Schattenwirtschaft Schattenwirtschaft: Weniger Schwarzarbeit als erwartet
Berlin/MZ. - Mit diesen Studienergebnissen widerlegt der Volkswirt Lars P. Feld, der als Wirtschaftsweiser dem Sachverständigenrat angehört, die lange gepflegte Legende von einer wuchernden Schattenwirtschaft mit einem Anteil von bis zu 17 Prozent am deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Feld wertete in Zusammenarbeit mit der renommierten dänischen Rockwool-Stiftung 14 wissenschaftliche Befragungen aus den Jahren 2001 bis 2008 aus, um dem tatsächlichen Ausmaß der Schwarzarbeit in Deutschland nahe zu kommen.
Demnach sank der Anteil der in Schwarzarbeit erbrachten Stunden gemessen an der regulären Arbeitsleistung von 4,1 Prozent im Jahr 2001 auf 2,3 Prozent 2008. Damit entsprach das Schwarzarbeitsvolumen 2001 rund 1,6 Millionen Vollzeitarbeitsplätzen, 2008 waren es nur noch gut eine Million. Der Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung, die illegal am Finanzamt vorbei arbeiten, lag zwar konstant bei zehn Prozent. Die für Schwarzarbeit verwendete Zeit ging aber deutlich von acht auf fünf Wochenstunden zurück.
Mit ihren Ergebnissen widersprechen Feld und die Wissenschaftler aus Kopenhagen dem Befund, mit dem der Ökonom Friedrich Schneider von der Johannes Kepler Universität Linz seit nun bald 15 Jahren die deutsche Öffentlichkeit verschreckt. So behauptete Schneider einst, der Anteil der Schattenwirtschaft am BIP habe sich zwischen 1970 und 2003 auf 17 Prozent fast versechsfacht. Seither schwankt der Gesamtwert der schattenwirtschaftlichen Aktivitäten in Deutschland nach Angaben des Linzer Wirtschaftswissenschaftlers zwischen 340 und 360 Milliarden Euro pro Jahr, was umgerechnet der Arbeitsleistung von sechs bis sieben Millionen Vollzeitjobs entspreche.
Auch das Risiko, erwischt zu werden, dürfte zum Rückgang der Schwarzarbeit geführt haben. Denn der Verfolgungsdruck hat zugenommen, seit die Kompetenzen in einer Behörde gebündelt sind. 2001 wurden 109 000 Personen an der Arbeitsstelle kontrolliert, 2008 waren es 482 000. Die Bußgeldsumme wuchs von 10,3 auf 56,7 Millionen Euro, die verhängten Freiheitsstrafen stiegen von 96 auf 1 556 Haftjahre. Manchmal hilft Abschreckung eben doch.