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Report: Hurrikan «Dean» prallte mit Wucht auf die Küste

Von Franz Smets 21.08.2007, 16:07

Mexiko-Stadt/dpa. - Unerbittlich tankte Hurrikan «Dean» vor der mexikanischen und belizischen Karibikküste Kraft. Die ersten Wolken, die der mächtige Wirbelsturm erzeugte, zeigten sich bereits am Montagnachmittag am Horizont über dem türkisblauen Meer.

Am frühen Abend nahm der Wind zu und Regenfälle setzten ein. Als es soweit war, um 4.30 Uhr Ortszeit am Dienstagmorgen, da raste das Sturmzentrum mit 300 Kilometern pro Stunde gegen die Küste. Das Auge des Wirbelsturmes mit einem Durchmesser von 28 Kilometern erreichte das Festland bei dem Fischerort Majahual, in dem es auch eine Anlegestelle für Kreuzfahrtschiffe gibt.

Der Sturm riss einen schmalen Streifen der Verwüstung durch die dünn besiedelte Landschaft, ein ausgedehntes Naturreservat mit Buchten und Lagunen. Die Rucksacktouristen der entlegenen Gegend waren zuvor aufgespürt und in sichere Gebiete des Nordens der Halbinsel gebracht worden. «Die meisten von ihnen, auch Deutsche, hatten keine Ahnung, was sich da draußen zusammengebraut hat», sagte Tourismusministerin Gabriela Rodriguez.

Das Krisenzentrum des Staates Quintana Roo berichtete von Schäden vor allem in der Hauptstadt Chetumal. Die rund 150 000 Einwohner hatten sich in ihren Häusern verschanzt. Normalerweise sind mexikanische Häuser sturmsicher, da sie ganz aus Beton gebaut sind, einschließlich der Dächer. Nach ersten Berichten gingen Fenster zu Bruch, Bäume stürzten um.

Aus den Gebieten, über die das Zentrum des Sturms hinweggerast war, lagen zunächst keine Informationen vor. Auf seinem Weg über das Festland zog der Sturm über eine Reihe von Maya-Gemeinden und den Ort Pedro Antonio de los Santos, in dem eine Gemeinschaft streng christlicher Mennoniten lebt.

Die rund 300 Kilometer nördlich von Chetumal liegenden Feriengebiete der Riviera Maya und Cancún blieben dieses Mal weitgehend verschont. In Playa del Carmen, 60 Kilometer südlich von Cancún, hatten Touristen die Nacht in ihren Hotels abgewartet. Bürgermeister Carlos Joaquin Gonzalez sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa: «Es sind nur einige Bäume umgestürzt.» Aber auch hier, rund 250 Kilometer nördlich des Sturmzentrums, kam es wegen der starken Regengüsse zu Überschwemmungen in den Straßen. Deutsche Reiseveranstalter brachten Gäste aus den südlichen Gebieten in sichere Unterkünfte im Norden der Halbinsel Yucatan.

Betroffen von dem Hurrikan war insbesondere auch Belize. Hier war befürchtet worden, dass der Grenzfluss Rio Hongo bei Chetumal, aber auch Flüsse weiter südlich die niedrigen Gebiete überschwemmen werden. Auch in den mittelamerikanischen Ländern Honduras, El Salvador und Guatemala werden lang anhaltende Regenfälle erwartet, die Überschwemmungen und Erdrutsche auslösen können.

In der westlichen Karibik war der Sturm dagegen schon fast wieder vergessen. «Was für ein herrlicher Morgen», berichtete Sue aus dem Ort Montego Bay im Norden von Jamaika. Das war am Montagmorgen, als «Dean» gerade im Süden der Insel Verwüstungen angerichtet hatte. «Jetzt haben wir ein wenig Sprühregen, die Straßen werden geräumt, und wir hoffen, bald wieder Strom zu haben.» Jamaika hatte Glück, der Sturm war nur im Süden des Inselstaates vorbeigeschrammt. In den Slums der Hauptstadt Kingston wurden Hütten zerstört und reihenweise Dächer abgedeckt. Die Regierung nahm noch am Montag die Hurrikan-Warnung zurück, die Flughäfen in Kingston und Montego Bay wurden wieder geöffnet. 10 000 Touristen waren auf eigenen Wunsch in ihren Hotels geblieben und setzten ihren Urlaub fort.