Rumänien Rumänien: «Stämmiger Drache» klärt über Europas Kreidezeit auf
New York/Washington/dpa. - Es handelt sich demnach um den ersten, einigermaßen vollständigen Fossilienfund von einem fleischfressenden Dinosaurier, der am Ende des Mesozoikums - also etwa in der Zeit vor 125 Millionen bis vor 65 Millionen Jahren - in Europa lebte. Damals war der Kontinent noch ein weitgehend überflutetes Inselreich. Rumänien, der Fundort des Balaur bondoc (deutsch: stämmiger Drache), war eine eigene Insel.
Dass der Balaur bondoc gen Ende der globalen Dinosaurier-Dynastie auf einer Insel zu Hause war, lässt den Paläontologen zufolge wichtige Schlüsse zu. Demnach gab es damals zumindest vorübergehend schon eine Landverbindung zwischen Europa und dem (asiatischen) Festland. Denn der «stämmige Drache» gehört zur Gattung der Velociraptoren («schnelle Räuber»), die einst in der Mongolei ihr Unwesen trieben.
Velociraptoren waren agile, zweifüßige Fleischfresser mit langem Kopf und Schwanz und einer sichelförmigen Klaue an der inneren Zehe, mit der sie ihre Beute attackierten und zerrissen. Diese Saurier, kurz «Raptoren» genant, spielten in Steven Spielbergs Actionfilm «Jurassic Park» eine wichtige Rolle und sind seitdem populär.
Von seinen nächsten Verwandten in Asien unterschied sich der europäische Balaur bondoc durch 20 Körpermerkmale, allem voran einer zweiten sichelförmigen Klaue an den Zehen. Seine Füße und Beine sind kürzer als die anderer Velociraptoren, hatten aber offensichtlich enorme Muskelpakete und lassen erkennen, dass sich der «stämmige Drache» weniger durch Schnelligkeit als Kraft auszeichnete.
Die Eigenarten des Balaur führen die Paläontologen aus den USA und von der Universität Bukarest auf den «Insel-Effekt» zurück. Generell entwickeln sich Arten auf Inseln langsamer, bleiben im allgemeinen kleiner und primitiver als ihre Verwandten auf dem Festland. Nicht so im Fall des «stämmigen Drachen»: Er war zwar gedrungener als die meisten Festland-Raptoren, stand ihnen in der Größe aber nicht nach, berichtet das Team in «PNAS». «Wir haben lange (auf Informationen) gewartet und sind jetzt mit überraschenden Details belohnt worden», berichtete Co-Autor Mark Norell vom New Yorker Naturgeschichtemuseum.