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Schering Schering: Aktionäre entscheiden über Fusion mit Bayer

Von Sascha Meyer 11.09.2006, 06:28

Berlin/dpa. - Auf der Tagesordnung des außerordentlichenTreffens in Berlin steht der tiefste Einschnitt in der 155-jährigenGeschichte des Pharmaspezialisten: Nach dem Kauf fast aller Anteiledurch Bayer soll das höchste Organ die Fusion mit dem LeverkusenerChemieriesen besiegeln - der Schlussakt für die Eigenständigkeit vonSchering. Zum Kurs der künftigen «Bayer Schering Pharma AG» sindsechs Monate nach dem harten Übernahmepoker aber noch Fragen offen.

Vorgelegt wird den Aktionären ein ganzes Paket von Regelungen, umSchering in den Bayer-Konzern einzugliedern. Dabei geht es zuerst umeinen siebenseitigen «Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag» undeine Satzungsänderung, die den neuen Firmennamen verankert. Bayer-Boss Werner Wenning und der scheidende Schering-Chef Hubertus Erlenstehen dann zur Wahl in den Aufsichtsrat. Die Zustimmung ist in allenPunkten sicher. Denn die Leverkusener halten nunmehr über 95 Prozentder Anteile, nachdem sie den Rivalen Merck im Frühjahr mit einem 17-Milliarden-Euro-Gebot aus dem Rennen um Schering geschlagen hatten.

Der Kampf um das Traditionsunternehmen hat Spuren hinterlassen.Wegen enormer Beratungskosten für Anwälte und Banken droht Scheringin diesem Jahr trotz florierender Geschäfte eine Gewinndelle - diebeauftragten Wirtschaftsprüfer von KPMG erwarten unter dem Stricheinen Rückgang um gut 40 Millionen auf 575 Millionen Euro. Dergescheiterte Übernahme-Aspirant Merck kassierte aus dem Verkaufseiner Schering-Aktien dagegen 397 Millionen Euro extra, beimeinstigen Schering-Großaktionär Allianz treibt dies den Gewinn sogarum 800 Millionen Euro.

Ungewiss sind dagegen nach wie vor die Folgen für die Mitarbeiter.Wie der von Bayer angedeutete Abbau von weltweit 6000 Stellen konkretumgesetzt werden soll, ist nicht klar. «Wir hoffen, dass es sozialverkraftbar gemacht wird», sagt der Betriebsratschef am BerlinerSchering-Stammsitz, Norbert Deutschmann. Wie der Übergang gestaltetwird, spiele eine wesentliche Rolle für das Zusammenwachsen deskünftigen Unternehmens. Dabei erwarten die Arbeitnehmervertretereinen Verzicht auf Entlassungen. Und als Schmerzgrenze ist definiert,dass nicht mehr als 500 der 5500 Stellen in Berlin abgebaut werden.

Für die wirtschaftlich gebeutelte Metropole bringt die Fusionohnehin einen Imageverlust. Wenn Schering am 18. September seinenPlatz im DAX für die Postbank räumen muss, verabschiedet sich daseinzige Hauptstadt-Unternehmen aus der ersten Börsenliga. Wann derName Schering ganz von den Kurszetteln verschwindet, ist aber nochunklar. Nach dem Sprung über die Anteilsschwelle von 95 Prozentkönnte Bayer auch die letzten freien Aktionäre gegen Abfindungherausdrängen. Die Umfirmierung kommt jedenfalls erst nach einerÜbergangszeit: Die Eintragung der neuen Marke ins Handelsregistersoll nicht vor Anfang Dezember angemeldet werden.

Gleich nach den Weichenstellungen der Hauptversammlung soll dasneue Management den Stab übernehmen. Als Vorstandsvorsitzender vonBayer Schering Pharma steht der Schotte Arthur Higgins (50) bereit,der weiter die Bayer-Gesundheitssparte führt. Seine Bezüge wird erübrigens nicht bekannt geben müssen, nachdem Schering-Chef Erlen(3,5 Millionen Euro für 2005) ein Vorreiter bei der Offenlegung vonManagergehältern war. Für Töchter sei das bei Bayer im Unterschiedzur Konzernspitze unüblich, heißt es zur Begründung. Die Aktionäresollen daher eine Befreiung von der gesetzlichen Transparenzpflichtbeschließen - nötig ist eine Drei-Viertel-Mehrheit.