Sanddorn Sanddorn: Vom Stiefkind zum Erfolgsprodukt

Werder/dpa. - Einige der bis zu zwei Meter hohen Sträuchertragen noch die dekorativen Beerenzweige. Von sattem gelb bis fastdunkelorange leuchten die etwa Kaffeebohnen großen Früchte: DieSanddornernte in Brandenburg ist fast abgeschlossen. «In diesem Jahrwaren die Früchte bereits Mitte August reif, sonst meist erst imSeptember», sagt Christine Berger, Geschäftsführerin desFamilienunternehmens in Werder (Havelland) mit einer Anbaufläche von100 Hektar.
Sanddorn - auf lateinisch Hippophae rhamnoides, übersetzt«leuchtendes Pferd» - ist seit der Antike bekannt. Brandenburg hatmit fast 300 Hektar bundesweit die größte Anbaufläche. Nach der Wendeentwickelte sich die Frucht vom Nischenprodukt zu einemernstzunehmenden Wirtschaftsfaktor, mit wirtschaftlichem Potenzial.In Mecklenburg-Vorpommern gedeiht die Beere auf etwa 150 Hektar undinSachsen-Anhalt etwa auf 100 Hektar.
China hat mit 1,5 Millionen Hektar das größte Anbaugebiet derWelt, berichtet das Sanddorn Netzwerk mit Sitz im brandenburgischenAltlandsberg (Märkisch-Oderland) mit rund 75 Mitgliedern. DieErzeuger und Verarbeiter, Forschungs- und Technologie-Unternehmensowie wissenschaftlichen Einrichtungen wollen die kleine Fruchtpopulärer machen, sagt Vorsitzender J.-Thomas Mörsel. «Es ist eineSpezialiät die in Eurpa nur noch im Balitikum oder in Russland zufinden ist.», wirbt er.
Für Brandenburgs Agrarminister Jörg Vogelsänger (SPD) haben die«Vitaminbomben» großes Potenzial. «Sanddorn ist ein kleiner Zweig derLandwirtschaft, der sich jedoch auf einem echten Wachstumskursbefndet», sagt er. Eine Anerkennung für die Brandenburger Landwirte:Der Internationale Sanddornkongress kommt 2013 nach Potsdam.
Ab den 1980-er Jahren wurde in der DDR Sanddorn angebaut. Gründewaren der hohe Vitamingehalt, aber auch die Fähigkeit der Pflanze aufkargen Böden - wie an der Küste oder im märkischen Sand - Wurzeln zuschlagen. Zumindest von Zeit zu Zeit schafften Sanddornsäfte den Wegin den sozialistischen Einzelhandel. Nach der Wende gab es zunächstkeine Nachfrage mehr. Die Plantagen verwilderten.
Christine Berger machte sich Anfang der 1990-er Jahreselbstständig mit ihrem Betrieb und suchte zunächst nachAbsatzmöglichkeiten. Mittlerweile ist das Ein-Frau-Unternehmen zueinem Familienbetrieb mit mehr als 20 Mitarbiter gewachsen: Anbau,Vermarktung, Produktion und ein Erlebnishof mit Laden und Restaurant.«Geplant ist eine Gläserne Produktion, wo Kunden sehen können, wiedie Säfte hergestellt werden», erzählt sie von ihren Plänen.
Die Pflanzen auf dem Hof von Berger tragen nur noch vereinzeltFrüchte - Futter für die Vögel. In den vergangenen Tagen waren dieZweige bereits um etwa zwei Drittel gekürzt worden. Mit den Beerenwurde alles sofort schockgefrostet worden. «In den kommenden Wochenwird dann die Ernte nach und nach verarbeitet», sagt sie.
Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg etwa 500 Tonnen Sanddornvon den Zweigen geholt. Bei Familie Berger waren es etwa 100 Tonnen.Daraus entstehen etwa 50 Produkte: Säfte, Weine, Liköre undMarmeladen. Ständig sind Neuentwicklungen dabei, wie Sanddorn Seccooder ein exotischer Aufstrich mit Chili und Guave.
Auch wenn der Pflanze wegen ihrer relativen Genügsamkeit an dieBodenbeschaffenheit geschätzt wird, muss man sich um sie kümmern.«Zu beachten ist auch, dass sie zweihäusig ist», erläutert dieExpertin. Einfach gesagt: nur weibliche Pflanzen tragen Früchte. Und:Etwa zehn «Frauen» brauchen einen «Mann» - sonst klappt es gar nichtmit der Ernte.