Schifffahrt Schifffahrt: Riesenbrücke bei Magdeburg ist fertig

Magdeburg/dpa. - Das Herzstück von Europas größtem Wasserstraßenkreuz bei Magdeburg ist fertig. Nach vier Jahren Bauzeit wird ab Dienstag eine fast einen Kilometer lange Kanalbrücke über die Elbe mit Wasser gefüllt. Zur Flutung des riesigen Bauwerks aus Stahl und Beton wird unter anderem Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) erwartet. Sie dient zunächst Testzwecken. Die komplette Übergabe des milliardenschweren Wasserstraßenkreuzes, zu dem neben der Brücke mehrere Schleusen gehören, ist in einem Jahr geplant. Dann ist die seit Jahrhunderten verfolgte Vision einer direkten und Schiffsverbindung vom Ruhrgebiet nach Berlin Realität.
Die weithin sichtbare Brücke kreuzt die Elbe in west-östlicher Richtung und verbindet den Mittelandkanal mit dem Elbe-Havel-Kanal. Bisher war die Stelle für Schiffe auf dem Weg von Hannover nach Berlin oder umgekehrt ein Nadelöhr: Über Schleusen mussten sie beide Kanäle verlassen, um dann einen rund 15 Kilometer langen Umweg über die Elbe zu nehmen. «Abgesehen von dem Umweg ist der unberechenbare Wasserstand der Elbe das Hauptproblem für die Schifffahrt», sagt der Leiter des Wasserstraßen-Neubauamtes Magdeburg, Thomas Menzel. «Bei Niedrigwasser können oftmals nur halb beladene Schiffe dort fahren.»
Damit ist im Herbst 2003 Schluss. Unabhängig vom Elbe-Wasserstand können dann große Gütermotorschiffe und bis zu 180 Meter lange Schubverbände das ganze Jahr über auf den Kanälen zwischen Westdeutschland und der Hauptstadt fahren. Zudem verbessert sich die Anbindung für den Magdeburger Hafen als wichtigen ostdeutschen Güterumschlagplatz. «Das Wasserstraßenkreuz ist außerordentlich bedeutend für die Binnenschifffahrt in Deutschland», sagt der Präsident der Schifffahrtsdirektion Ost, Achim Pohlmann. «Es ist auch eingebunden in die transeuropäischen Wasserstraßennetze.» Die Kosten für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nummer 17 liegen inklusive diverser Schleusen bei rund einer halbe Milliarde Euro.
«Die Dimension der genau 918 Meter lange Trogbrücke ist einmalig», erläutert Menzel. «Ein solches Bauwerk hat es noch nicht gegeben.» 24 000 Tonnen Stahl und 140 000 Tonnen Beton verschlingt die Konstruktion, sogar vor Erdbeben sei sie sicher. Überlieferungen aus dem 17. Jahrhundert, nach denen die Erde in der Region gebebt haben soll, sowie geologische Untersuchungen hätten die Planer zu den Vorsichtsmaßnahmen bewogen. Eine nicht geplante Bewährungsprobe bestand das Bauwerk, das von der Form her teils an ein Fachwerkhaus, teils an einen Schiffsrumpf erinnert, vor wenigen Wochen: Das Jahrhunderthochwasser der Elbe konnte dem Koloss nichts anhaben.
Erste konkrete Züge nahm das Wasserstraßenkreuz bereits in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts an, als Arbeiter damit begannen, eine Brücke über die Elbe zu bauen. 1942 wurden die Bauarbeiten wegen des Krieges eingestellt. Jahrzehntelang standen Betonpfeiler und halbfertige Brückenbögen anschließend in der Landschaft, ehe die alten Pläne nach der Wiedervereinigung wieder aus der Schublade gezogen wurden.
«Die jetzige Brückenkonstruktion ist aber völlig neu und hat mit den alten Entwürfen nichts zu tun», sagt der Baubeauftragte Wilhelm Odens. Ob die jahrelangen Planungs- und Bauarbeiten wirklich erfolgreich waren, muss sich jetzt zeigen, wenn erstmals Wasser in den 34 Meter breiten und 4,25 Meter tiefen Trog fließt. «Er wird sich bei der Flutung um 10 bis 15 Zentimeter senken», sagt Odens voraus. «Immerhin muss die Brücke eine Last von 170 Tonnen pro laufenden Meter aushalten.»