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Royaler Baby-Countdown Royaler Baby-Countdown: Kate soll Füße kalt halten

Von Hendrik Bebber 07.07.2013, 15:31

London - Die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit konzentriert sich in diesen Tagen auf das Londoner Marienhospital. Der Countdown läuft, jeden Tag könnte der royale Nachwuchs geboren werden.

+++Sonntag, 21. Juli - Gute Ratschläge für Kate+++

Nun sieht alles so aus als ob die Oma recht behält. Carole Middleton soll angeblich Freundinnen verraten haben, dass ihr Enkelkind unter dem Sternzeichen des Löwen zur Welt kommen wird. Tatsächlich ist schon eine Woche seit dem 13. Juli verstrichen, den die Medien irgendwie als Geburtsterm festgesetzt hatten. Der Frust, dass sich das Baby nicht daran gehalten hat, wächst je länger das Bataillon der Reporter, Fotografen und Kamerateams sich vor dem Marienhospital in London mopst.

Glückicherweise gibt es eine Menge von einschlägigen elektronischen Unterhaltungsspielen für Handy und Laptop um die Langweile ein wenig erträglicher zu machen. Wer wissen möchte, wie „süß“ das  Kind aussehen könnte, sollte mit dem „Königlichen Babymacher“ des satirischen  Internetmagazins „The Poke“ fummeln. Aus den Augen, Nasen und Mundpartien von Kate, William, Harry und Prinz Charles lassen sich unendliche Kombinationen erstellen.

Grenzenlos sind auch die guten Ratschläge für Kate um die Niederkunft zu beschleunigen. Sie reichen von Spaziergängen auf holprigen Wegen bis zum Himbeerblättertee. „Geburten Guru“ Christine Hill hält sich da raus. Die 65-jährige Schwangerschafts-Physiotherapeutin zählte in ihrer Beratungsstelle auch Kate und William zu ihrem Klientel. Sie verriet jedoch lediglich  jetzt in einem Interview mit dem „Telegraph“, dass Prinz William „seine Sache gut machen wird“, wenn er im Kreissaal seiner Frau beisteht.

Und all den Frauen, die gleich Kate jetzt in der Gluthitze auf ihr Baby warten, rät Christine Hill, die „Füße kühl zu halten.“ Wahrlich ein königlicher Rat!

+++Samstag, 20. Juli - Baby bis Balmoral+++

Endlich schien es so weit zu sein. Gut gelaunt stellten sich Kate und William vor dem Marienhospital den aufgeregten Fotografen und Reportern, die seit zehn Tagen auf diesen Augenblick gewartet hatten. Bei dem Gewimmel musste die Polizei einem Krankenwagen den Weg durch die wogende Mange bahnen. Doch es war nur ein niederträchtiger Scherz der „Sun“ mit der Hochschwangerschaft der Herzogin. Das Massenblatt heuerte „Doppelgänger“ an, die eine entfernte Ähnlichkeit mit dem königlichen Elternpaar hatten. 

Für neue Aufregung sorgte eine unbestätigte Meldung, dass Kate und William vom  Landsitz der Middletons auf dem Weg nach London zum Krankenhaus seien. Auch das war  Fehlanzeige. Nun richten sich die Medien auf eine weitere Woche für das absurde Theaterstück „Warten auf Baby Cambridge“ ein. Der Palast hüllt sich hinsichtlich des Geburtentermins  weiter in Schweigen, der schon  vor einigen Monaten vage mit „Mitte Juli“ angegeben wurde. Die Medien jedoch verstiegen sich irgendwie auf den 13. Juli und sind höchst frustriert, dass sich das Baby nicht daran gehalten hat.

Nun wird damit gerechnet, dass bei Kate die Sperrfrist am kommenden Freitag abgelaufen ist. Dann nämlich  will die Queen ihren Sommerurlaub in ihrem schottischen Ferienschloss Balmoral beginnen und wäre „nicht amüsiert“, wenn sie weiter im glutheißen London auf die Ankunft des monarchistischen Nachwuchses warten müsste. Aber vielleicht wurde dieses Gerücht auch vom Palast im Auftrag von Prinz William ausgestreut, der jetzt Rache an den Medien übt, die seiner Mutter Prinzessin Diana so übel nachstellten.

+++Freitag, 19. Juli - Videostar dank Baby Cambridge+++

Großbritannien ist Weltmeister in der Videoüberwachung. Im Königreich sind an die zwei Millionen offizielle Kameras installiert und vermutlich  noch einmal soviel von Firmen und Privatleuten. Statistisch wird man bei einem Spaziergang durch London mehr als 70 Mal zum Filmstar.

Dank des erwarteten königlichen Babys kann man sich jetzt in exzellenter Qualität und satter Farbe bewundern, wenn man an dem Eingang zum „Lindo“-Flügel des Londoner Marienhospitals vorbeigeht. Die „Sun“ und der „Telegraph“ richteten nämlich hier Camcorder ein, die live im Internet zu sehen sind. So kann man in der ganzen Welt selbst lauern, wann Kate endlich zur Entbindung erscheint. Der „Telegraph“ hat anscheinend besondere Informationen, dass dies nicht zwischen 11 Uhr nachts und 4 Uhr morgens passiert. Dann ist nämlich die Kamera abgeschaltet. Die größte unter den seriösen Zeitungen des Königreichs veröffentlichte auch eine „vertrauliche Information“, dass das Krankenhauspersonal auf den 19. Juli als Geburtstermin vergattert wurde. Allerdings wäre es ganz normal, dass sich die Niederkunft noch um eine Woche verzögern könnte. Dafür spricht, dass die Polizisten vor dem Eingang des „St Mary Hospital“ abgezogen wurden.

Aber vielleicht ist dies nur ein raffiniertes Ablenkungsmanöver um die Privatsphäre der Eltern vor den Medien zu schützen. Plötzlich beunruhigt ein schreckliches Gerücht das Medienheer in dem Feldlager vor dem „Lindo Flügel“: Das Baby könnte womöglich in dem „Royal Berkshire Hospital“ in Reading auf die Welt kommen, weil dies näher zu Kates Elternhaus liegt, wo sie angeblich untergetaucht sei.

Hier geht's zum Livestream.

+++Donnerstag, 18. Juli - Kein Grund zum Durchknallen+++

Die Insel in einem einzigen Freudentaumel über die baldige Ankunft des königlichen Babys? Von wegen: Die Briten nehmen das Ereignis recht gelassen, wie zum Beispiel Margaret Rhodes, die Kusine und engste Freundin der Queen. Als sie in einem Interview mit dem amerikanischen Fernsehsender CNN gefragt wurde, ob sie schon „wahnsinnig aufgeregt“ über das Baby sei, lachte die 88-jährige Nichte der „Queen Mum“ schallend und antwortete: „Nicht besonders. Alle haben Babys. Das ist zwar schön, aber man braucht deswegen nicht aus dem Häuschen geraten.“

Auch die Queen trägt das „freudige Ereignis“ mit Fassung. „Ich hoffe, dass das Baby bald kommt und ich nicht meinen Urlaub verschieben muss“, lächelte sie auf die  diesbezügliche Frage eines zehnjährigen Mädchens bei einem Schulbesuch in Cumbria. Die Vorstellung, dass die Briten wegen „Baby Cambridge“ total durchknallen,  beruht auf der klassischen Verwechslung von Volksmeinung mit Medien-Hype.

Seit Traktate und satirische  Blätter im frühen 19. Jahrhundert  anzügliche Bemerkungen über das Eheleben und die Fehltritte von Georg IV. und seiner Frau Caroline von Braunschweig machten, ist die königliche Familie das bevorzugte Ziel für Klatsch und sensationelle Enthüllungen. Allerdings dämpfte  der viktorianische Puritanismus lange die Jagdlust des „royal rat pack“  („Königliches Rattenpack“), wie die „Hofreporter“ unfein genannt werden. So traf 1936 die Abdankung von Edward VIII. die britische Öffentlichkeit völlig unvorbereitet. Keine Zeitung hatte über seine lange Affäre mit der geschiedenen Amerikanerin Wallis Simpson berichtet, weil sich die Presse einer freiwilligen Zensur unterzogen hatte. Was die heutigen Windsors anbelangt, sind die Hemmungen seit den Skandalen um Charles und Diana und Andrew und „Fergie“  längst gefallen. Die berühmt-berüchtigten Höhepunkte waren „Camillagate“ – das über Handy geführte und abgehörte peinliche Bettgeflüster zwischen Charles und seiner Geliebten und „Fergies“ barbusige   Swimmingpool-Spiele mit ihrem texanischen Freund. Prinzessin Diana, die von den Massenmedien wohl aus Reue nach ihrem Tode zur Volksheiligen ausgerufen wurde, erklärte verzweifelt kurz vor ihrem Unfall gegenüber der französischen Zeitung „Le Monde“: „Unsere Presse ist blindwütig. Sie vergibt nichts. Sie jagt nur nach Fehlern. Ich muss verrückt sein, dass ich nicht schon lange auswanderte.“

Prinz William hat die Hetzjagd  der Medien auf seine Mutter nicht vergessen und schirmt seine eheliche Privatsphäre eisern ab.  Während Diana und Fergie durch ihre Freimut und manipulativen Indiskretionen gleichzeitig Helfershelfer und Opfer eines beispiellosen Medienrummels wurden  und der Monarchie dabei schweren Schaden zufügten, werden die Journalisten jetzt auf Distanz gehalten und mit dürren Verlautbarungen abgespeist. So verlautbarte der Palast lediglich, dass die Geburt des Babys „Mitte Juli“ zu erwarten sei. Weil die Medien sich jedoch sofort auf den 13. Juli festlegten, kam es zu diesem absurden Wartespiel.

Im Großen und Ganzen sind die Briten recht zufrieden mit der Monarchie. Dies ist vor allem der Queen zu verdanken. Ihre Persönlichkeit und die vorbildliche Art, wie sie ihr Amt als Staatsoberhaupt erfüllt, erklärt alleine nicht die Faszination, die von der britischen Monarchie ausgeht. Vielmehr ist Elizabeth auch die Chefin der „Buckhouse-Show“, wie die Amerikaner ein Medien-Phänomen nennen, das alle ihre Seifen-Opern übertrifft. Schon als  sie 1947 Prinz Philip heiratete jubelte Winston Churchill: „Millionen sehnen sich nach diesem freudigen Ereignis, das Farbe in unseren grauen Alltag bringt.“ Eine nicht abreißende Serie von Hochzeiten,  Geburten und Jubiläen in der königlichen Familie hielt die Nation seitdem bei Laune, während Ehekriege und Scheidungen ebenso prickelnde Entrüstung verursachten. Dabei sind Ausländer weitaus süchtiger als die Briten auf den ständigen Tratsch aus dem Hause Windsor, der  von der internationalen Boulevardpresse begierig aufgesogen wird.  In den Pubs wird der Kricketsieg über Australien und die Hitzewelle diskutiert aber das königliche Baby ist einfach kein Thema. Allenfalls taucht es in einem Witz für literarisch beschlagene Gäste auf: So soll bei der Wette auf den Namen „Godot“ jetzt der Favorit sein.

+++ Mittwoch, 17. Juli - Hipp hipp Hurra!+++

Die Herzogin von Cornwall verkündete, dass die Herzogin von Cambridge noch vor dem Wochenende den königlichen Prinzen oder die königliche Prinzessin gebären wird. „Wir warten alle auf den Telefonanruf“, sagte Camilla, die mit ihrem Mann Prinz Charles eine Wohltätigkeits-Tour durch Cornwall machte. „Wir sind hoffnungsvoll, dass er oder sie zum Ende der Woche da ist.“

Das wird das Heer der Fotografen und Reporter freuen, die seit zehn Tagen das Marienhospital in London belagern. Für den Erwartungs-Stress hat der Medienpulk den Codenamen „pregnant pause“ geprägt. Wörtlich übersetzt ist dies „schwangere Pause“ aber entspricht dem deutschen Begriff „Kunstpause“. Als das Gerücht aufkam, dass Kate der Londoner Gluthitze entflohen sei und sich in dem feudalen Landhaus ihrer Eltern in Bucklebury (Grafschaft Berkshire) aufhält, setzte ein Massenexodus der Medien zu dem Dorf ein. Doch bislang gelang niemand der „Goldene Schuss“ auf die 31-jährige Kate. Sie meldete sich allerdings mit einem Zeitschriften Artikel aus ihrem Schwangerschaft Asyl. Als Schirmherrin einer Stiftung für verhaltensgestörte Kinder verfasste sie einen leidenschaftlichen Artikel im Magazin dieser Organisation. „Probleme wie Drogenabhängigkeit, Armut,  Missbrauch und Tod und Krankheiten von Familienmitgliedern haben lange und traumatische Folgen“, schrieb die Herzogin. „Viel zu viele junge Menschen leiden unter emotionalen Problemen mit zerstörerischen Konsequenzen.“

Es wird erwartet, dass Kate gleich ihrer verstorbenen Schwiegermutter Prinzessin Diana bald nach der Niederkunft ihre vielen Verpflichtungen bei karitativen Organisationen wieder aufnimmt. Die Debatte, ob sie nicht besser in einem staatlichen Krankenhaus hätte entbinden sollen, als in dem sündhaft teuren Privatflügel des Marienhospitals ist mittlerweile verstummt. Die Briten sind erbittert über die katastrophalen Zustände in vielen der staatlichen Krankenhäuser, die jetzt in einem regierungsamtlichen Report angeprangert wurden.

Der 48–Jährige Dee Algar aus Chicago ist der Meinung, dass für Kate das Beste gerade gut genug ist. „Wir lieben sie in Amerika. Sie hat die Wärme und Schönheit Dianas. Wir mussten einfach dabei sein, “ gab der Fan gegenüber der „Sun“ als Motiv an, warum er mit seiner Familie Stallwache vor dem Krankenhaus schiebt. Das gleiche tut auch 77 -jährige Terry Hutt aus Cambridge für „seine“ Herzogin. Eingehüllt in den „Union Jack“ schwenkt er unverdrossen sein Plakat mit der simplen Botschaft: „Mein Glückwunsch für Prinz William und Catherine. Hipp hipp Hurra!“

+++Dienstag, 16. Juli - Jüdisch-islamischer Vampir?+++

Stammhalter der britischen Monarchie sind die große Stunde der Stammbaum-Förster: Kein Genealoge, der nicht schon die Ahnenreihe der täglich erwarteten Nummer drei in der Thronfolge bis in den entferntesten Zweig ausgeforscht hat. Was den Vater Prinz William anbelangt, ist „Made in Germany“ die Hauptkomponente des neuen Produktes der „Firma“ wie sich die königliche Familie selbstironisch nennt.

Tatsächlich ist die Genealogie des Hauses Windsor fast rein deutsch. Die einzige britische Ausnahme in der männlichen und weiblichen Ahnenreihe der Königin war ihre Mutter Elizabeth, die aus einem schottischen Grafengeschlecht stammt. Danach kam Williams Mutter Prinzessin Diana, die Tochter des englischen Grafen Spencer und auch Kate Middleton ist „very British“.

Bei ihr konnten die Ahnenforscher trotz  intensiver Bemühungen keinen Tropfen blaues Blut entdecken. Die Tochter eines Piloten und einer Flugbegleiterin, die mit ihrem Partyversandhandel in den begüterten englischen Mittelstand aufstiegen, hat in ihrem Stammbaum keine Grafen und Barone sondern Bergarbeiter und Handwerker. Dagegen liest sich Prinz Williams Ahnenreihe wie der deutsche Adelsalmanach. Es begann mit  Georg I. Ludwig, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg. Er wurde Herrscher des neu geschaffenen Königreichs Hannover und gewann dank der englischen Thronfolgebestimmungen 1714 auch die britische Krone. Ihm folgten drei weitere Könige mit dem gleichen Namen und der kinderlose König William IV, mit dessen Tod 1837 die 123-jährige Personalunion von Hannover und Großbritannien endete. Williams Nichte Victoria übernahm den britischen Thron und wählte wie ihre Vorgänger aus dem Hause Hannover einen deutschen Ehepartner. Ihr Mann Prinz Albert begründete die Herrschaft des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha über Großbritannien die mit ihrem Sohn König Eduard VII. begann. 1917 änderte König George V wegen des Krieges mit seinem deutschen Vetter Kaiser Wilhelm II (beide waren Enkel Königin Victorias) den Namen des Hauses nach der königlichen Residenz  in “Windsor“.

Ihrem Ehemann Prinz Philip zuliebe, verfügte Elisabeth II im Jahre 1960, dass ihre Nachkomme den Familiennamen „Mountbatten-Windsor“ tragen. Philips in England lebenden Vorfahren hatten ebenfalls im Weltkrieg ihren deutschen Adelsnamen „Battenberg“ zu „Mountbatten“ anglisiert. Bis zu seiner Heirat war Philip Prinz von Griechenland und Dänemark – die beide von Königen aus dem deutschen Haus Schleswig-Sonderburg-Glücksburg regiert wurden. Der auf Korfu geborene Prinz besuchte die Schlossschule Salem und spricht fließend Deutsch. Seine vier Schwestern heirateten deutsche Aristokraten. Stochert man weiter in der Genealogie von „Baby Cambridge“, so stößt man auf  „Brandenburg Ansbach“, „Sachsen Meiningen“, „Mecklenburg-Strelitz“ und das Württemberger  Fürstenhaus Teck um nur einige zu nennen.

In einigen britischen Massenblättern wurde viel Aufhebens um die Behauptung von Genealogen gemacht, dass das Baby einmal der erste jüdische Monarch auf dem britischen Thron wird. Kate Middletons Mutter Carole (geborene Goldsmith) soll jüdische Eltern und Großeltern haben. Doreen Berger, die Vorsitzende der Jüdischen Gesellschaft für Genealogie bezeichnet diese Behauptung als „absoluten Unsinn“. Sie beruht auf dem Fehler, dass die Familiennamen von Kates mütterlichen Ahnen sowohl bei Juden als auch bei Christen gebräuchlich sind.

Ebenso gewagt  ist das Forschungsergebnis des renommierten französischen Genealogen Jean-Louis Beaucarnot, der eine Ahnenlinie von Prinz William zu dem transylvanischen Fürsten Dracula und dem  Propheten und islamischen Religionsstifter Mohammed beweisen will. Wenn man all dies ernst nehmen sollte, so wird „Baby Cambridge“ einmal als der erste jüdisch-islamische  Vampir auf dem britischen Thron für Schlagzeilen sorgen.

+++Montag, 15. Juli - Von „Victoria“ bis „Hashtag“+++

Das Baby weigert sich weiterhin zu den von den Medien festgesetzten Terminen auf die Welt zu kommen. Das freut die britischen Buchmacher, weil  Tag für Tag mehr Wetten auf den Namen gesetzt werden, Alexandra oder George sind weiterhin die Favoriten. Große Gewinne von 500-1 sind freilich nur zu machen, wenn das Kind nach der indianischen Prinzessin „Pocahontas“ oder nach der Twitter-Verknüpfung „Hashtag“ benannt wird.

Laut den Meinungsumfragen wünschen sich die meisten Briten, dass die Nummer vier in der Thronfolge James oder Victoria getauft wird. Merkwürdigerweise finden sich diese nicht in der Liste der 100 populärsten Namen für Jungen und Mädchen, die letztes Jahr im Vereinigten Königreich geboren wurden. Sie wird von Olivia, Lily und Sophie bzw. von Harry, Jack und Oliver angeführt. Der am häufigsten eingetragene Vorname in den Registern der britischen Standesämter wurde in den letzten Jahren jedoch Mohammed in den verschiedenen Schreibweisen.

Der Fußballstar David Beckham, der wie so viele Prominente um seine Meinung zum  „wichtigsten Baby der Welt“ befragt wurde, prophezeit, das William und Kate „ideale Eltern“ werden. Was den Namen anbelangt hält er „David für keine schlechte Idee – vorausgesetzt es ist ein Junge.“ 

+++Sonntag, 14. Juli - Kricketsieg statt Baby-Geburt+++

Die erlösende Nachricht, auf die England so lange gewartet hatte, kam in den späten Abendstunden. Mit großem Jubel feierten die Engländer den Tagessieg ihrer Nationalmannschaft im Kricket gegen den alten Erzgegner Australien.

Die Fotografen, Reporter und Kamerateams, die in der Gluthitze vor dem Marienhospital in London schwitzten, wurden wieder enttäuscht. Die Medien hatten dieses Wochenende als den Geburtstermin für das königliche Baby festgesetzt. Doch Kate verbrachte den heißesten Tag seit sieben Jahren im schattigen Garten des Landhauses ihrer Eltern fern ab von London Berkshire. Prinz William spielte unterdessen mit seinem Bruder Harry Polo. Er wollte eigentlich seine Teilnahme an dem Benefizspiel absagen, zu der er sich lange vor Kates Schwangerschaft verpflichtet hatte, um bei seiner Frau zu sein. Doch die Herzogin überredete ihn, wie geplant den Polo-Hammer zu schwingen, weil sie bis zur Geburt ihres ersten Kindes ein „normales Leben“ führen möchte. Als der Herzog von dannen zog, um mit seinem geliebten Polo-Sport den Fundus der wohltätigen Stiftung aufzustocken, blies das Medienheer vor dem Krankenhaus wieder den Großalarm ab.

+++Samstag, 13. Juli - Keine Wolke und kein Baby in Sicht+++

Das Wetter ist viel zu schön, um Kinder zu kriegen. Keine Wolke und kein königliches Baby ist am heißesten Tag des Jahres in Sicht. Für die internationalen Medien ist jedoch der Tag total verhagelt, denn heute sollte eigentlich passieren, auf was sie sich schon seit Wochen vorbereitet haben.

Vor allen die US-Medien sind schwer enttäuscht. Von Alaska bis Wyoming gab es keinen Fernsehsender und kein Magazin, das nicht schon seit Monaten alle möglichen Aspekte von Kates Schwangerschaft ausgeschlachtet hat. Verglichen damit sehen die Briten das ganze recht gelassen. Doch die großen amerikanischen Networks möchten endlich das königliche Baby in Fleisch und Blut präsentieren. „Ich bin so aufgeregt, dass ich meine, bei mir selbst hätten schon die Wehen eingesetzt“, bekannte die CNN- Moderatorin Victoria Arbiter. „Jedes Mal wenn das Telefon klingelt, wird mir übel bei dem Gefühl jetzt ist der Moment gekommen. Aber es ist nicht nur ich; die ganze Welt wartet darauf.“

Vielleicht ist es morgen soweit. Aber auf der anderen Seite wollen William und sein Bruder Harry am Sonntag an einem Polo-Match für wohltätige Stiftungen teilnehmen. Womöglich kennen der Vater und Onkel besser als die Medien das englische Sprichwort „Haste makes waste“ („Gut Ding will Weile haben“).

+++Freitag, 12. Juli - Spannung ist auf dem Siedepunkt+++

„Wir alle sind sehr aufgeregt und warten intensiv darauf“, bekannte nun auch Stief-Großmutter Camilla bei einer Gartenparty im Buckingham-Palast. „Wir warten ständig auf den Anruf“. Und der Großvater Prinz Charles sagte bei dieser Gelegenheit zu dem Hersteller einer Gedenktasse für das königliche Baby: „Nun ja, jetzt ist es bald so weit.“ Gemeint ist natürlich „Ereignis S0601867“. So lapidar bezeichnet das Londoner Straßenverkehrsamt auf den Parkverbotsschildern vor dem Krankenhaus die Geburt des künftigen Monarchen.

Sobald das Baby auf die Welt gekommen ist, wird es ganz London hören. Dann feuert nämlich die berittene königliche Artillerie im Hyde Park den traditionellen Salut von 41 Kanonenschüssen. Der erste Mann, der außer den Eltern davon erfährt, dass es endlich „soweit ist“, heißt Jamie Lowther-Pinkerton, der Privatsekretär des Herzogspaares von Cambridge. Über ein abhörsicheres Handy alarmiert er dann sofort Marcus Setchell. Der 70-jährige Gynäkologe der Queen steht schon seit Tagen auf Abruf für die Entbindung bereit. Mitchell, der schon den Kindern von Prinz Edward und seiner Frau Sophie auf die Welt geholfen hat, verschob nun extra für die Geburt des Stammhalters des Hauses Windsor seine Pensionierung.

Wenn das Baby schließlich da ist, wird Prinz William die Queen telefonisch darüber informieren. Sein Privatsekretär teilt dies Minuten später Premierminister David Cameron und dem Erzbischof von Canterbury mit. Die Nachrichtenzentrale im Buckingham-Palast verkündet dann die frohe Botschaft telefonisch den Staats- und Regierungschefs der 54 Länder und den Chefminister von Schottland, Wales und Nordirland. Auch im Zeitalter von „Twitter“ wird die Geburt traditionell auf einem Plakat verkündet, dass auf einer vergoldeten Staffelei am Tor des Buckingham Palastes ausgestellt ist.

Laut den letzten Gerüchten soll es der baldigen Mutter „blendend gehen“. Sie soll sogar mit dem Gedanken gespielt haben, das Galakonzert am Donnerstag zu besuchen aber hat sich dann doch eines Besseren besonnen. Anscheinend ist ihr die Schwangerschafts-Diät aus heißen Currys und süßen deutschen Gummibärchen, für die sie einen Heißhunger entwickelte, gut bekommen.

+++Donnerstag, 11. Juli - Ein unerfreuliches Ereignis+++

„Gewöhnlich gut unterrichtete Kreise“ munkeln, dass neben Prinz William auch Kates Mutter Carol und ihre Schwester Pippa bei der Niederkunft dabei sein werden. Wie dem auch sei, so bleibt die königliche Geburt eine private Affäre und nicht wie bis ins 20. Jahrhundert hinein ein Staatsakt, der öffentlich bezeugt werden musste.

Als 1930 die Königin Mutter Elizabeth kurz vor der Entbindung von Prinzessin Margaret stand, musste der Innenminister von London nach Schottland reisen, um das Ereignis augenscheinlich zu dokumentieren. Es dauerte schließlich drei Wochen, bis er der Regierung melden konnte, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Die „Queen Mum“ beschwerte sich damals bitter über den Eingriff in ihre Privatsphäre bei ihrer Schwiegermutter Königin Mary als sie sagte, „ich muss wohl jetzt alles mögliche schlucken, damit es schneller geht und diese albernen Männer nicht länger warten müssen“. Königin Mary tröstete sie mit der lapidaren Feststellung „Die Schwangerschaft ist der Fluch der auf uns Frauen liegt“.

Die Gepflogenheit, dass Minister bei einer königlichen Geburt anwesend sein müssen, geht auf Maria von Modena, der Ehefrau von König Jakob II (1603-1701) zurück. Damals wurde gemunkelt, dass sie ihre Schwangerschaft nur vorgetäuscht hat und ein fremdes Baby in einer Wärmeflasche in ihr Wöchnerinnenzimmer geschmuggelt wurde. Für viele Frauen in der Geschichte der britischen Monarchie waren Geburten nicht ein „freudiges Ereignis“ sondern ein ungeheurer Stress.

Königin Victoria gebar zwar neun Söhne und Töchter aber verabscheute Schwangerschaften und Babys, „die eine Frau zur Kuh machen.“ Ihr Mann Prinz Albert von Coburg begründete die Tradition, dass die meisten königlichen Väter seitdem die Geburten bezeugt haben. Die Ausnahme war Prinz Philip, der Squash spielte, als Prinz Charles geboren wurde. Die damalige Labour Regierung hatte erst für die spätere Königin Elisabeth II die Jahrhunderte alte Gepflogenheit abgeschafft, dass Volksvertreter die Geburt von Prinzen und Prinzessinnen bezeugen müssen. Angeblich war die Queen über diesen Traditionsbruch „nicht amüsiert“. Aber ihr Enkel Prinz William und seine Frau sind gewiss froh, dass sie den Kreissaal nicht mit dem Innenminister und dem Erzbischof von Canterbury teilen müssen.

+++Mittwoch, 10. Juli - Erster Schrei ist königlich+++

Jetzt herrscht wenigstens Gewissheit über den Titel. Der Kensington Palast gab bekannt, dass der Säugling als „Königliche Hoheit“ und als Prinz oder Prinzessin in die Windeln macht. Angenommen die Wettfavoriten „Alexandra“ oder „George“ setzen sich wirklich durch, dann  hieße der neue Spross des Hauses Windsor offiziell „Seine Königliche Hoheit, Prinz George von Cambridge“ beziehungsweise „Ihre Königliche Hoheit, Prinzessin Alexandra von Cambridge“.

Damit wäre das Baby um einiges individueller als seine Eltern. Diese verloren nämlich bei der Hochzeit ihre Vornamen. Aus „Prinz William von Wales“ und „Kate Middleton“ wurden nämlich schlicht und einfach „Der Herzog von Cambridge“ und „Die Herzogin von Cambridge“. Diesen Titel hatte die Queen ihrem Enkel und seiner Frau als Hochzeitsgeschenk verliehen.  Das Baby braucht auch in Schottland und Nordirland nicht wie die Eltern den Titel zu wechseln.

Für die klaren Titelverhältnisse hatte die Uroma mit einem königlichen Patent gesorgt. Die Queen verfügte außerdem, dass auch die jüngeren Geschwister des Babys den Titel Prinz oder Prinzessin vor ihren Vornamen stellen können, was bislang nur das Privileg der Erstgeburt war.

Diese Stimmung herrscht sicherlich auch im Londoner Marienhospital, wo einer der acht Kreissäle schon seit Tagen für die königliche Niederkunft frei gehalten wird. Wenn es endlich soweit ist, wird  dort freilich das Kind schlicht als „Baby Cambridge“ in die Geburtenliste eingetragen werden.

+++Dienstag, 9. Juli - Sabberlatz mit Krönchen+++

Kates und Williams Geheimniskrämerei ist ausgesprochen geschäftsschädigend für die britische Andenkenindustrie. Weil das Herzogspaar von Cambridge das Geschlecht und den Namen des erwarteten Babys verheimlicht, können die Souvenirteller- und -tassen vorläufig nicht bedruckt werden. Dennoch rechnet die Sparte nach dem frohen Ereignis im Hause Windsor mit einer Umsatzsteigerung von 300 Millionen Euro.

Viele Firmen produzieren wegen der Ungewissheit ob Junge oder Mädchen gleich doppelt oder geschlechtsneutral. Der besonders gute Tropfen, mit dem die Briten auf die Geburt ihres künftigen Monarchen anstoßen, wird von M&S in rosa und den blauen Flaschen angeboten. Der führende Kleinkinderausstatter „Mothercare“ bietet einen Strampelanzug mit dem Logo „Prinz im Training“ an, aber garniert Schlafdecken und Lätzchen vorsichtig nur mit aufgedruckten Kronen.

Die Kinderbuchverlage haben eine Reihe von Publikationen herausgebracht, die sich um eine fiktive Prinzessin drehen, deren Baby mit seinem nächtlichen Gebrüll der Queen den Schlaf raubt. Um dies zu verhindern, verlegten Musikproduzenten CDs mit beruhigender Klassik und Schlafliedern. Bleibt nur zu hoffen, dass der 31–Jährige Vater Prinz William bei seiner Vorliebe für Hiphop und Dance auch diese Scheiben einschiebt.

Die offizielle Vermarktungsagentur der Monarchie wird erst nach der Ankunft des neuen Mitglieds der Firma Windsor, mit Souvenirs in das große Geschäft einsteigen. Bislang gibt es im Angebot nur Schlafanzüge im Stil der königlichen Garde der Babys und T-Shirts für kleine Prinzessinnen. Bei allen Profitstreben ist doch Vorsicht geboten. Schließlich will niemand den Fehler machen, wie ein chinesischer Exporteur, der sofort nach der Ankündigung von Kate Middletons Verlobung zehntausende von Teebechern auf den Markt warf: Sie zeigten allerdings statt Prinz William dessen Bruder Harry als Bräutigam.

+++Montag, 8. Juli - Silber für alle Geburtstagskinder+++

Mit dem königlichen Baby kommen zwischen 1900 und 2000 seiner künftigen Untertanen auf die Welt. Die königliche Münze geht auf Nummer sicher und hat 2013 Glückspfennige geprägt, die den mitköniglichen Geburtstagskindern als Geschenk überreicht werden.

Die Gedenkmünze ist aus purem Silber und hat einen reinen Metallwert von 28 Pfund (rund 32 Euro). Auf der Rückseite sind das volle königliche Wappen und die Jahreszahl 2013 eingeprägt. Nach englischer Tradition soll es einem neu geborenen Baby Wohlstand und Gesundheit bringen, wenn man seine Hand mit Silber berührt oder eine silberne Münze schenkt. Je nachdem, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, werden die Glücksbringer in einer blauen oder einer rosa Börse verschickt.

+++Wettbüro vor dem Krankenhaus eingerichtet+++

„Babys haben ihre eigene Agenda“, soll Kate auf die Frage geantwortet haben, wann es denn soweit ist. Eingedenk dessen verhängte die Polizei vom 1. bis zum 31. Juli ein Halteverbot vor dem Krankenhaus, damit nur Autos mit einem Sonderpass wegen eines „Ereignisses“ dort parken können.

Auf der anderen Seite soll der königliche Gynäkologe Marcus Setchell letzte Woche nach einem Kricketmatch auf den Umtrunk verzichtet haben, weil er „jeden Moment“ für die Entbindung ins Krankenhaus eilen müsste. Laut mehreren Behauptungen von Klatschkolumnisten hätte Carole Middleton Freundinnen jedoch anvertraut, dass ihr Enkelkind unter dem Sternzeichen des Löwen geboren würde. Und das wäre nicht vor dem 22. Juli möglich. Die Fotografen machen das Beste aus Langweile und Ungewissheit und haben ein eigenes „Wettbüro“ vor dem Krankenhaus eingerichtet. Auf einem Kalenderblatt mit einem hastig gekritzelten Klapperstorch kann man einige Pfund darauf setzen, wann der Vogel das königliche Baby abliefern wird.

+++Sonntag, 7. Juli - Warten auf den „Goldenen Schuss“ +++

Die Geburt des königlichen Babys wird zwar erst Ende der Woche erwartet, aber die Presse-Wehen haben schon voll eingesetzt. Täglich wächst der Wald aus Stehleitern und Plattformen vor dem Londoner Marienhospital von denen die Fotografen aus allen Ecken der Erde auf den „Goldenen Schuss“ warten.

Der Kampf um die besten Positionen zeugt von der Nervosität der internationalen Medien, die einem Ereignis entgegenfiebern, dass theoretisch jetzt jede Stunde aber auch Ende des Monats stattfinden wird. Weil die Herzogin von Cambridge wegen außergewöhnlich starker Übelkeit im Dezember zur Beobachtung ins Krankenhaus musste, sah sich der Palast entgegen aller Gepflogenheit gezwungen, ihre Schwangerschaft bekannt zu geben. Als Termin der Niederkunft wurde nur „Mitte Juli“ genannt. Aber irgendwie hat sich bei den Medien der 13. Juli als Geburtstag des neuen Sprösslings der Windsors durchgesetzt. Nun dämmert es den Medien, dass sie bei den Geburtsprognosen für die Prinzen William und Harry ziemlich schief lagen.