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Rüstungsgeschäft Rüstungsgeschäft: Multicars Mungo fährt Mercedes davon

Von Eike Kellermann 02.01.2004, 16:01
Deutsche ISAF-Soldaten mit ihrem gepanzerten „Mungo“-Transporter. (Foto: dpa)
Deutsche ISAF-Soldaten mit ihrem gepanzerten „Mungo“-Transporter. (Foto: dpa) EPA

Waltershausen/MZ. - Der Thüringer Fahrzeughersteller Multicar steigt ins Rüstungsgeschäft ein. Das Verteidigungsministerium machte jetzt den Weg frei für den "Mungo", einen Transporter für Spezialkräfte.

"Wir sind heilfroh über den Zuschlag", sagte Multicar-Geschäftsführer Benedict Dunkelberg nach der Entscheidung. Der Mungo setzte sich gegen das Mercedes G-Modell von Konkurrent Rheinmetall durch. Wenn die entsprechenden Verträge unterzeichnet sind, kann die Produktion von 388 Fahrzeugen im dritten Quartal dieses Jahres beginnen. "Das ist eine ganz wichtige Entscheidung für Multicar. Es ist der größte Einzelauftrag der vergangenen Jahre." Dunkelberg sieht nun den Standort Waltershausen gesichert - obgleich der Fahrzeughersteller bei diesem Geschäft nur der Juniorpartner ist.

Z-TITEL: "Es ist der größte Einzelauftrag der vergangenen Jahre." Benedict Dunkelberg Multicar-Geschäftsführer Multicar liefert das Fahrgestell, den Antrieb und die Fahrerhauseinbauten. Das entspricht etwa 25Prozent am Fahrzeug, das einen Stückpreis von rund 160000 Euro haben soll.

Der Löwenanteil bleibt der Münchner Rüstungsschmiede Krauss-Maffei Wegmann vorbehalten, die die Idee zu dem Transporter hatte und bei der Entwicklung auf Multicar aufmerksam wurde. An dem Projekt sind auch kleinere Zulieferer aus Sachsen-Anhalt beteiligt. Ein wichtiger Partner sind die Neuen Zahnradwerke Leipzig, von denen das Normal- und das Allradgetriebe kommt.

Wie aus Münchner Firmenkreisen verlautete, ist die Auslieferung der ersten Fahrzeuge für das vierte Quartal geplant. Die Produktion aller 388Mungos wird sich voraussichtlich über einen Zeitraum von vier Jahren erstrecken.

Sechs Mungos der Vorserie sind bereits in Afghanistan bei der Internationalen Schutztruppe im Einsatz. Der leichtgepanzerte Transporter für bis zu zehn Soldaten, der wie die zivilen Multicar-Modelle für verschiedene Aufgaben umgerüstet werden kann, stößt nach Ansicht des Herstellers in eine wichtige Nische. Weltweit hätten flexibel eingesetzte Spezialkräfte einen erheblichen Bedarf.

Der entscheidende Vorteil wird darin gesehen, dass er auch von Spezialhubschraubern transportiert werden kann. Bislang benutzt die Bundeswehr Transall-Maschinen, um solches Gerät abzusetzen.

Dass Multicar, dessen DDR-Modell durch seinen treuherzigen Blick auffiel, jetzt Rüstungsgüter herstellt, beirrt die Geschäftsführung nicht. Das Fahrzeug sei vor allem für Schutztruppen wie in Afghanistan gedacht, sagt Dunkelberg. "Wir können damit gut leben." Wie der Münchner Partner hofft man nun auch in Waltershausen auf Folgeaufträge von anderen Nato-Staaten.