Rückkehr eines TV-Trends Rückkehr eines TV-Trends: Kundschafter der DDR

halle - In den 70er Jahren waren die „Kundschafterfilme“ des DDR-Fernsehens noch ein echter Renner: An Armin Mueller-Stahl in der Rolle des Werner Bredebusch alias Achim Detjen in der Serie „Das unsichtbare Visier“ erinnert sich mancher bis heute. Mit den spannenden Westabenteurern war der DDR-Propaganda ein echter Coup gelungen – die MfS-Mitarbeiter im eigenen Land wurden dagegen nie zu Helden gemacht.
Nachdem die Stasi im wiedervereinigten Fernsehen lange auf die Rollen des Bösen festgelegt worden war, wagen einige TV-Projekte ein differenzierteres Bild. Gleich drei Fernsehfilme innerhalb eines Monats stellen „Kundschafter“ des MfS in den Mittelpunkt, teilen sogar deren Perspektive.
Eine Doku der ARD gibt heute um 21.45 Uhr einen Überblick über die „Westagenten für die Stasi“: Über 12 000 sollen es laut Stasi-Unterlagenbehörde in 40 Jahren gewesen sein. Exemplarisch werden zwei Biografien vorgestellt: Jürgen-Bernd Runge, der die Bonner FDP ausspionierte, bereut inzwischen sein Tun. Peter Wolter, der beim Verfassungsschutz Informationen für den Osten beschaffte, erklärt bis heute, er habe dem Frieden gedient.
Bereits um 20.15 Uhr rückt der ARD-Fernsehfilm „Unsichtbare Jahre“ eine fiktive Figur in den Mittelpunkt: Bea (Julia Koschitz) findet aus Rebellion gegen den Vater (Friedrich von Thun) zu linken Kreisen an ihrer Uni, idealisiert die fremde DDR und lässt sich von der Stasi anwerben. 15 Jahre lang trifft sie sich in immer neuen Kostümen mit immer neuen Stasi-Männern an immer neuen Orten – dabei hat die Diplomatin kaum Aufregendes zu berichten, versucht nur, ihre innere Leere zu kaschieren.
Ganz anders zur Sache geht RTL mit der Serie „Deutschland 83“, die bereits international für Furore sorgte. Die Serie - die vom 26. November bis 17. Dezember immer donnerstags um 20.15 Uhr zu sehen ist - spielt mit dem brenzligen Hintergrund des Jahres 1983, als das Wettrüsten seinen Höhepunkt erreichte und jede Seite glaubte, die andere Seite plane den atomaren Erstschlag. Die Stasi schickt den pfiffigen NVA-Unteroffizier Martin (Jonas Nay) gegen seinen Willen in den Westen, getarnt als Ordonanzoffizier eines Generals (Ulrich Noethen). Er erfährt, dass US-Militärs über einen Präventivschlag nachdenken. Bei der Übermittlung der Infos werden die klassischen Spionage-Szenen ausgereizt: Der Zuschauer fiebert mit Martin mit. Komische Szenen, etwa wenn die Stasi versucht, westliche Disketten zu lesen, wechseln mit tragischen Momente: Kaltblütig wird eine Zeugin geopfert, die sich in Martin verliebt hatte.
In den frühen 80er Jahren nimmt auch die Geschichte einer weiteren ungewöhnlichen Heldin ihren Anfang: Damals war Anne Marie Fuchs von der Stasi unter der Legende einer freigekauften Oppositionellen in den Westen eingeschmuggelt worden, war aber noch vor der Wende ausgestiegen. Der Auftaktfilm der ARD-Reihe „Die Füchsin: Dunkle Fährte“ (17. Dezember, 20.15 Uhr) blickt in die 80er zurück, erzählt aber aus dem Heute: Da lebt die „Füchsin“ (Lina Wendel) in Düsseldorf von Hartz-IV, verweigert sich der Mitarbeit in der Sicherheitsfirma eines einstigen Genossen, spielt ihre Erfahrungen von der unsichtbaren Front aber aus, als der Freund einer Bekannten verschwindet. (mz)
„Unsichtbare Jahre“ ist um 20.15 Uhr in der ARD zu sehen, „Westagenten für die Stasi“ folgt um 21.45 Uhr.