Schienenfahrzeugbau Schienenfahrzeugbau: Neue Signale aus der Traditionsfirma in Halberstadt

Halberstadt/dpa. - Die mittelständische Zeppenfeld-Industriegruppe hatte den Betrieb2002 von der Deutschen Bahn AG übernommen, als dieser auf der Streckezu bleiben drohte. «Bis dato hatte die Deutsche Bahn nach der Wendefast ausschließlich auf Reparatur und Modernisierung gesetzt», sagteVertriebsleiter Andreas Ohme.
Dabei verfügen die Halberstädter über vielfältige Erfahrungen beimBau von Schienenfahrzeugen. Zu DDR-Zeiten verließen jährlich 200 bis250 Reisezugwagen das Unternehmen. Genannt sei hier nur der «LangeHalberstädter». Der etwa 26 Meter lange Reiszuwagen wurde in derStadt konstruiert und über Jahre gebaut.
Erste Weichen bei der Neuorientierung des Unternehmens mit derzeitetwa 130 Beschäftigten wurden bereits gestellt. So gibt es einenmittelfristigen Vertrag mit der Stadler Pankow GmbH (Berlin) über dieLieferung von 100 Rohbauwagenkästen für Regio-Shuttles (RS1) für denNahverkehr. Knapp 40 Stück der Fahrzeugfamilie wurden bereitsausgeliefert.
Eine weitere Referenz der Halberstädter ist die Fertigung vonUntergestellen für die Straßenbahn in Karlsruhe. Dieser Auftragstellte die Weichen für weitere. So konnte im Juni 2005 ein wichtigerRahmenvertrag ebenfalls mit der Firma Stadler Pankow GmbH für dieHerstellung von Rohbauten für Straßenbahnen (Variobahn) abgeschlossenwerden. Diese Fahrzeuge werden dann ab Ende 2006 in Bochum,Gelsenkirchen und Nürnberg unterwegs sein.
«Einen ebenfalls wichtigen Auftrag erhielt die VIS im vergangenenJahr von der privaten Bahngesellschaft Connex», sagte Zeppenfeld. Erbeinhaltetet die komplette Endmontage von 19 Dieseltriebwagen für den«HarzElbeExpress», der künftig in der Nordharzregion verkehren wird.Die ersten blau-weiß-gelben Triebwagen sind bereits fertig gestellt.«Wichtig für uns war auch, dass Connex uns die Instandhaltung derTriebwagen für die kommenden zwölf Jahre übertragen hat», sagte derGeschäftsführer. Dafür investiere VIS 1,5 Millionen Euro. Noch imAugust 2005 soll die Tankstelle übergeben werden, im November 2005soll die Waschhalle fertig sein. VIS habe mit deren Errichtung fastausschließlich Firmen aus der Region beauftragt.
«Bahntechnik hat in Halberstadt eine lange Tradition und einenguten Ruf», sagte der Geschäftsführer der Connex Sachsen-Anhalt GmbH,Jan Bleis. Da habe es nahe gelegen, mit VIS zusammenzuarbeiten, stattselbst dazuzubauen, zumal der Betrieb im Herzen des Streckennetzesliegt.
Die Geschichte des Bahnbaus in Halberstadt begann 1843 mit derEröffnung der Bahnlinie Magdeburg-Halberstadt. Aus einer kleinenReparaturwerkstatt entwickelte sich später ein Betrieb, der unteranderen Dampflokkessel und Reisezuwagen verschiedener Bauartenherstellte. Bis zu 2000 Beschäftigte waren dort zu DDR-Zeiten tätig.
Das Unternehmen VIS erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von28 Millionen Euro. Ob er in diesem Jahr noch einmal so hoch ausfallenwerde, sei angesichts der derzeit schwierigen Marktlage in derBranche fraglich, sagte Zeppenfeld. Eins sei jedoch sicher: GroßenBahnhof werde es am 11. Dezember geben, wenn die 19 Triebzüge des«HarzElbeExpress» (LINT 27 und LINT 41) zum ersten Male regulär durchden Nordharz rollen und im Betriebseinsatz sein werden.