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Schienenverkehr Schienenverkehr: Bahn erfindet den «Bedienzuschlag»

29.08.2008, 12:58
Die Fahrkartenschalter heißen bei der Bahn zwar «Reisezentrum», die Schlangen davor sind aber geblieben. Für Karten für ICE und Intercity will die Bahn künftig am Schalter einen «Bedienzuschlag» von 2,50 Euro kassieren. (Foto: dpa)
Die Fahrkartenschalter heißen bei der Bahn zwar «Reisezentrum», die Schlangen davor sind aber geblieben. Für Karten für ICE und Intercity will die Bahn künftig am Schalter einen «Bedienzuschlag» von 2,50 Euro kassieren. (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Um 3,9 Prozent werden Einzelfahrscheine und Zeitkarten imSchnitt teurer, wie die Deutsche Bahn am Freitag ankündigte. Diebeliebten Bahncards für Stammkunden kosten künftig durchschnittlich3,6 Prozent mehr. Wer eine Fahrt mit ICE und Intercity nicht amAutomaten oder im Internet kauft, muss im Reisezentrum bald 2,50 EuroExtra-Zuschlag zahlen. Die Bahn begründete die erneute Erhöhung nachzwölf Monaten unveränderter Preise mit stark gestiegenen Energie- undPersonalkosten. Von Fahrgastvertretern kam heftige Kritik.

Bahn-Personenverkehrsvorstand Karl-Friedrich Rausch sprach inBerlin von einem «moderaten» Anstieg der Tarife. «Unter dem Strichfallen die Kostensteigerungen für Bahnfahrer deutlich geringer ausals für Autofahrer oder Flugreisende.» Eine Kombination ausexplodierenden Energiepreisen und stark gestiegenen Personalkostennach hohen Tarifabschlüssen lasse sich aber mit Effizienzsteigerungenallein nicht auffangen. Angaben zur Höhe der erwarteten Mehreinnahmenmachte Rausch nicht. Bahnchef Hartmut Mehdorn hatte die AnhebungMitte August bereits angekündigt. Zuletzt waren die Ticketpreise imDezember 2007 im Schnitt um 2,9 Prozent erhöht worden.

Die Preisanhebungen fallen je nach Verbindung unterschiedlich aus.Auf der eher kurzen Strecke Mannheim-Stuttgart kostet die einfacheFahrt im ICE zum Beispiel künftig 35 Euro (plus 2,9 Prozent). Für dieReise von Hamburg nach München sind demnach fortan 127 Euro fällig(plus 4,1 Prozent). Der Preis für die Bahncard 25 steigt den Angabenzufolge von derzeit 55 auf 57 Euro. Die Karte mit 50 Prozent Rabattkostet künftig 225 statt bisher 220 Euro. Im Nahverkehr werden diePreise der Ländertickets um einen Euro angehoben, das Schönes-Wochenende-Ticket für bis zu fünf Reisende wird zwei Euro teurer.

Der «Bedienzuschlag» für den Kauf am Schalter solle auch denflächendeckende Erhalt von mehr als 400 Reisezentren der Bahn inDeutschland sichern, sagte Rausch. Er wies zudem darauf hin, dassBeratungsgespräche und Nahverkehrstickets kostenlos blieben.Behinderte Menschen, die besonders auf persönlichen Verkaufangewiesen seien, würden von der Zuschlagpflicht ausgenommen. Durchmehr Personal in Spitzenzeiten und Sonderschalter sollen sich zudemWartezeiten in Reisezentren verkürzen.

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) warf der Bahn einen «falschenWeg» vor. Neue Kunden, die wegen der hohen Benzinpreise vom Auto indie Züge umgestiegen seien, dürften nicht verprellt werden. Derpersönliche Service müsse an erster Stelle stehen, koste nun aberdurch den neuen Zuschlag mehr. Viele Kunden könnten zudem nicht gutmit Automaten umgehen oder hätten keinen Internetzugang.