Schaeffler legt Übernahmeangebot für Conti vor
Herzogenaurach/Hannover/dpa. - Die fränkische Schaeffler-Gruppe hat für den Autozulieferer Continental ein Übernahmeangebot vorgelegt. Schaeffler bietet den anderen Aktionären 69,37 Euro pro Aktie in bar, damit bewertet die Offerte Conti mit 11,2 Milliarden Euro.
Schaeffler teilte in Herzogenaurach mit, das Unternehmen strebe eine strategische Beteiligung von mehr als 30 Prozent an Conti an, aber nicht notwendigerweise eine Mehrheit. Schaeffler biete Conti als langfristig orientierter Großaktionär Stabilität und Sicherheit. An der Börse schoss die Conti-Aktie am Abend zwischenzeitlich um fast 14 Prozent auf rund 74 Euro in die Höhe. Continental kündigte in Hannover an, das Angebot zu prüfen.
Der Vorsitzende der Schaeffler-Geschäftsführung, Jürgen Geißinger, erklärte, eine Verbindung zwischen Schaeffler und Conti eröffne beiden Unternehmen neue Marktchancen. Sie passten gut zueinander und ergänzten sich vom Produktspektrum her sehr gut. Der Industriestandort Deutschland werde gestärkt. Dies bedeute langfristig auch eine große Perspektive für die Mitarbeiter.
Continental soll nach Angaben Geißingers nicht zerschlagen werden. Durch die Transaktion werde es auch keinen Verlust von Arbeitsplätzen geben. «Wir haben da keinen Plan», sagte Geißinger in einer Telefonkonferenz am Dienstagabend. Er sehe keine Überschneidungen zwischen den beiden Unternehmen. Am Conti-Stammsitz in Hannover gibt es allerdings Befürchtungen, Jobs seien in Gefahr.
Für das Ziel, gemeinsam mit Conti eine technologische Führerschaft zu übernehmen, sei eine Mehrheit der Aktien nicht erforderlich, sagte Geißinger. Eine Erhöhung des Angebots sei nicht erforderlich. «Wir wollen die 30 Prozent überschreiten, aber wir müssen nicht Mehrheitsaktionär werden», sagte er. Nach der Gesetzeslage müsse Schaeffler aber ein freiwilliges öffentliches Angebot vorlegen. Die Finanzierung der Übernahme sei über ein Bankenkonsortium geplant. Eine Private Equity-Gesellschaft sei nicht beteiligt.
Continental soll nach Schaeffler-Angaben auch künftig an der Börse notiert sein, wenn möglich im Leitindex DAX. Außerdem solle Conti als eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Hannover erhalten bleiben. «Schaeffler unterstützt die Strategie von Continental ausdrücklich, auch in Bezug auf das Reifengeschäft», erklärte Geißinger. «Der Reifen verdient gutes Geld.» Der Fokus liege auf der Kombination der Stärken beider Unternehmen.
Die Schaeffler Gruppe hält laut Mitteilung derzeit 2,97 Prozent der Conti-Aktien und ist auf der Grundlage von Finanzinstrumenten berechtigt, weitere 4,95 Prozent der Aktien zu erwerben. Schaeffler habe darüber hinaus sogenannte Swap-Geschäfte über etwa 28 Prozent der Continental-Aktien abgeschlossen. Diese Swap-Geschäfte seien nach dem Wertpapierhandelsgesetz nicht meldepflichtig. Die Swap-Geschäfte könnten von Schaeffler jederzeit gekündigt werden. Die Schaeffler Gruppe habe noch nicht entschieden, ob und wann die Kündigung erfolgen solle. Wenn sie entscheide, die Swap-Geschäfte während der Annahmefrist oder der weiteren Annahmefrist zu kündigen, könnten ihr nach einer Kündigung hieraus bis zu 28 Prozent der Conti-Aktien im Rahmen des Übernahmeangebotes angedient werden. Swaps sind Tauschgeschäfte, bei denen die Wertentwicklung eines Papiers gegen die Wertentwicklung eines anderen Wertpapiers verrechnet wird.
Trotz der Schaeffler-Ankündigungen handelt es sich aus Sicht der Gewerkschaft IG BCE um eine feindliche Übernahme. Der stellvertretende Conti-Aufsichtsratschef Werner Bischoff von der IG BCE sagte, es stünden Arbeitsplätze auf dem Spiel. «Wir haben außerordentlich große Bedenken gegen die Übernahme.» Der Aufsichtsrat wolle kommende Woche über eine mögliche Abwehrstrategie beraten.
Schaeffler hätte bei einem angestrebten Anteil von mehr als 30 Prozent an Conti wegen der geringen Präsenz faktisch die Mehrheit in der Conti-Hauptversammlung. Schaeffler ist der weltweit zweitgrößte Wälzlagerhersteller, aber wesentlich kleiner als Conti. Schaeffler hat rund 66 000 Beschäftigte und erzielte 2007 einen Umsatz von 8,9 Milliarden Euro. Conti hat nach der Übernahme der Siemens-Sparte VDO rund 150 000 Beschäftigte und strebt 2008 einen Umsatz von mehr als 26,4 Milliarden Euro an.