Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt: Mikroalgen aus der Altmark mindern CO2-Aufkommen
Klötze/ddp. - Die gläsernen Leitungen ermöglichendabei eine optimale Lichtausbeute, was das Wachstum der Algenfördert. Im Jahresdurchschnitt bringt es die Sonne in Klötze, wo dasGewächshaus der Bioprodukte Prof. Steinberg GmbH in Sachsen-Anhaltsteht, auf stündlich 110 Watt Energie je Quadratmeter. «Damit lässtsich etwas anfangen», sagt Geschäftsführer Karl-Hermann Steinberg.
Sein Naturprodukt hat Hochkonjunktur. Die Algen finden sich inNudeln oder Filinchen, spielen in der Fischwirtschaft eine großeRolle als Futter für die Aufzucht von Jungtieren oder werden alsNahrungsergänzungsmittel und Zusatzstoff für Kosmetika verwendet.
Mikroalgen gehören zu den ältesten Organismen der Erde. Diekleinen Wasserpflanzen gab es bereits vor über 2,5 Milliarden Jahren,ihre photosynthetischen Leistungen sind beachtlich. Damit einKilogramm Biomasse heranwachsen kann, sind vier KilogrammKohlendioxid (CO2) notwendig. Heute kennt die Wissenschaft mehr als40 000 Mikroalgenarten.
Auf 12 000 Quadratmetern Fläche stehen in Klötze insgesamt 500Kilometer Glasrohre, die in 20 Teilanlagen betrieben werden können.So finden die als Chlorella vulgaris bezeichneten Algen ausreichendLicht und damit optimale Entwicklungsbedingungen. Lediglich CO2 inLebensmittelqualität brauchen sie als Nahrung und setzen währendihres Wachstums Sauerstoff frei, erläutert Steinberg. Im Winter wirddie gesamte Anlage kurzerhand abgeschaltet, um die Fertigungskostendurch eine künstliche Beleuchtung und zusätzliche Heizung nicht indie Höhe schnellen zu lassen.
Zwischen 1995 und 1999 entwickelte der heute 67-Jährige dietechnologische Lösung, die vor allem das Ziel hatte, CO2 aufnatürlichem Wege zu verbrauchen. Das Konzept ging auf, die neugebaute Algenfabrik in Klötze dagegen stand unter einem schlechtenStern. Kaufmännische Schwierigkeiten macht der Patentinhaber für dieProduktionseinstellung nach nicht einmal eineinhalb Jahrenverantwortlich. Überkapazitäten und ein zu teurer Bau ließen dasUnternehmen unwirtschaftlich werden.
Steinberg wollte «sein Kind» aus der Insolvenzmasse heraus neu aufdie Welt bringen. Das gelang ihm 2004 mit eigener finanziellerBeteiligung und weiteren Geldgebern. Ein umfangreiches Sanierungs-und Modernisierungskonzept griff. «Fast 4,5 Millionen Euro musstenwir investieren, um die Technologie neu aufzubauen und die Schädendurch den langen Stillstand zu beseitigen», sagt Steinberg. DieUmsätze des heute 17 Mitarbeiter zählenden Betriebes gingen nachoben. 2006 wurden für knapp eine Million Euro Algen inunterschiedlichster Form verkauft, ein Jahr später für 1,2 MillionenEuro. Für 2008 rechnet der Geschäftsführer mit einer Steigerung auf1,5 Millionen Euro.
60 Prozent der Erzeugnisse gehen ins Ausland. Die Schweiz,Frankreich und sogar Malaysia stehen auf der Kundenliste. Mit rund 25Tonnen Algen stellt das Unternehmen rund drei Prozent derWeltproduktion her. In Klötze allerdings geschieht das ausschließlichin geschlossenen Systemen. Damit sei eine Qualität möglich, wie siein den offenen Anlagen beispielsweise in Asien nicht erreicht werdenkönne.
Seit Januar gehört das altmärkische Unternehmen zur französischenFirmengruppe Roquette Frères, die als Europas größter Stärkeproduzentgilt. Das sichere auch in der Zukunft eine stabile Entwicklung,begründet Steinberg den Verkauf. Bereits jetzt gebe esExpansionspläne. Das Firmengelände biete ausreichend Platz dafür.Steinberg nennt ein jährliches Wachstum um etwa 20 Prozentrealistisch.