Sal. Oppenheim tauscht Führung aus
Frankfurt/Köln/dpa. - Vor der Übernahme durch die Deutsche Bank tauscht die angeschlagene Privatbank Sal. Oppenheim ihre Führung aus. Wie das Traditionshaus am Dienstag in Köln mitteilte, räumt Geschäftsführer Matthias Graf von Krockow seinen Posten zum 24. Dezember.
Der Nachfolger Wilhelm von Haller kommt von der Deutschen Bank. Zum 15. Januar 2010 werden auch Christopher Freiherr von Oppenheim, Friedrich Carl Janssen und Dieter Pfundt aus der Geschäftsleitung der Bank ausscheiden.
Der 57 Jahre alte Haller wird Vorstandsvorsitzender der neu gegründeten Sal. Oppenheim jr. & Cie. Graf Krockow bleibe noch so lange persönlich haftender Gesellschafter, bis die Übernahme durch die Deutsche Bank vollendet ist. Deutschlands Branchenprimus will das Geschäft zum Ende des ersten Quartals 2010 abschließen. Die Sal. Oppenheim jr. & Cie. Verwaltungs AG wurde mit dem Zweck gegründet, sämtliche Geschäftsaktivitäten des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA in Deutschland zu führen.
Mit seinem Rückzug reagiert Graf Krockow auf eine Serie von Pannen, die das Traditionshaus 2008 erstmals in der Nachkriegsgeschichte in die roten Zahlen brachten. Hintergrund könnten auch Ermittlungen der Finanzaufsicht Bafin gegen führende Mitglieder der Bank sein.
Er wolle mit dem Rückzug den Weg für einen Neubeginn freimachen, teilte Graf Krockow mit. Von Haller ist seit Anfang Dezember Generalbevollmächtigter in dem Kölner Bankhaus. Er hatte seit 1986 bei der Deutschen Bank gearbeitet, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung Firmenkunden Deutschland.
Bei den Ermittlungen der Bafin geht es dem Vernehmen nach um Zweifel an der Eignung einiger Mitglieder der Sal. Oppenheim-Führung für Bankgeschäfte. Sie sollen sich und ihren Familien in größerem Umfang Kredite zu Vorzugsbedingungen gewährt haben. Das Bankhaus bestätigt bislang lediglich laufende Gespräche mit der Bafin.
Ursprünglich hätte der Führungswechsel erst mit Abschluss des Verkaufs der Privatbank an die Deutsche Bank erfolgen sollen. Der Verdacht, wonach der rasche Abschied von Krockows im Zusammenhang mit den Bafin-Ermittlungen steht, liege zwar nahe, sagte ein Sprecher, der den Zusammenhang aber nicht bestätigen wollte. Der Weggang von Krockows sei ohnehin geplant gewesen. Nur der Zeitpunkt habe bisher nicht festgestanden. Da nun aber ein Team bereitstehe, habe die neuen Führung schon jetzt eingesetzt werden können.
Die 220 Jahre alte Privatbank Sal. Oppenheim hatte sich im vergangenen Jahr kräftig verspekuliert, unter anderem beim inzwischen insolventen Handelskonzern Arcandor. Im ersten Halbjahr 2009 schlugen Verluste von mehreren hundert Millionen Euro zu Buche, wie es in Finanzkreisen hieß. Die Eigentümerfamilien hatten daraufhin mehrfach frisches Geld nachschießen müssen.
Die Deutsche Bank half zunächst im August mit einem 300 Millionen Euro-Kredit aus, letztlich zahlte sie mindestens 1,3 Milliarden Euro für die Übernahme der Privatbank sowie verwandter Gesellschaften.
Im Vorstand wird künftig der bisherige Geschäftsführer der Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft GmbH Wolfgang Leoni die eigenständige Anlagestrategie der Bank verantworten. François Pauly, Generaldirektor von Sal. Oppenheim in Luxemburg, wird den Bankbetrieb leiten. Mit der internen Besetzung der Vorstandsposten beugt das Haus dem möglichen Eindruck seiner vermögenden Kundschaft vor, Sal. Oppenheim werde fortan von Managern der Deutschen Bank geführt.
Der Leiter des Private Wealth-Managements bei der Deutschen Bank, Pierre de Weck, betonte, dass die Privatbank nach ihrer Übernahme eigenständig bleiben werde. «Wir werden nicht nur zwei Marken haben, sondern das Bankhaus Sal. Oppenheim und die Sparte der Deutschen Bank werden im Wettbewerb stehen», sagte er dem «Handelsblatt».