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Schönstes deutsches Wort Schönstes deutsches Wort: Fenster in die Innenwelt

Von Andreas Montag 24.10.2004, 17:45

Der erste Eindruck ist manchmaleben auch der falsche. Die spinnen, die Juroren,mochte man ausrufen angesichts dieser Wahl:Habseligkeiten, was für ein altmodisches Wort.Eines, das obendrein nach all dem Ungutenschmeckt, das schon die Kriegsgeneration begreiflicherweiseso schnell als möglich gegen glitzernde Glücksperlentauschen wollte: Armut, Flucht, Vertreibung.Was, bitte, soll schön daran sein?

Doch siehe, das Aufbegehren gegen das Wortspricht schon dafür, ihm die Ehre zu geben.Und Ehre hat auch in diesem Fall mit Nachdenkenzu tun. Habseligkeiten ist ein Wort mit Widerhaken,es klingt kreuzbrav und bieder, provoziertdabei aber quietschfidel: Natürlich schlucktman erst einmal den Köder des Habens, dochdie Frage nach der Seligkeit hängt unvermeidlichdran.

Nun wird ein Wort wie dieses in kirchen- undglaubensfernen Zeiten zwar nur als Antiquitätgehandelt - aber mythologisch aufgewertet.Habseligkeiten, zeigt sich, müssen etwas mitletzten Dingen - und viel mit uns selbst,mit dem Unveräußerlichen, dem nicht Käuflichenzu tun haben. Kein schönes Thema, weil esanstrengend ist. Überhaupt nicht sexy. Dafürstößt es ein Fenster zur Innenwelt auf. Manchmallohnt der zweite Blick durchaus.