten von Umzugskartons. Nach einem Rundgang durch die Wohnung brüht er noch einen extra starken Kaffee auf und das Casting am Küchentisch kann beginnen.

Doch worauf kommt es bei dem Gespräch an? „Sympathie ist das einzige, was entscheidend ist“, sagt WG-Bewohnerin Christina. Gemeinsame Kochabende und WG-Partys sind ihr wichtig. Auch der Putzplan sollte eingehalten werden. Viele Fragen werden gestellt, nach einer Stunde ist die Entscheidung gefallen: Christina hat ihren neuen Mitbewohner gefunden. Damit sind die neuen WG-Genossen in der glücklichen Lage, einander vorher kennengelernt zu haben.

Das ist nicht immer so. Auch in Lauras Wohngemeinschaft im Studentenwohnheim in Magdeburg wird zum Wintersemester ein Platz frei. Da die BWL-Studentin in den Semesterferien für ein Praktikum in die württembergischen Heimat zieht, weiß sie noch nicht, wer sie im Herbst in ihrer WG erwartet. Nur eines ist bereits sicher: Es wird eine Frau sein. Denn das ist eine Regel des Studentenwerks Magdeburg.

„Wir versuchen darauf zu achten, dass eine Studentin, die allein auf der Suche nach einem WG-Zimmer ist, auch in einer Frauen-WG unterkommt“, sagt Katrin Behrens, Sprecherin des Studentenwerks Magdeburg, das Zimmer vermittelt. „Natürlich richtet sich dies auch nach der Verfügbarkeit. Auch religiöse Aspekte werden von uns berücksichtigt.“

Das Studentenwerk Magdeburg stellt in 19 Wohnheimen Unterkünfte in der ganzen Stadt zur Verfügung. Rund 1800 Studenten nutzen derzeit diesen Service. Die Kosten sind unterschiedlich hoch, es hängt davon ab, ob ein Einzelappartement oder ein WG-Zimmer gesucht wird, ob möbliert oder unmöbliert. Die Plätze im Wohnheim sind begehrt, Anträge gehen schon bis zu einem Jahr im Voraus ein.

Noch freie Plätze hat dagegen das Studentenwohnheim Halle, das zu einer Studentenverbindung gehört und nur für männliche Studenten offen ist. „Die meisten Bewerber kommen erst Mitte September“, sagt Sprecher Nils Wöhnl. Derzeit seien noch fünf von zwölf Plätzen frei, die für 150 Euro zu haben sind. Wohnungsnot gebe es nicht: „In Halle ist der Wohnraum ziemlich günstig“, meint Wöhnl. „Der Leerstand ist groß, das drückt die Mieten nach unten.“