RTL-Sendung "Was wäre wenn" RTL-Sendung "Was wäre wenn": Starke Besetzung schwache Gags

halle (Saale) - „Sieb kaputt oder Sieb heil?“, fragt Jan Böhmermann mit Hitlerbärtchen und Seitenscheitel eine verwirrte Verkäuferin und flaniert weiter durch die Kölner Innenstadt, alles aufgenommen mit versteckter Kamera. Geht’s auch flacher? Ja, es geht auch flacher. Kathrin Bauerfeind bestellt im Drive-In von Burger King einen „Scheiß-Burger, Titte“.
„Was wäre wenn?“ heißt die Sendung, die seit Donnerstagabend im RTL-Spätprogramm für Lacher sorgen soll. Im Wohnzimmer-Studio mit amerikanischem Kühlschrank und grüner Ledercouch sitzt grundsätzlich eine viel versprechende Besetzung: Jan Böhmermann (Neo Magazin), Palina Rojinski (MTV home), Katrin Bauerfeind (Kulturzeit) und Jan Köppe (YPS - Die Sendung). Allesamt von verschiedenen Spartensendern für RTL zusammen geklaut, gehören sie zu den Gesichtern der Zukunft. Mit ihren innovativen Formaten haben sie sich eine feste Anhängerschaft aufgebaut. Umso mehr verwundert es, dass sich die Vier auf RTL eingelassen haben, das in Sachen Comedy bisher mit Cindy aus Marzahn und Mario Barth eine ganz andere Zielgruppe angesprochen hat.
Jan Böhmermann steht für den „anarchischen Humor“, gewann mit der abgedrehten Talkshow „Roche und Böhmermann“ 2012 den deutschen Filmpreis und gehört mit dem Neo Magazin zu den ersten, die das alte, das lineare Programmfernsehen hinter sich gelassen haben. Ähnliches gilt für Kathrin Bauerfeind.
Ein bisschen lustig wird es beim „Nazi-Bingo“
Jetzt sitzt die komödiantische Avantgarde im verlängerten Wohnzimmer und macht Fernsehen wie in den 90ern. Durchgeplant, vorhersehbar und leider über Strecken unlustig. Sie kichern über ihre eigenen Witze, spielen der Sexhotline einen Telefonstreich, indem sie sie mit der Astrohotline verbinden und verarschen Besucher einer Kunstausstellung: „Sehen sie das Vaginale im Bild?“
Zum Gähnen langweilig wird es dann, als Bauerfeind die Bundestagsabgeordnete Bärbel Höhn (Bündnis 90/Die Grünen) interviewt und immer wieder unterbricht. Mal weil ein vorbeifahrender Lkw im Hintergrund stört, mal weil die Reporterin einen Fleck auf ihrer weißen Bluse entdeckt. Bärbel Höhn nimmt es gelassen. „Den Fleck sieht man gar nicht.“ Ein bisschen lustig wird es beim „Nazi-Bingo“. Im Interview mit dem Bundesvorsitzenden der rechtsextremen „Bürgerbewegung pro Deutschland“ streichen sie alle populistischen Wörter weg, die vom Politiker im Gespräch fallen.
Und trotzdem: „Was wäre wenn“ war diesmal nur mäßig witzig. Mit der hochkarätigen Besetzung wäre mehr drin gewesen. Vielleicht wird die Sendung in den nächsten Wochen auch noch warm und weniger weichgespült. Drei Folgen wird es mindestens noch geben. Ansonsten gilt für Böhmermann und die anderen, dass sie eine Niederlage im Hauptprogramm wegstecken müssen. Die werden sie verkraften. (mz)