Schifffahrt Schifffahrt: Container-Tiefwasserhafen wird eröffnet
bremen/MZ. - Deutschland bekommt seinen ersten Container-Tiefwasserhafen. Nach gut vierjähriger Bauzeit geht am Freitag der neue Jade-Weser-Port (JWP) am Rande der Nordseestadt Wilhelmshaven offiziell in Betrieb. Redner der Eröffnungsfeier mit erwarteten 1 200 Gästen sind unter anderem Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sowie die Regierungschefs von Niedersachsen und Bremen, David McAllister (CDU), und Jens Böhrnsen (SPD).
Hafen mit 18 Metern Wassertiefe
Die beiden Bundesländer wollen mit ihrem gemeinsamen Milliardenprojekt dafür sorgen, dass auch besonders große Containerschiffe voll beladen und gezeitenunabhängig in Deutschland anlanden können, statt womöglich nur noch den niederländischen Tiefwasserhafen von Rotterdam anzulaufen. Während Hamburg und Bremerhaven bei Niedrigwasser nur für Frachter mit maximal 12,80 Metern Tiefgang erreichbar sind, ist der neue JWP mit 18 Metern Wassertiefe auch für künftige Schiffsgenerationen mit 16,50 Metern Tiefgang geeignet.
Der Bau des Hafens kostet die Steuerzahler in Niedersachsen und Bremen über 600 Millionen Euro. Für weitere 350 Millionen Euro muss der private Betreiber Eurogate aufkommen. Zunächst hatte sich auch Hamburg an dem Bau beteiligen wollen. Doch 2002 erklärte die Hansestadt unter dem damals neuen Bürgermeister Ole von Beust (CDU) ihren Ausstieg - aus Sorge, dass sich der JWP zu einem Konkurrenzhafen entwickeln könnte. Auch der heutige Hamburger Senat unter Olaf Scholz (SPD) hält weiterhin eine direkte Beteiligung am JWP "gegenwärtig nicht für sinnvoll", wie eine Sprecherin des parteilosen Wirtschaftssenators Frank Horch sagte. Vorrangig sei die geplante weitere Vertiefung der Unterelbe, damit Hamburg gezeitenunabhängig von größeren Frachtern angelaufen werden könne.
Auch das Bundesland Bremen setzt trotz seiner Beteiligung am JWP weiterhin auf die Vertiefung der Außenweser als Zufahrt zum Containerterminal Bremerhaven. Der Umweltverband WWF forderte diese Woche ein Ende der "hafenpolitischen Kleinstaaterei": Der hohe "ökologische Preis" für den JWP sei nur zu rechtfertigen, wenn Elbe und Weser nicht weiter ausgebaggert würden, "um dieselben großen Containerschiffe nach Hamburg und Bremerhaven zu locken". Gegen beide Flussvertiefungen laufen derzeit Klagen vor dem Bundesverwaltungsgericht.
Mehrere Pannen beim Bau
Mehrere Pannen begleiteten den Bau des JWP, etwa bei der Auftragsvergabe: Der zunächst unterlegene Bewerber Bunte setzte sich erst mit gerichtlicher Hilfe gegen den eigentlich vorgesehenen Baukonzern Hochtief durch. Im Jahr 2010 wurde die für November 2011 geplante Eröffnung wegen der Wirtschaftskrise auf Anfang August 2012 vertagt. Eine weitere Verschiebung um sieben Wochen wurde nötig, weil Risse in der neuen Kaimauer entdeckt wurden - inzwischen rund 370. Die Ursache dafür ist noch unklar. Mittlerweile wurde vor die 1,7 Kilometer lange Kaimauer eine 650 Meter lange zusätzliche Betonwand gesetzt; an anderen Stellen wurden die Risse mit Platten abgedichtet. Die Sanierungskosten betragen nach Angaben der JWP-Realisierungsgesellschaft etwa 50 Millionen Euro.
Der Betreiber Eurogate will im ersten Betriebsjahr 640 000 TEU (20-Fuß-Standardcontainer) umschlagen. Später soll der Umschlag auf 2,7 Millionen TEU anwachsen - knapp die Hälfte des letzten Jahresumschlags in Bremerhaven und weniger als ein Drittel der Hamburger Zahlen. Auch deshalb rechnet Wirtschaftssenator Horch damit, dass Hamburg der führende Hafen Deutschlands bleiben wird.