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Rüstungsindustrie Rüstungsindustrie: Saudi-Arabien will Boote für 15 Milliarden Euro von Deutschland kaufen

10.02.2013, 15:09
Zwei Korvetten-Neubauten für die Deutsche Marine liegen am 12.04.2008 an der Ausrüstungspier der Lürssen-Werft in Lemwerder (Kreis Wesermarsch). Saudi-Arabien will laut einem Zeitungsbericht deutsche Patrouillenboote im Wert von 1,5 Milliarden Euro kaufen. (ARCHIVFOTO: DPA)
Zwei Korvetten-Neubauten für die Deutsche Marine liegen am 12.04.2008 an der Ausrüstungspier der Lürssen-Werft in Lemwerder (Kreis Wesermarsch). Saudi-Arabien will laut einem Zeitungsbericht deutsche Patrouillenboote im Wert von 1,5 Milliarden Euro kaufen. (ARCHIVFOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Saudi-Arabien will laut einem Zeitungsbericht deutsche Patrouillenboote im Wert von 1,5 Milliarden Euro kaufen. Eine Voranfrage der Bremer Lürssen Werft sei bereits vom Bundessicherheitsrat positiv beschieden worden, berichtete die „Bild am Sonntag“. Das geheim tagende Gremium, dem neben Kanzlerin Angela Merkel (CDU) acht Bundesminister angehören, muss solchen Rüstungsexporten zustimmen.

Das Bundeswirtschaftsministerium lehnte eine Stellungnahme mit Hinweis auf den Schutz von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen ab. Von der Opposition kam scharfe Kritik an dem geplanten Geschäft in die politisch sensible Region. Sie befürchtet, dass solche und andere Rüstungsgüter von den Herrschenden auch gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt werden könnten.

Nach Angaben der Zeitung sollen die Grenzschutzboote zum Stückpreis zwischen zehn und 25 Millionen Euro binnen zwei Jahren nach Vertragsunterzeichnung an Saudi-Arabien übergeben werden. Die Kanzlerin hatte bereits 2011 den Verkauf von Militärschiffen der Lürssen Werft an Angola ausdrücklich befürwortet.

Militärische Geschäfte mit Saudi-Arabien sorgen immer wieder für politischen Zündstoff. Im vergangenen Jahr war eine geplante Panzerlieferung bekanntgeworden. Dabei ging es um mehrere hundert Radpanzer vom Typ Boxer. Eine Entscheidung war im November im Bundessicherheitsrat vertagt worden. Auch ABC-Spürpanzer auf der Basis des Typs „Dingo“ stoßen bei den Saudis auf Interesse. Im Jahr 2011 hatte die Bundesregierung eine Voranfrage des Königreichs wegen der Lieferung von Leopard-2-Kampfpanzern befürwortet. Laut Rüstungsexportbericht für 2011 lag Saudi-Arabien auf Platz zwölf der größten Empfänger deutscher Rüstungsgüter.

„Die Bundesregierung will offenbar Saudi-Arabien total hochrüsten und hat aus den öffentlichen Protesten gegen Waffenlieferungen in dieses Land nichts gelernt“, kritisierte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Thomas Oppermann, das geplante Geschäft. Oppermanns Kollegin Katja Keul von den Grünen forderte Bundeskanzlerin Angela Merkel auf, die Karten auf den Tisch zu legen und ihre Exportpolitik öffentlich zu rechtfertigen. „Frau Merkel irrt, wenn sie glaubt, der Feind eines Feindes sei für Deutschland automatisch ein strategischer Partner“, sagte sie. Linkspartei-Vizechef Jan van Aken forderte: „Es ist Zeit, alle Waffenexporte nach Saudi-Arabien zu stoppen“. Seine Partei werde einen solchen Antrag im Parlament einbringen.

Der Zeitung zufolge könnte die auf Jachten und Militärschiffe spezialisierte Lürssen Werft für den neuen Großauftrag von Mai an auch die Kapazität der Peene-Werft in Wolgast (Mecklenburg-Vorpommern) an der Ostsee nutzen. Lürssen hatte die ehemals größte Militärwerft der DDR im Dezember für rund 17 Millionen Euro aus der insolventen Gruppe P+S herausgekauft. Wolgast ist der insgesamt siebte Standort. Zu DDR-Zeiten sind dort unter anderem Minensuchschiffe für die DDR-Volksmarine gebaut worden.