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Sachsen Sachsen: Hochsichere Schein-Welt

Von Ulrike Keller 13.11.2011, 16:16
Die Louisenthal Papierfabrik erzeugt täglich rund 30 Tonnen Hochsicherheitspapier. (Foto: Giesecke und Devrient/dapd)
Die Louisenthal Papierfabrik erzeugt täglich rund 30 Tonnen Hochsicherheitspapier. (Foto: Giesecke und Devrient/dapd) dapd

Königstein/dapd. - Der Geldschein von morgen ist die Baumwollevon gestern. In einem Lagerraum mit Baumarkt-Flair liegen, in Stoffgehüllt, Dutzende Ballen aufeinandergestapelt. Es ist Baumwolle ausLändern wie Indien und China, deren Fasern zu kurz für die textileVerarbeitung sind. Daraus erzeugt die Louisenthal Papierfabrik inKönigstein bei Dresden täglich rund 30 Tonnen Hochsicherheitspapier.Papier mit Wasserzeichen und integriertem Sicherheitsfaden, das zueinem großen Teil zu fälschungssicheren Banknoten weiterverarbeitetwird. Produziert wird unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen.

Kunden sind in der Regel Zentralbanken: rund hundert, verteiltüber den gesamten Globus. Bei der Erstausstattung der europäischenGemeinschaftswährung zählte Louisenthal zu den größten Lieferantenfür die europäischen Notenbanken. Das Unternehmen ist mit seinenzwei Standorten Königstein und Louisenthal am Tegernsee derbundesweit einzige Hersteller von Banknoten undHochsicherheitspapier.

Walter Schlebusch, der als Mitglied der Geschäftsführung imMutterkonzern Giesecke & Devrient den umsatzstärkstenGeschäftsbereich Banknote verantwortet, spricht von einem «hochemotionalen Geschäft», das viel mit Prestige zu tun hat. «DieBanknote ist die Visitenkarte des Landes», sagt er.

Zur Papierherstellung sind die Ausgangsfasern mit etwa einemZentimeter noch deutlich zu lang. Sie werden gekürzt. Als nächstesnimmt ihnen kontinuierliches Bleichen den eierschalenfarbenenNaturton. «Durch das verwendete Wasserstoffperoxid ist das Verfahrensehr umweltverträglich», sagt Schlebusch.

Zwtl.: Sicherheitselemente machen es Fälschern schwer

Am Ende der Baumwollaufbereitung steht ein schneeweißerPapierbrei, der sich in riesigen Edelstahlbottichen wie Milchreisausnimmt. Die dickflüssige Masse wird zu einem Rundsieb gepumpt, dem«Herz» der Produktion. Wer diesen Bereich betreten will, muss eineSicherheitsschleuse passieren.

In der Maschine wird das Papier mit Sicherheitselementenausgestattet: Zum Wasserzeichen kommt es, indem sich die Fasern umdas Wasserzeichen-Motiv anlagern, das als Relief auf das großeRundsieb geprägt ist. Da das an tiefen Stellen mehr und an höherenStellen weniger geschieht, entsteht ein 3D-Effekt. Zwischen den zweiLagen der Papierbahn wird ein in Regenbogenfarben schillernderSicherheitsfaden eingebettet. Hinzu kommen Sicherheitsfasern, dieunter speziellem Licht besonders leuchten. Je mehr solcher Elementees gibt, desto fälschungssicherer ist das Papier.

Die 313 Mitarbeiter in Königstein arbeiten im Schichtdienst rundum die Uhr. «Mit ihrem Know-how ist es dieses Jahr gelungen, dieRundsiebmaschine bis zum Optimum auszulasten», sagt Schlebusch.Insgesamt werden bis Jahresende in dem Werk in Sachsenvoraussichtlich rund 11.000 Tonnen produziert. Aus 1.000 TonnenSpezialpapier entstehen im Schnitt eine Milliarde Banknoten. Einfertiger Geldschein kostet am Ende einen einstelligen Cent-Betrag.

Zwtl.: Auch der Papierabfall wird streng kontrolliert

Ist der Sicherheitsfaden eingelassen, ist das Papier noch nasswie ein Putzlappen. Das enthaltene Wasser wird ausgepresst und beihohen Temperaturen nahezu restlos verdampft. Um die nötigeStabilität zu erreichen, wird die Oberfläche noch verleimt. Dann istdas Standardpapier unter den Hochsicherheitsarten fertig.

Die Premiumvarianten werden mit einem Hochsicherheitshologrammweiter veredelt. Eine zusätzliche schmutzabweisende Beschichtungerhöht ihre Umlaufdauer. Dann wird die gigantische Papierbahngeschnitten. Über Abfall und Ausschuss müssen die Beschäftigten fürden Auftraggeber bogengenau Buch führen. Die verpackten Bögenwandern palettenweise in den Tresorraum, zu dem das Gros derMitarbeiter keinen Zugang hat. Per Sicherheitstransport gelangt dasfertige Papier schließlich in eine Druckerei, wo dann tatsächlichGeld gedruckt wird.

Bildhinweis: 111111REH100, 111111REH101

dapd/kel/lr/pon 111203 Nov 11

Euro-Banknoten stecken in Berlin für eine Fotoillustration in einer Geldbörse (Foto vom 17.06.08). Die Louisenthal Papierfabrik in Königstein erzeugt täglich rund 30 Tonnen Hochsicherheitspapier. (FOTO: DAPD)
Euro-Banknoten stecken in Berlin für eine Fotoillustration in einer Geldbörse (Foto vom 17.06.08). Die Louisenthal Papierfabrik in Königstein erzeugt täglich rund 30 Tonnen Hochsicherheitspapier. (FOTO: DAPD)
dapd