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Schaeffler will bis zu 4500 Jobs abbauen

13.05.2009, 14:06

Herzogenaurach/Schweinfurt/dpa. - Dramatische Absatz- und Umsatzeinbrüche zwingen den angeschlagenen Autozulieferer Schaeffler zu drastischen Einschnitten.

Zur Sanierung des Unternehmens müssten allein in Deutschland Personalkosten von rund 250 Millionen Euro eingespart werden. Dies entspreche etwa einem Abbau von bundesweit 4500 Stellen, teilte das Unternehmen am Mittwoch in Herzogenaurach mit. Zuvor hatte die Geschäftsleitung der Schaeffler-Gruppe die Mitarbeiter in Betriebsversammlungen über die Pläne informiert.

Das Unternehmen wolle allerdings versuchen, mit anderen Maßnahmen, wie Kurzarbeit, Arbeitszeitverkürzung und Altersteilzeit die Personalkosten zu verringern, heißt es in einer Firmenmitteilung. «Wenn wir diese Maßnahmen gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern konsequent umsetzen, können wir den sonst notwendigen Personalabbau von 4500 Stellen in Deutschland vermeiden», sagte der Vorsitzende der Geschäftsleitung Jürgen Geißinger.

Die Unternehmensleitung setzt dabei auf eine Vereinbarung mit Betriebsrat und der IG Metall, in der diese sich bereiterklären, Maßnahmen zur Kostensenkung mitzutragen. Im Erfolgsfall sagte das Unternehmen zu, bis 30. Juni 2010 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. Außerdem soll die regulär für 1. Mai geplante Lohn- und Gehaltserhöhung auf den 1. Dezember 2009 verschoben werden. Entsprechende Einsparpotenziale an den einzelnen Standorten wollen Firmenleitung und Arbeitnehmervertreter bis 31. Juli ermitteln.

Nach Darstellung von Schaeffler-Chef Geißinger geht es um eine Vielzahl von Maßnahmen, «um die Personalkosten in Deutschland zu reduzieren und möglichst viele Arbeitsplätze zu erhalten». Als Beispiel nannte er Arbeitszeitverkürzung ohne Lohnausgleich, eine weitere Kürzung der Kurzarbeit, freiwillige Aufhebungsverträge, Altersteilzeit und die Kürzung sogenannter Einmalzahlungen. Dies müsse nun für jeden Standort individuell verhandelt werden.

Nach Angaben des örtlichen Firmensprechers Martin Adelhardt müssten allein am Schweinfurter Schaeffler-Standort rund 45 Millionen Euro eingespart werden; das entspricht nach Angaben des Schaeffler- Gesamtbetriebsrats einem «Arbeitsplatzabbau» von 1034 Stellen. Am Standort Herzogenaurach sind es Firmenangaben zufolge 59 Millionen Euro. In Schweinfurt formierten sich Beschäftigte der Schaeffler- Tochter FAG nach einer Betriebsversammlung zu einem Protestzug durch die Stadt.

Nach Angaben eines Schaeffler-Sprechers kann es auch im Ausland zu «weiteren Anpassungen» kommen, nachdem schon in den Vormonaten rund 5000 Stellen gestrichen wurden. Man müsse allerdings erst Mal sehen, wie sich in nächster Zeit die Märkte entwickeln.

Das Unternehmen reagierte mit den Sparmaßnahmen auf die Umsatzrückgänge infolge der Wirtschaftskrise seit Spätherbst vergangenen Jahres und auf die niedrigeren Umsatzerwartungen der kommenden Jahre, betont die Schaeffler-Führung in ihrer Mitteilung. Die derzeitige Umsatzerwartung für 2009 liegt den Angaben zufolge bei rund 7,5 Milliarden Euro. Weitergehende Prognosen seien im gegenwärtigen Marktumfeld schwer zu treffen.

Der Familienkonzern hatte sich mit der Übernahme des Automobilzulieferers Continental mit 10 Milliarden Euro verschuldet. Als kurz darauf die Autokrise ausbrach geriet der Autozulieferer in einen Liquiditätsengpass. Er fordert daher seit einigen Monaten von der Bundesregierung staatliche Hilfen. Nach einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwochausgabe) drehe es sich um eine Staatsbürgschaft von vier Milliarden Euro; Bayern soll für 1,2 Milliarden Euro bürgen.

Enttäuscht zeigten sich unterdessen Betriebsrat und IG Metall über die geplanten Einsparmaßnahmen. «Der geplante Personalabbau ist die falsche Antwort auf die Herausforderungen. Nicht allein die Krise, sondern die hohe Verschuldung der Schaeffler-Gruppe treibt die Manager zu dieser Reaktion», betonte der Gesamtbetriebsrat in einer Stellungnahme. IG Metall-Chef Berthold Huber wertete zumindest die Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen bei Schaeffler als Erfolg. Entlassungen seien in dieser Krise keine Lösungen.