Reaktion Reaktion: Willemsen lobt Reich-Ranicki - Kritik von Groebel und Lafer
Berlin/ddp. - Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki stößt mitseiner Fernsehschelte bei Moderator Roger Willemsen auf Zustimmung.Das Quoten- und Unterhaltungsdiktat im Fernsehen sei so starkgeworden, dass «mit Recht Artenschutz für ein paar andere Interessen»angemeldet werden könnte, sagte Willemsen am Dienstag imDeutschlandradio Kultur zum Eklat bei der Verleihung des DeutschenFernsehpreises.
Ablehnend äußerte sich hingegen der Medienwissenschaftler JoGroebel. Man dürfe nicht «so arrogant» sein, «immer nur zu fordern,dass alles im Fernsehen nur für Intellektuelle ist», sagte er der«Heilbronner Stimme» (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht. Hätte sichReich-Ranicki zudem «mal die Mühe gemacht, etliche Dinge anzuschauen,hätte er - wenn er sich überhaupt bewegte Bilder ansieht - zahlreicheBelege dafür finden können, dass heute die besten Produktionenabsolut literarisch auf gleicher Höhe wie die besten Bücher sind».Zudem sei auch in der Buchbranche «extrem viel Mist auf dem Markt».
Reich-Ranickis Fernsehkritik geht auch TV-Koch Johann Lafer(«Lafer! Lichter! Lecker!») zu weit. «Die Leute wollen nun einmalnicht immer nur Hochgeistiges sehen», sagte der Sterne-Koch der inHannover erscheinenden «Neuen Presse» (Dienstagausgabe). DieZuschauer verlangten auch nach leichter Unterhaltung wieKoch-Sendungen. «Sie wollen ihren Spaß haben, sie wollen unterhaltenwerden. Und das ist doch ein Trend, den man nicht nur im Fernsehenbeobachten kann», sagte der 51-Jährige.
Der 88-jährige Reich-Ranicki, der früher die ZDF-Sendung «DasLiterarische Quartett» moderierte, hatte bei der Preisverleihung amSamstagabend in Köln überraschend den Deutschen Fernsehpreis für seinLebenswerk abgelehnt und heftige Kritik an der Veranstaltung geübt.Am Freitag (17. Oktober) wird Reich-Ranicki nun mit Moderator ThomasGottschalk im ZDF über Qualität im Fernsehen diskutieren.
